Inseln im Strom
fliegen durch die Luft und schwimmen überall im Wasser…»
«Dazu brauchen wir eine verdammt große Leinwand», sagte Thomas Hudson.
«Scheiß auf die Leinwand», sagte Bobby, «ich will ein Schoonersegel haben. Wir malen jetzt die größten Bilder, für die Ewigkeit! Immer diese kleinen, miesen Dinger, die du gepinselt hast…»
«Mit den Wasserhosen fang ich erst mal an», sagte Thomas Hudson.
«Gut», sagte Bobby, der sich jetzt nicht gerne in seinem großen Projekt stören ließ. «Das ist vernünftig. Aber… bei Gott… mit unseren Erfahrungen und Kenntnissen, und mit der schlanken Hand, die du schon hast, können wir ein paar großartige Bilder fertigkriegen, du und ich.»
«Gleich morgen fang ich mit den Wasserhosen an.»
«In Ordnung», sagte Bobby. «Für den Anfang. Aber den Hurrikan malen wir auch noch. Hat eigentlich mal wer den Untergang der ‹Titanic› gemalt?»
«Im großen Stil nicht.»
«Das wäre auch was. Das habe ich mir immer ausgemalt. Du müßtest die Saukälte von dem Eisberg mit reinkriegen, der langsam wegtreibt, nachdem es erst gebumst hat. Dazu das Ganze in dickem Nebel und mit allen Einzelheiten. Vergiß den Mann nicht, der in das Boot mit den Frauen jumpt, bloß weil er denkt, daß die ihn dort brauchen, weil er Sportsmann ist. Mal ihn, wie er gerade auf ein paar Frauen tritt, mal ihn in Lebensgröße! Dabei fällt mir der Kerl da oben ein. Warum gehst du nicht mal hinauf und machst dir ein paar Skizzen? Er schläft. Dann hast du ihn für das Bild.»
«Wir sollten besser mit den Wasserhosen anfangen.»
Bobby sagte: «Ich will, daß du ein großer Maler wirst, Tom. Laß den Hühnerschiet, du gibst dich viel zu billig her. Jetzt haben wir drei Bilder ausgeheckt, in weniger als einer halben Stunde, und dabei hab ich meine Phantasie noch gar nicht angestrengt. Und was hast du die ganze Zeit gemacht? Einen Neger hast du gemalt, einen Neger am Strand, der eine Karettschildkröte auf den Rücken schmeißt. Nicht mal eine Lederschildkröte… eine gewöhnliche Karettschildkröte. Oder noch ‘nen Neger oder zwei in einem Dingi, die in einem Haufen Krebse wühlen. Mann, du aast mit deinem Leben.»
Er hielt ein und kippte schnell einen, den er unter der Theke hervorholte.
«Der zählt nicht», sagte er, «den hast du gar nicht mitgekriegt. – Guck mal, Tom: das sind Bilder. Große Bilder. Weltweite Bilder. Die gehören glatt in den Kristall-Palast, mitten unter die Meisterwerke aller Zeiten, und nur das erste ist kein großes Thema. Und dabei haben wir noch nicht mal angefangen. Ich sehe keinen Grund, warum wir es nicht schaffen sollten, daß mal Schluß ist mit der ganzen Pinselei. Oder was meinst du?»
Er nahm noch einen Schnellen.
«Wozu?»
Mr. Bobby beugte sich über die Theke, daß es kein anderer hörte: «Drück dich jetzt nicht, und krieg jetzt keinen Schiß, weil es so fabelhaft ist. Wir brauchen jetzt Visionen. Wir können das Ende der Welt malen – » er hielt den Atem an – «in voller Größe.»
«Verdammich», sagte Thomas Hudson.
«Nein: ehe du verdammt wirst! Die Hölle macht gerade auf. Die Hallelujasinger lamentieren in der Kirche, oben auf dem Kliff, und alle quengeln sie in fremden Zungen, und ein Teufel gabelt sie auf seinen Karren. Dabei schreien sie und winseln und jammern nach Jehova, und Neger liegen überall herum, und die Muränen, Krebse und die Teufelskrabben kriechen über ihre Leiber. Eine Art von großer Luke ist aufgegangen, und die Teufel schleppen Schwarze, Betschwestern und Hallelujasinger hin, und alle verschwinden sie darin. Die Flut kommt, und Hammerhaie und Hundsfische, dazu die Dorn-und Tigerhaie kreisen um die Insel und fressen jeden, der sich retten will, weil er sich nicht in diese Luke schaufeln lassen mag, aus der jetzt Dampf kommt. Die Säufer nehmen gerade den letzten Schluck und werfen mit den Flaschen nach den Teufeln, aber die Teufel schippen sie ganz amtlich in das große Loch. Oder daß sie die See schon fast erreicht hat, wo jetzt die großen Weißen und die Riesenhaie aufgetaucht sind, die Killerwale und die anderen übergroßen Fische, die weiter draußen kreisen, hinter den bloß großen, die sich jeden schnappen, der da schwimmt. Auf der Insel drängen sich die Hunde und die Katzen, und die Teufel gabeln auch die Katzen und die Hunde auf, und die Hunde ziehen den Schwanz ein, heulen, und die Katzen rennen mit gesträubten Haaren und gehen den Teufeln durch die Lappen, und am Ende stürzen sie ins Wasser, schwimmen,
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