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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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keine Ahnung, dass nicht allein seine Schwarzen mordend über das Land zogen, sondern auch massenweise andere und dass bald die halbe Insel in ihrer Hand sein würde. Die Aufrührer mussten lediglich in aller Ruhe in ihren Verstecken abwarten, bis Cromwells Rundköpfe die unter Waffen stehenden Männer der Insel erledigt hatten. Ob die Schwarzen für die Zeit danach auch bereits einen Plan hatten, entzog sich Harolds Vorstellungsvermögen. Vor allem blieb die Frage ungelöst, wie sie mit den englischen Marinesoldaten fertig werden wollten, falls die auf der Insel blieben.
    Harold schob die im Weg hängenden Zweige und Luftwurzeln zur Seite und ging zurück zu der Stelle, wo der weiße Seidenfetzen am Ast hing. Das letzte Zeichen, das sie hinterlassen hatte. Er dachte lange und gründlich nach und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass sie nur einen Weg genommen haben konnte: zurück nach Summer Hill. Nur so ließ sich erklären, dass ihre Spur hier endete. Sie war einfach umgekehrt und hatte sich zu Hause verkrochen, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass bald Hilfe käme. Ohne zu zögern, ging er zurück zum Pfad, wo sein Pferd angebunden war. Er würde sie schon finden. Er musste sie finden! Bevor sie sich aus ihrem Versteck traute und versuchte, sich nach Bridgetown zu ihrem Bruder durchzuschlagen. Über die Gründe, warum sie das nicht schon längst getan hatte, konnte Harold nur rätseln. Vielleicht war sie verletzt, vielleicht hatte sie Angst vor den überall streunenden schwarzen Mordbanden. Ihm konnte es egal sein. Wichtig war allein, dass sie nie wieder ein Wort zu jemandem sagen konnte. Nur dann ließ sich alles ins Lot bringen. Harold stieg in den Sattel und machte sich auf den Weg.
    50
    E lizabeth eilte hinaus auf die Loggia, als sie das Hufgetrappel hörte.
    » Oh Gott, ist es etwa Harold?«, rief Felicity verängstigt, beide Hände an die Wangen gehoben. Sie saß buchstäblich auf den fertig gepackten Reisekisten und fieberte dem Augenblick entgegen, in dem endlich das Zeichen zum Aufbruch käme.
    » Nein, es ist Duncan.« Elizabeth sah zu, wie er absaß und einem seiner Männer befahl, sich um Pearl zu kümmern.
    » Dem Himmel sei Dank!« Frohlockend sprang Felicity auf. » Es kann losgehen! Ich gehe gleich den Kleinen wecken! Er redet schon die ganze Zeit von nichts anderem als von Schiffen!«
    Elizabeth sank das Herz, als sie Duncans düstere Miene bemerkte. Sie eilte die Treppe hinab, um ihn in der Wohnhalle zu empfangen.
    » Wie war die Besprechung?«
    Er zog sich das durchgeschwitzte Wams aus und öffnete sein Hemd.
    » Schwer zu sagen. Auf jeden Fall kein durchschlagender Erfolg. Sie haben einen Erbsenzähler aus Cromwells Dunstkreis dabei. Ich weiß nicht, inwieweit Ayscue Einfluss auf ihn hat. Oder umgekehrt.« Er ging voraus in den Patio.
    Irritiert folgte Elizabeth ihm.
    » Was geschieht denn nun?«
    » Ich muss mich dringend waschen. Ich habe Gallonen von Schweiß vergossen und stinke und bin völlig ausgetrocknet.«
    » Nein, ich meine die Verhandlungen.«
    » Wir müssen abwarten.« Er öffnete die Schnallen des Waffengurts und legte ihn ab. » Unsere Bedingungen liegen auf dem Tisch, nun sind sie am Zug. Sie werden sich beraten und uns dann Bescheid geben.«
    » Und wann?«
    » Das wird sich finden. Der Waffenstillstand gilt zunächst nur bis zum Sonnenuntergang.« Er bückte sich, um die Knieverschlüsse an seinen Breeches zu lockern.
    » Bedeutet das, es könnte doch noch zu einem Kampf kommen, wenn sie nicht einverstanden sind?«
    » So sieht es aus.« Er streifte das Hemd ab und warf es auf die Bank. » Nachdem ich diesen Joseph Wilkes gesehen habe, sollten wir uns auf alles gefasst machen.«
    Ihr wurde der Mund trocken, als sie sah, wie die Muskeln an seinem Oberkörper spielten, während er beide Stiefel auszog.
    » Heißt das, dass wir vorläufig zur Untätigkeit verdammt sind?«
    » Wir könnten uns durchaus die Zeit vertreiben.«
    » Etwa hier im Haus? Vergiss das ganz schnell. Harold kann jederzeit zurückkehren.«
    » Das wagt er nicht. Und wenn doch, lege ich ihn um.«
    » Du sagst das, als wäre es dir ernst!«
    » Aye. Ich beschütze, was mir gehört, das ist mein Recht.«
    » Aber das wäre Mord!«
    » Du verkennst allzu leicht, wer ich bin, Lizzie. Als Freibeuter kommt man nicht weit, wenn man zartbesaitet ist. Überleben kann nur der Gewinner.« Er ging zum Brunnen, stützte sich am Rand ab und streckte den Kopf unter den sprudelnden Strahl. Er wusch sich Haar, Gesicht,

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