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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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ärgerlich. »Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen. Ich habe nicht geschlafen, sondern mit geschlossenen Augen den Worten der Pastorin gelauscht.« Bea lachte und wandte sich ein paar Bekannten zu. Im Handumdrehen war sie auch schon in ein lebhaftes Gespräch vertieft.
    »Warum ist Leon denn nicht hier?«, wollte ich von Larissa wissen, die genauso verloren wirkte, wie ich mich fühlte. »Er ist in der Redaktion und feilt an dem Konzept für die mallorquinische Zeitung. Das wird vermutlich die nächsten Tage so gehen. Hast du noch Zeit? Es ist so schönes Wetter, und ich hätte Lust, mir die Beine zu vertreten. Zu Hause ist es mir momentan zu einsam.« Ich stimmte sofort zu.
    Kurze Zeit später bogen wir auf den Wattweg Richtung Munkmarsch. Die Luft war frisch, und es tat gut, sich nach dem Herumsitzen der vergangenen Tage wieder zu bewegen. Ich dachte an die Yoga- DVD , die ich vor meiner Abreise bestellt hatte und die wohl morgen bei Patrick eintreffen würde.
    Nun hatte ich Gelegenheit, tatsächlich eine Stunde bei Adalbert zu nehmen, vorausgesetzt, er hatte Zeit. Nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren, erreichten Larissa und ich ein winziges Waldstück, wo man durch die Äste der Nadelbäume einen besonders schönen Blick aufs Wattenmeer hatte. Ich bemerkte erstaunt die Ansammlung einer riesigen Gruppe Vögel auf einer Sandbank.
    »Sieht aus, als hätten sie ein Meeting oder so was«, lachte Larissa. »Ob du es glaubst oder nicht. Diese Austernfischer sitzen immer hier, egal, zu welcher Tageszeit ich vorbeikomme. Hörst du ihr Getriller?«
    Ich lauschte begeistert den vogeltypischen Lauten und beobachtete, wie die hübschen Tierchen mit dem schwarzen Gefieder und den schneeweißen Bäuchen im Sand pickten. Nachdem wir uns eine Weile an diesem Naturschauspiel erfreut hatten, gelangten wir zu einer hölzernen Brücke, die über die Jückersmarsch führte, wie Larissa mir erklärte. Direkt dahinter kam schon das Hotel Fährhaus Munkmarsch in Sicht, wo wir auf der Terrasse etwas trinken wollten.
    »Tut mir leid, aber wir servieren hier nur für die Gäste des Hauses«, erklärte ein junger Kellner, als wir uns an einen Tisch auf der Veranda setzen wollten, die aussah, als stamme sie aus einem Film über die Südstaaten.
    »Aber es sind doch jede Menge Plätze frei, können Sie nicht für uns eine Ausnahme machen?«, fragte ich, weil ich mittlerweile Hunger hatte.
    »Sie können gern etwas in unserer Bar trinken«, lautete die knappe Antwort.
    »Dann gehen wir eben hinein«, antwortete Larissa, der man ansah, dass sie genervt war. Also folgte ich ihr in den Barbereich, wo wir immerhin einen Platz am Fenster mit Blick auf den kleinen, verträumten Hafen ergatterten.
    »Kannst du segeln?«, fragte ich, weil ich annahm, dass jeder, der am Meer wohnte, mindestens eine Wassersportart beherrschte.
    »Nicht besonders gut«, antwortete Larissa und warf einen Blick durchs Fenster. Auch hier hatte sich auf dem Glas eine feine, salzige Schicht gebildet, die zum Leben an der Nordsee gehörte wie die Elbe zu Hamburg. »Ich habe vor drei Jahren Leon zuliebe einen Segelschein gemacht, aber so richtig warm geworden bin ich damit nie. Ich liebe das Meer zwar, aber ich habe auch einen Heidenrespekt davor. Ehrlich gesagt fahre ich lieber Rad oder gehe schwimmen. Aber bald kann Leon ja hemmungslos seiner Leidenschaft frönen, ohne dass ihm jemand reinredet, denn auf Mallorca hat er bestimmt jede Menge Möglichkeiten.«
    Der bittere Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Wovor hast du eigentlich Angst, wenn Leon weg ist? Vor dem Alleinsein?« Bevor Larissa meine Frage beantworten konnte, kam die Kellnerin und nahm unsere Bestellung entgegen.
    »Du erinnerst dich doch noch an meinen kleinen Zusammenbruch neulich in der Buchhandlung«, begann Larissa, sobald die Kellnerin gegangen war. »Als ich so traurig war, weil ich meine Periode bekommen hatte?!«
    Ich nickte.
    »Leon und ich versuchen seit sieben Jahren erfolglos, ein Kind zu bekommen, und allmählich läuft mir die Zeit davon. Ich bin jetzt fünfunddreißig. Verstehst du, was ich meine?«
    O ja, ich verstand nur allzu gut!
    »Du hast Angst, dass es nun nicht mehr klappt, weil ihr beide euch viel zu selten seht, wenn Leon auf Mallorca arbeitet. Habt ihr denn … ich meine, ist denn alles in Ordnung bei euch beiden?«
    »Ja, wir haben schon alles abchecken lassen, was als Ursache für die Kinderlosigkeit in Frage kommt. Zum Glück

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