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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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bereit zu schwören, dass er in Wahrheit voller Güte und Liebe war. Ihm musste nur Gelegenheit gegeben werden, mit seinem früheren Leben abzuschließen und neu anzufangen. Sie war fest davon überzeugt, dass ihm dies zusammen mit ihr und Jonathan gelingen würde. Sie hatten allerdings noch nicht über ihre gemeinsame Zukunft gesprochen. Elizabeth spürte, dass ihm dieses Thema nicht sehr behagte, jedenfalls lenkte er immer rasch ab, sobald die Sprache darauf kam. Er meinte, zunächst müsse sich alles Übrige klären. Die Invasion der englischen Flotte schien ihm derzeit die größten Sorgen zu bereiten. Elizabeth hingegen malte sich in allen möglichen Schreckensszenarien aus, was Harold täte, wenn er erfuhr, dass sie mit Duncan die Insel verlassen wollte. Nach dem Liebesakt hatte sie die Augen geschlossen und war eingedöst. Sie hatte geträumt, dass Harold sich über sie beugte, ein bluttriefendes Messer in seiner Faust. » Nun wollen wir das Spiel zu Ende bringen«, flüsterte er.
    Dann sah sie in ihrem Traum Akin, wie einen schwarzen Schatten vor dem windgeblähten Vorhang. » Der Tag ist gekommen«, sagte er, doch es war nicht seine Stimme, die sie hörte, sondern ihre eigene, ganz tief in ihrem Kopf. » Der Sturm wird das Feuer entfachen und die Erde in Blut baden.« Sie war hochgeschreckt und hatte scharf eingeatmet, bis sie merkte, dass sie sicher und geborgen in Duncans Armen lag und alles nur geträumt hatte. Er war ebenfalls aufgewacht und hatte sie geküsst, was rasch dazu geführt hatte, dass sie sich erneut liebten. Eng umschlungen lagen sie im heißen Sand, die Brandungswellen schäumten um ihre Füße, während sie einander in besinnungsloser Leidenschaft umklammert hielten und ihr lustvolles Stöhnen das Rauschen der Wellen übertönte. Danach hatte er ihr zum ersten Mal gesagt, dass er sie liebe.
    Sie hätte überglücklich sein müssen – in gewisser Weise war sie es natürlich –, aber die Angst vor dem Kommenden hatte nicht weichen wollen. Das Erforschen der Narben auf seinem Körper taugte erst recht nicht dazu, sie aufzumuntern, im Gegenteil. Es stimmte sie höchstens traurig, als sie mehr darüber erfuhr: Sein Rücken war von Narben überzogen, die von etlichen Auspeitschungen aus seiner Zeit als Schiffsjunge stammten. Unter seinem Ohr gab es eine hässliche rötliche Einkerbung, weil ein räuberischer Bukanier einst in einem Seegefecht versucht hatte, ihm die Kehle durchzuschneiden. In seiner rechten Hinterbacke befand sich ein gezacktes Loch von der Größe eines Schillings, wo ein betrunkener Meuterer ihm einen Belegnagel hineingerannt hatte, der eigentlich sein Rückenmark hatte treffen sollen. All das zeigte ihr, wie oft er dem Tod entronnen war.
    Duncan merkte, wie bedrückt sie war.
    » Lass uns doch zur Abwechslung mal über deine Narben sprechen. Woher ist die zum Beispiel?« Er zeigte auf die weiße Linie an ihrem rechten Knöchel.
    » Vom Pferd gefallen«, sagte sie.
    » Und die hier an der Wade?«
    » Vom Pferd gefallen.«
    » Und die da am Ellbogen?«
    » Vom Pferd gefallen.«
    Er beugte sich über sie und betrachtete sie eingehend.
    » Sonst hast du keine Narben, was?«
    » Doch, aber die stammen von einem anderen, deutlich tieferen Sturz.« Sie wies auf die feinen, perlmuttfarbenen Streifen unterhalb ihres Bauchnabels. » Die hattest du wohl übersehen.«
    » Woher die sind, weiß ich bereits«, sagte er sachlich. » Du hast meinen Sohn ausgetragen.«
    » Du findest sie nicht hässlich?«
    Er lachte.
    » Was für eine dumme Frage. Ich liebe sie. Und ich hoffe, du kriegst bald mehr davon.«
    » Wirklich?«
    » Aye. Und was ist mit dir? Möchtest du keine Kinder mehr?«
    » Ich glaube, diese Entscheidung hast du mir schon abgenommen«, sagte sie trocken. » Ich bin wieder guter Hoffnung.«
    Duncan erstarrte.
    » Ganz sicher?«
    Als sie nickte, erstickte er sie fast mit begeisterten Küssen, hielt aber dann besorgt inne. » Du wirst nicht mehr galoppieren«, erklärte er kategorisch. » Und sobald wir irgendwo einen halbwegs nüchternen Vikar auftun, wird geheiratet.«
    Er besiegelte dieses Versprechen mit einem weiteren Kuss.
    » Was wolltest du dir eigentlich hier mit meiner Hilfe ansehen?«, fragte Elizabeth.
    » Ach, das.« Er zuckte die Achseln. » Ich hätte gern etwas über den Meeresgrund hier erfahren. Alles, was man über die Schiffbarkeit in diesem Teil der Bucht wissen muss. Aber das kannst du vergessen. Du wirst nicht mehr tauchen.«
    Sie betrachtete ihn

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