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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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jüngst erlegten Wildschwein am Spieß brieten, vielleicht die letzte ungestörte Mahlzeit für längere Zeit. Oder sogar für immer, denn alle wussten, dass es noch in dieser Nacht Kämpfe geben würde, und diesmal würden sie es mit schwer bewaffneten, gut vorbereiteten und zu allem entschlossenen Gegnern zu tun haben. Einige waren der Meinung, es sei besser, sich zunächst wieder zu verstecken und weitere Anhänger um sich zu scharen, doch Akin hatte erklärt, dass die Zeit des Wartens endgültig hinter ihnen liege.
    » Bis zum Ende des großen Sturms wird alles vorbei und der Kampf endgültig entschieden sein«, hatte er noch am Morgen erklärt. Diese kryptische Ankündigung hatten alle akzeptieren müssen. Es hieß, der alte Abass habe es so vorausgesehen.
    Deirdre hasste die Vorstellung, dass es weiteres Blutvergießen geben sollte. Sie hatte schon mit Edmond darüber gesprochen, der ebenfalls alles andere als froh über diese Entwicklung war. Doch auch er wusste nicht, wie man es hätte abwenden können. Hätte er versucht, auf Akin oder die übrigen Männer friedensstiftend einzuwirken, womöglich mit dem christlichen Rat, ihren Feinden auch die andere Wange hinzuhalten, statt abergläubischen Visionen zu folgen, hätte er nur höhnisches Gelächter geerntet. Folglich hatte er es gar nicht erst versucht. Diese Männer wollten nichts anderes als ihre Freiheit, und sie töteten jeden, der sich zwischen sie und dieses Ziel stellte. Am meisten widerstrebte es dem sanften Edmond, dass die Männer ihr Quartier ausgerechnet bei seiner Kapelle aufgeschlagen hatten. Er hatte sich, als er im vergangenen Jahr in die Wälder gezogen war, eine der sichersten und am wenigsten zugänglichen Stellen im Dschungel ausgesucht, um dort die Kirche zu errichten, versteckt in den unwegsamen Hügeln im Landesinneren, weit entfernt von der nächsten Ansiedlung. Sein behelfsmäßiges Lager war zum Hort für wenige eingeweihte Flüchtlinge geworden. Die Beladenen und Verjagten hatten hier Schutz gefunden und zugleich den Trost Gottes durch einen Seiner Diener erfahren. Nun war aus dem stillen, friedlichen Unterschlupf ein Pulverfass geworden, das jeden Moment hochgehen konnte.
    Deirdre signalisierte Edmond mit einem Blick, dass sie mit ihm reden wollte. Kurz darauf verließ sie das Lager und wartete am Rand der nahen Schlucht, bis er ihr folgte. Sie holte tief Luft, als seine schlaksige Gestalt hinter einem der gewaltigen Baumriesen auftauchte und sich näherte. Ihr Herz klopfte mit einem Mal schneller, und sie fragte sich, ob ihre Aufregung von dem kühnen Vorschlag kam, den sie ihm unterbreiten wollte, oder doch eher daher, dass sein Anblick wie immer dieses sehnsüchtige Ziehen in ihr wachrief, gegen das sie machtlos war, egal, wie viel und wie lange sie betete. Sie wusste, dass sie ihn nicht mit ihrer Weiblichkeit in Versuchung führen durfte, denn er war ein Mann Gottes, doch es verlangte sie danach, dass er sie als Frau ansah. Manchmal glaubte sie zu spüren, dass er es tat, doch wenn sie dann zögernd seinen Blick suchte, schaute er stets woanders hin.
    » Deirdre«, sagte er sanft, als er vor ihr stehen blieb. Diesmal wich er ihren Blicken nicht aus.
    Mittlerweile war die Sonne fast untergegangen. Der Wind fuhr rauschend durch das Blätterdach über ihnen und zerrte an Edmonds Hut. Er nahm ihn ab und sah sie an. Seine Augen waren braun, mit winzigen goldenen Punkten darin. Sein jungenhaftes Gesicht ließ ihn wie einen Knaben aussehen, obwohl er, wie Deirdre wusste, schon fast fünfundzwanzig war. Er hatte sich den Bart geschabt, so wie er es jeden Morgen tat. Das primitive Leben in der Wildnis hinderte ihn nicht daran, sich sauber zu halten, auch wenn es Mühe bereitete. Er wusch sich regelmäßig, reinigte seine Zähne und versuchte auch, so gut es ging, seine Kleidung zu pflegen. Er besaß nur zwei Hemden zum Wechseln, doch sogar die wusch er regelmäßig im Bach. Es schmerzte Deirdre, dass er sein Dasein unter so erbärmlichen Bedingungen fristen musste.
    » Es ist nicht recht, dass du so leben musst!«, platzte es aus ihr heraus.
    Verwundert blickte Edmond sie an.
    » Was meinst du damit?«
    Mit einer verzweifelten Geste umfasste sie ihre Umgebung.
    » Das hier! Das ist deiner unwürdig! Dieser schreckliche Wald, die Hitze, der viele Regen! All diese Menschen, die dich in Gefahr bringen. Du bist ein studierter Mann, der Sohn eines Barons!« Entschieden schloss sie: » Du hast etwas Besseres verdient als so ein Leben,

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