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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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versehentlich – abgeschossene Kanonenkugel der Inselartillerie hatte den Fockmast des zweitgrößten Schiffs der Flotte gekappt, was einigen Jubel unter der Garnisonsbesatzung hervorrief. Auf der Fregatte wurde schon vor Sonnenaufgang hektisch gearbeitet, um den Schaden zu beheben. Das Hämmern und Sägen war bis zum Hafen zu hören. Nun galt es abzuwarten, was als Nächstes geschah. Die Zeichen standen auf Verständigungsbereitschaft. Dennoch hielten sich die Geschützmannschaften vorsorglich bereit, das Feuer zu eröffnen, falls die Friedensgespräche fehlschlugen und der Kommandant der Flotte den Befehl zum Angriff gab. Doch dazu sollte es tunlichst nicht kommen: Die Ratsmitglieder wollten baldmöglichst Unterhändler ausschicken. William Noringham und Duncan Haynes warteten in der Wohnhalle der Gouverneursresidenz auf Jeremy Winston, ebenso dessen Neffe Eugene, der die ganze Zeit nervös auf und ab marschierte und, wie Duncan wusste, finstere Pläne schmiedete, sich aber noch nicht darüber schlüssig zu sein schien, wie sie zu realisieren waren.
    Endlich war Jeremy Winston bereit zum Aufbruch. Eilig begaben die Männer sich zum Kai, um sich zum Flaggschiff der Admiralität übersetzen zu lassen. Die Verhandlungen konnten beginnen.
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    Z u der Beisetzung von Martha Dunmore hatten sich nur wenige Trauergäste eingefunden. Der Kanonenbeschuss der vergangenen Nacht hatte die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, fast alle zogen es vor, in ihren vier Wänden zu bleiben, zumal sich die Verwüstung des Friedhofs rasch herumgesprochen hatte – es war das Gerücht aufgekommen, die Rundköpfe hätten in Wahrheit die Kirche zerstören wollen, um zu demonstrieren, dass sie vor keiner Gottlosigkeit zurückschreckten. Die Furcht vor weiteren Angriffen hielt die Leute fern.
    Elizabeth stand in der dampfend heißen Schwüle am offenen Grab und lauschte mit halbem Ohr der Ansprache von Reverend Martin, dem die nächtlichen Ausschweifungen erstaunlicherweise kaum anzusehen waren. Mit salbungsvoll gefalteten Händen rief er den Segen des Herrn auf dessen so grausam aus dem Leben gerissene Dienerin Martha Dunmore herab.
    Elizabeth schwitzte in dem engen schwarzen Kleid und dachte an Robert, neben dessen Grab Martha nun ihre letzte Ruhestätte fand. Sie sann darüber nach, ob Martha ihn im Himmelreich wiedersehen würde – vorausgesetzt, er war dort gelandet statt im Fegefeuer. Die Gedanken kamen und gingen wie flüchtige Schatten. Weitaus quälender war für Elizabeth die Beklemmung, die sie empfand, wenn sie an Harold dachte. Niemand wusste, wo er steckte. Offiziell hieß es, dass er, wie von Sinnen vor Schmerz über den Verlust seiner Ehefrau, die Wälder nach dem ruchlosen Schwarzen absuchte, der ihm das angetan hatte. Er sei, so wurde gemunkelt, wegen dieser Mordtat in derart schlimmer Verfassung, dass er nicht einmal zur Beisetzung kommen konnte. Elizabeth war zutiefst erleichtert, dass er fernblieb, sie fürchtete sich bereits vor dem Augenblick, in dem sie ihm wieder gegenübertreten musste.
    Duncan hatte nach seiner Rückkehr in der vergangenen Nacht umgehend Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit Harold sich Elizabeth nicht mehr nähern konnte. Sie selbst hatte, gehemmt von Schamgefühlen, nicht über Harolds Zudringlichkeit gesprochen, außerdem war sie einfach nur froh gewesen, Johnny wiederzuhaben. Claire Dubois hingegen hatte sich nicht zurückgehalten, sie hatte Duncan augenblicklich reinen Wein eingeschenkt.
    » Der Mann hat sie begrapscht, während wir alle zusahen. Er ist scharf auf sie. Keine Frage, er hat komplett den Verstand verloren.«
    Diese wenigen Worte reichten, um Duncan zum Toben zu bringen. Sofort hatte er vier seiner Männer zur Bewachung abgestellt. Sie hatten Befehl, Harold Dunmore zu töten, sobald er sich Elizabeth oder dem Kleinen auf mehr als zehn Schritte näherte. Zwei von ihnen, schon ihrem Äußeren nach die reinsten Mordgesellen, hatten Elizabeth zum Friedhof begleitet und standen in angemessener Entfernung Wache, ungerührt die irritierten Blicke erwidernd, die sie aus der spärlichen Reihe der Trauergemeinde trafen.
    Die beiden anderen Männer hielten sich in Dunmore Hall auf, bei Felicity und Jonathan. Felicity hatte sich rundheraus geweigert, das Haus zu verlassen. Sie hatte sich sofort fieberhaft ans Packen gemacht und war vollauf damit beschäftigt, ihrer beider Habe sowie noch einige andere nützliche Dinge in Kisten zu verstauen, damit auch ja nichts zurückblieb, was ihnen

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