Inselsommer
darüber reden.
»Aber klar doch, komm gern vorbei. Du weißt, ich freue mich immer über deinen Besuch«, sagte er gut gelaunt.
Kurze Zeit später hieß er mich an der Gartenpforte willkommen.
»Nun, was kann ich für dich tun?«, fragte Adalbert lächelnd. »Du besuchst mich doch sicher nicht ohne Grund, nachdem wir uns gestern erst gesehen haben.«
Ein wenig verlegen trat ich von einem Bein aufs andere.
Wie fing ich es nur am besten an?
»Los, raus mit der Sprache. Was hast du auf dem Herzen? Geht es um mein Haus?« Sofort fühlte ich mich ertappt und nickte. Nachdem wir uns auf die sonnige Terrasse gesetzt hatten, redete ich nicht lange um den heißen Brei herum und fragte beherzt:
»Willst du dein Haus eigentlich vermieten oder verkaufen, wenn du zu Bea ziehst?«
Adalbert schmunzelte.
»Was würdest du denn bevorzugen?«
»An deiner Stelle würde ich vermieten«, antwortete ich ehrlich. Das Haus und das Grundstück in Toplage waren für mich unbezahlbar.
»Ich möchte am liebsten jemanden, den es nicht stört, wenn ich meine Kurse hier abhalte. So jemanden zu finden ist mir weitaus mehr wert als Geld.«
Meine Gedanken überschlugen sich. Wenn Adalbert wirklich vermieten wollte, wären Ollis und meine Wohnungsprobleme mit einem Schlag gelöst, und wir könnten beide in Adalberts Haus einziehen.
»Das mit den Kursen wäre für mich kein Problem, ganz im Gegenteil. Du hast doch gestern mit der Idee geliebäugelt, auch Yoga und Meditation für Kinder anzubieten. Ich habe lange genug in einer ruhigen Wohnung gelebt – warum zur Abwechslung nicht mal ein wenig Trubel? Olli würde sicherlich auch unheimlich gern hier wohnen. Vorausgesetzt natürlich, dass dir das recht wäre und wir uns die Miete leisten können.«
Adalbert überlegte. Mein Herz pochte wie wild. Die Zeit schien sich hinzuziehen wie Kaugummi. Das Ganze war wie ein Wink des Schicksals, es musste einfach klappen!
»Wenn du es dir wirklich gut überlegt hast, Paula, dann soll es wohl so sein, nicht wahr?«, begann Adalbert und erlöste mich aus meiner Anspannung. »Du hättest gern eine Bleibe auf Sylt, und ich möchte mit Bea zusammenleben. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Darauf sollten wir anstoßen. Wie wäre es mit einer Kirschschorle? Die Kirschen stammen aus Veros Garten.« Beglückt und den Kopf voller Zukunftspläne schaute ich aufs Wattenmeer, während Adalbert in die Küche ging. Mit meinem neuen Zuhause wurde ein langgehegter Traum wahr. Diese wundervolle Natur, dieser Frieden, die würzige Nordseeluft … ein bislang kaum gekanntes Gefühl von Heimat.
»Du siehst gerade aus, als hätte die Sonne dich geküsst«, schmunzelte Adalbert und stellte Gläser auf den Tisch. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören.
»Ehrlich gesagt bin ich gerade dabei, mich hier im Geiste schon häuslich einzurichten«, antwortete ich. »Oder findest du das geschmacklos?«
»Ach was, Unsinn. Ich kann mir keine bessere Mieterin vorstellen.
Du weißt dieses Fleckchen Erde zu schätzen und bist einverstanden, dass ich weiter meine Kurse veranstalte – und du gehörst mittlerweile zur großen Büchernest-Familie, genau wie Olli und ich.«
Mir wurde warm ums Herz.
Wie selbstverständlich Adalbert dieser Satz über die Lippen kam …
»Was hältst du davon, wenn wir gleich eine kleine Ortsbegehung machen? Immerhin kennst du noch nicht alle Räumlichkeiten und solltest doch keinesfalls die Katze im Sack kaufen, pardon, mieten.«
Ich nickte freudig und dachte an Patrick.
Was würde er sagen, wenn er erfuhr, dass ich einen weiteren Schritt unternahm und hier endgültig heimisch wurde?
59 . Kapitel
Lieber Patrick,
es freut mich, dass Benjamin und Tonte sich so gut bei dir eingelebt haben. Als Vater hast du eine ganz neue große Verantwortung, und dein Leben ist jetzt ein anderes. Aber solange der Hund nur deine hässlichen Hausschuhe zerkaut … ;-)
Auch bei mir wird sich einiges ändern, denn ich werde bald umziehen.
Bea möchte eine – wie sie es nennt – Senioren- WG mit ihrem besten Freund Adalbert gründen, der deshalb sein wunderschönes Haus am Keitumer Watt vermietet.
Deshalb werde ich dort mit Olli, dem Koch des Büchernests, einziehen. Das ist die perfekte Lösung, denn dann können wir beide auf der Insel bleiben. Im Winter wird es für Olli auf dem Campingplatz zu kalt, und der Pavillon ist nur begrenzt beheizbar. Außerdem wünsche ich mir sehnlichst eine Badewanne, wenn es draußen stürmt und schneit.
Nachdem
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