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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Edmond.«
    » Aber Deirdre, du führst doch dasselbe Leben!«
    » Ich bin nur eine einfache Schuldmagd«, wehrte sie ab. » Meinen Vater kenne ich nicht, meine Mutter hatte außer mir noch acht Mäuler zu stopfen. Ich bin weg von Irland, weil ich sonst verhungert wäre, so wie zwei meiner kleinen Brüder. Der Kontrakt war meine Rettung. Ich hätte höchstens auf die Straße gehen können. Meine älteste Schwester hat das auch gemacht, aber sie hat davon die Französische Krankheit gekriegt, und einer ihrer Freier hat ihr das Gesicht zerschnitten. Die Kolonien kamen mir nicht ganz so schlimm vor. Und das sind sie auch nicht.« Eifrig blickte sie Edmond an. » Verstehst du? Nichts ist so schlimm wie Dublin! Ich hatte nichts zu essen, keine Zukunft und kein wirkliches Leben. Aber bei dir ist das was ganz anderes. Dir haben sie alles weggenommen! Du bist verschleppt worden, wie irgendein beliebiger Strolch von der Straße! Du gehörst nicht hierher!«
    Das Herz blutete ihr, wenn sie daran dachte, was ihm widerfahren war. Wie so viele andere war er bei Nacht einfach von der Straße weg entführt worden. Um an Arbeiter für die Kolonien zu kommen, scheuten die skrupellosen Menschenhändler in Dublin auch vor der Verschleppung unbescholtener Bürger nicht zurück. Sie hatten Edmond halb totgeschlagen, er trug immer noch die Narben davon. Während der Überfahrt wäre er fast an einem Fieber gestorben, und der Pflanzer, an den er als angeblicher Zuchthäusler verschachert worden war, hatte ihn in einem Tobsuchtsanfall beinahe umgebracht, als er erfahren hatte, dass sein neuer Schuldknecht ein papistischer Priester war. Edmond war nichts anderes übrig geblieben, als wegzulaufen, sonst hätte der Mann ihn totgeprügelt. In ihrer Aufregung fasste sie nach seiner Hand und hielt sie fest.
    » Du solltest zurückfahren, Edmond. Ich werde mit Lady Elizabeth sprechen. Sie hat viel Geld, das weiß ich, ich hörte mal, wie sie und Miss Felicity darüber sprachen. Sie besitzt nicht bloß ihr Nadelgeld, sondern die ganze Mitgift. Es gibt einen Ehevertrag, danach gehört nach dem Tod ihres Mannes alles ihr. Sie kann dir ganz leicht eine Passage nach Hause bezahlen!«
    Edmond hatte sich schweigend ihren Wortschwall angehört. Er hatte keinen Versuch unternommen, ihr seine Hand zu entziehen, sondern nahm nun sogar auch ihre andere Hand in seine.
    » Und was ist mit dir?«, fragte er. » Sie hatte es dir doch angeboten. Warum bist du nicht darauf eingegangen?« Er räusperte sich. » Das wollte ich dich die ganze Zeit schon fragen.«
    Deirdre merkte, wie sie rot wurde.
    » Ich will nicht zurück, denn in Irland erwartet mich nichts außer Hunger und Elend. Aber du, du hast dort ein anderes Leben geführt, das kannst du wieder haben! Statt meiner sollst du das Geld für die Rückreise bekommen, darum will ich Lady Elizabeth bitten. Ich möchte nicht, dass du weiter in diesem gottlosen Land bleibst!«
    » Allmächtiger! Deirdre, du willst für mich auf deine Heimkehr verzichten?«
    Sie nickte stumm und bemerkte, wie er schluckte und wie es in seinem Gesicht arbeitete. Er drückte ihre Hände so fest, dass es beinahe wehtat.
    » Deirdre, ich will nicht weg. Ich bin hier glücklich.«
    Perplex starrte sie ihn an.
    » Du bist …« Ungläubig innehaltend, schüttelte sie den Kopf. » Ist das die Wahrheit? Aber wie kann dir dieses jämmerliche Dasein zusagen?«
    Er holte Luft.
    » Weil … weil du es mit mir teilst.«
    » Oh«, sagte sie hilflos, außerstande, etwas Klügeres von sich zu geben.
    Trotz der aufziehenden Dämmerung konnte sie sehen, wie flammende Röte in sein Gesicht stieg. Unvermittelt wich er ihren Blicken aus, und dann ließ er abrupt ihre Hände los, als habe er sich verbrannt. Er wandte sich ab, und sie hörte, wie er murmelnd anhob, ein Vaterunser zu beten, und mechanisch fiel sie mit ein, auch wenn dies das Letzte war, wonach ihr in diesem Augenblick der Sinn stand. Zu ihrer Überraschung hörte Edmond mittendrin auf und fuhr zu ihr herum. Seine Miene zeigte einen gequälten, sorgenvollen Ausdruck.
    » Deirdre, ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas zustößt. Ich möchte, dass du dich versteckst. Wenigstens so lange, bis alles vorbei ist. Die Männer haben gesagt, dass es schlimm werden kann.«
    » Ich habe es auch gehört. Von Bridgetown kommen Truppen herauf. Bestimmt werden sie uns bald finden. Akin und die anderen legen es drauf an.«
    » Ich weiß. Die Soldaten sinnen auf Rache und werden keinen schonen.

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