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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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er aufs Meer hinausschaute. Als betrachtete er eine Geliebte, der er rettungslos verfallen war. Ob er jemals eine Frau so angesehen hatte?
    » Ich kann dich nicht gehen lassen, ohne noch einmal mit dir zu sprechen«, sagte er.
    » Es gibt nichts, was wir zu besprechen hätten.« Drohend blickte sie ihn an. » Wenn du mich anfasst, schreie ich!«
    » Keine Angst.« Es klang verärgert. » In den vergangenen Wochen und Tagen war nicht zu übersehen, dass es dir völlig gereicht hat, mich nur ein einziges Mal zu benutzen.«
    » Was?«, fuhr sie auf. » Ich soll dich benutzt haben?«
    » Was soll es denn sonst gewesen sein? Warum hättest du sonst ein zweites Mal zu dem alten Cottage kommen sollen, außer, um es vor deiner Hochzeit noch einmal richtig von einem anderen besorgt zu kriegen? Ich habe dich eingeladen, erinnerst du dich? Und du bist prompt erschienen.«
    » Wie kannst du es wagen!«
    » Wie kann ich nicht?«
    » So war es nicht!«, brach es aus ihr heraus. » Es war … ganz anders!« Sie schluckte und rang nach Worten. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen wollte, aber auf keinen Fall konnte sie dulden, dass er so von ihr dachte.
    » Du warst so wild darauf, dass es dir sofort gekommen ist, kaum dass wir angefangen hatten«, stellte er fest.
    Bei seinen rüpelhaften Worten zuckte sie zusammen, dann horchte sie beunruhigt auf und spähte in Richtung Niedergang. Er hatte leise gesprochen, doch ihr kam es vor, als würden sie belauscht.
    » Da ist jemand«, wisperte sie.
    » Ich habe John Evers vor dem Niedergang postiert, weil ich ungestört mit dir reden wollte.«
    » Ich sagte doch schon, es gibt nichts zu bereden!« Wütend wollte sie ihn wegstoßen, doch er hielt sie bei den Schultern fest und schob sie zwei Schritte nach Luv, bis sie mit dem Rücken an der Reling stand. Eindringlich blickte er ihr ins Gesicht.
    » Wenn es nicht so war … wie war es dann?«
    » Ich weiß nicht«, stieß sie hervor. » Ich war … Du warst so … Ich wollte die Geschichte hören.«
    » Welche Geschichte?«, fragte er verblüfft.
    » Die über deine Familie. Du hattest versprochen, sie mir zu erzählen, und nur deshalb bin ich ein zweites Mal zu dem Cottage geritten.«
    Er schüttelte den Kopf, dann lachte er ungläubig.
    » Das ist nicht dein Ernst. Das Einzige, was du von mir wolltest, war das, was ich mit dir gemacht habe.«
    Sie wollte ihm ins Gesicht schlagen, doch als ihre Hand hochfuhr, fing er sie mit einer fast nachlässigen Bewegung ein und hielt sie fest.
    » Lass das«, befahl er. » Du tust dir nur selbst weh.«
    » Du verdammter Mistkerl!« Ihre Stimme zitterte. Elizabeth war kurz davor, in Tränen auszubrechen, und hasste sich dafür. Doch noch mehr hasste sie ihn, weil er auf diese Weise mit ihr sprach und offenbar mühelos in ihre verborgenen Gedanken eindrang, für die sie sich immer noch mit solcher Inbrunst schämte wie für nichts anderes in ihrem bisherigen Leben.
    » Weinst du etwa?«, fragte er. » Du tust ja gerade so, als wäre es das erste Mal für dich gewesen.«
    Ihr unterdrücktes Schluchzen brachte ihn dazu, sie forschend zu betrachten.
    » Mein Gott«, sagte er.
    » Ich … ich hatte gesagt, dass ich es nicht will, aber du hast nicht aufgehört«, brachte sie stammelnd heraus. » Du warst so … Es ging so schnell, und ich konnte nicht … Ich wollte doch nur …«
    » Die Geschichte hören«, fuhr er leise fort, nachdem sie stockend innegehalten hatte.
    Sie nickte mit gesenktem Blick und in dem Bewusstsein, dass das nicht die volle Wahrheit war. Nicht einmal die halbe.
    » Lizzie«, murmelte er. » Es tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung, dass du … unerfahren warst.«
    » Was willst du von mir?«, fragte sie aufbrausend. » Warum musst du unbedingt alles noch einmal ans Licht zerren, obwohl wir es doch beide besser vergessen sollten?«
    » Verdammt, wenn ich das nur selber wüsste!« Er ließ sie los und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, sodass sie in wirren Locken nach allen Seiten vom Kopf abstanden und ihm das Aussehen eines wilden Löwen verliehen. Als Elizabeth die Gelegenheit nutzen wollte, um ihm zu entwischen, packte er sie erneut.
    » Geh nicht!«
    » Was willst du von mir?«, fragte sie erneut.
    Sein Blick funkelte im Licht der untergehenden Sonne.
    » Das, was du auch willst.«
    Er legte seine Hand an ihre Wange, sanft und schwer zugleich. Wie schon einmal stieg ihr sein Geruch in die Nase, nach Salz, Schweiß und Mann. Ihr Atem stockte, sie wandte den Kopf zur

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