Inselsommer
von Bea wissen, als wir auf dem Weg zum Büchernest waren.
»Wir dachten an ungefähr fünftausend. Aber je mehr, desto besser. Momentan haben achthundert Sylter die Petition unterzeichnet, doch ich hoffe sehr, dass es noch mehr werden. Ich muss Larissa übrigens recht geben: Dieses Facebook ist gar nicht so übel. Solange man darauf achtet, dass man nichts Persönliches postet, hat es durchaus seine Vorteile. Es kann vermutlich wirklich nicht schaden, wenn wir mit dem Büchernest auch bei Facebook sind.« Ich schmunzelte. Rieke, Larissa und Olli würden sich freuen.
Im Büchernest angekommen, ging ich als Erstes in die Küche, um die Kaffeemaschine anzuschalten und die Lieferung der Bäckerei in Empfang zu nehmen. Obwohl Lars regelmäßig vorbeikam, war dem Bäcker-Azubi nicht mehr als ein
Moin
zu entlocken. Doch mittlerweile hatte ich mich an seine Einsilbigkeit gewöhnt.
Bea war mir gefolgt und füllte Wasser für den Tee in den Kocher. Ich erzählte ihr von Ineke Alwarts Zusage.
»Das ist eine wunderbare Überraschung«, jubelte sie und umarmte mich. »Ach, ich freue mich ja so für dich. Und keine Sorge, uns fällt schon etwas ein, wo wir die Bilder ausstellen können. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen!«
»Worum geht’s?«, wollte Vero wissen und steckte ihre Nase neugierig durch den Türspalt. »Ihr seht beide so glücklich aus. Los, sagt schon. Ich will mich auch mitfreuen.«
Bea klärte ihre Freundin auf, während ich die Backwaren auf einzelne Körbe verteilte und den Lieferschein kontrollierte.
Auch Vero strahlte.
»Das sind wirklich grandiose Neuigkeiten. Klingt, als könnte dein Traum von den Inselkrabben wahr werden. Hm, lasst mich mal überlegen …« Sie runzelte die Stirn. »Wo könnte man die Arbeiten von Ineke ausstellen? Es müssten Räume sein, die auch zu ihr passen. Soweit ich dich verstanden habe, Paula, hat sie ja nichts mit Schickimickikram am Hut. Außerdem sollte es möglichst wenig kosten, damit der Erlös weitestgehend dem Kinderprojekt zugute kommt und nicht für die Raummiete draufgeht.«
»Wie wäre es denn mit eurer Scheune?«, fragte Bea mit unternehmungslustig funkelnden Augen. »Ihr habt schon lange keine Tiere mehr und eh nur alten Trödel da drinstehen.«
Ich hielt den Atem an.
Das hörte sich vielversprechend an!
Im ersten Moment wirkte Vero ein wenig skeptisch, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf.
»Gar nicht mal so dumm, Bea, gar nicht mal so dumm!«, murmelte sie vor sich hin.
»Ich weiß«, erwiderte Bea und grinste. »Manchmal bin ich ein Genie.«
»Aber ich muss das natürlich mit Hinrich besprechen. Am besten koche ich ihm heute Abend etwas besonders Leckeres, kredenze ihm einen winzigen Schluck seines Lieblingscognacs und warte mit meiner Frage, bis er gewirkt hat«, sagte sie mit spitzbübischem Lächeln.
»Dann ist die Sache doch so gut wie geritzt«, freute sich Bea und klatschte in die Hände. »Da stehen uns aufregende Zeiten bevor, und wir werden neben dem üblichen Kram jede Menge zu tun haben. Der Umbau des Kapitänshauses, im Büchernest, der Umzug von Adalbert zu mir, die Vorbereitungen für die Vernissage …«
»Adalbert zieht zu dir?«, fragte Vero verwundert, als hätte man ihr gerade gesagt, dass Weihnachten dieses Jahr auf Ostern fiel. »Wirklich wahr?«
»Wirklich wahr.« Bea nickte und schien sich tatsächlich zu freuen. »Aber bevor du auf dumme Gedanken kommst. Es ist eine reine Zweckgemeinschaft, kein romantisches Techtelmechtel, damit das klar ist!«
»Klar doch!«, antworteten Vero und ich wie aus einem Mund und mussten beide lachen. Diese Entwicklung würde Larissa bestimmt die Entscheidung erleichtern, nach Mallorca zu ziehen.
»Was ist denn hier los?« Wie aufs Stichwort tauchte Larissa in der Tür auf, einen leeren Kaffeebecher in der Hand.
»Adalbert zieht zu mir«, antwortete Bea trocken. »Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. Wir sind nur eine WG .«
»Ja, natürlich«, sagte Larissa und grinste nun auch. Rasch drehte sie sich zu uns um und hielt zwinkernd den Daumen hoch. »Und wann zieht ihr zusammen?«
»Sobald der Umbau fertig ist. Ich werde die Wand zwischen den beiden Zimmern im ersten Stockwerk einreißen lassen, und dann wird gestrichen, und …«
»Klingt gut«, bemerkte Larissa und strahlte über das ganze Gesicht.
Nach dem Ende meiner Schicht im Büchernest rief ich bei Adalbert an. Die Geschichte mit seinem Haus ging mir einfach nicht aus dem Kopf, und ich wollte dringend mit ihm
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