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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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sowieso schon ist.«
    Beas Gesichtszüge entspannten sich wieder, allerdings nur kurz.
    »Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?«, fragte sie und wirkte dermaßen entsetzt, dass ich meinen kleinen Scherz sofort bereute.
    »Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt«, versuchte ich meine Bemerkung herunterzuspielen. »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass du fantastisch kochen kannst und Adalbert dich mag. Weiter nichts.«
    Gerade als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, klingelte das Telefon. Larissa sprach auf den Anrufbeantworter und bat dringend um Rückruf. Ihre Stimme klang, als hätte sie geweint.
    »Entschuldige mich bitte einen Moment«, sagte Bea und ging ins Wohnzimmer, um ihre Nichte zurückzurufen.
    Obwohl ich nicht vorhatte zu lauschen, konnte ich anhand von Beas Antworten erkennen, dass Larissa offenbar ein größeres Problem hatte, dessen Ursache ihr Mann Leon zu sein schien.
    Nach einigen Minuten kam Bea wieder ins Esszimmer.
    »Larissa wird gleich vorbeikommen. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich. Leon und sie haben gerade eine kleine Krise. Offenbar stehen die Sterne für Liebespaare momentan ungünstig. Wie gut, dass
ich
diesen ganzen Zirkus längst hinter mir habe.«
    »Aber natürlich, da musst du mich doch überhaupt nicht fragen«, antwortete ich und überlegte insgeheim, was wohl Larissa und Leon für Schwierigkeiten hatten.
    Mit einem Mal schoss mir ein Bild aus dem Film
Titanic
durch den Kopf, den ich erst vor kurzem wieder im Fernsehen gesehen hatte. Am meisten hatte ich bei einer Szene geweint, die gar nichts mit den beiden Hauptdarstellern zu tun hatte: Während der Luxusdampfer sank, kuschelte sich ein altes Ehepaar im Unterdeck eng aneinander, um auch im Tod auf ewig miteinander vereint zu sein.
    Ich hatte mir immer vorgestellt, wie Patrick und ich uns als ältere, vergnügte Senioren über Nichtigkeiten kabbelten. Wir waren eine Einheit, die niemand trennen konnte. Doch nun hatte sich dieser Traum zerschlagen – und ich trug die Schuld daran. Ich bemühte mich, vor Bea die Tränen zu verbergen, die sich bereits in meinen Augenwinkeln gebildet hatten. So schwer der Schritt auch war, ich musste in meinem Leben ein neues Kapitel aufschlagen.

23 . Kapitel
    W ährend das sonntägliche Orgelspiel des Organisten die Keitumer Kirche Sankt Severin mit heiligem Klang erfüllte, bildete sich wieder ein schmerzhafter Kloß in meinem Hals. Gestern hatte Bea mich so lieb getröstet, ohne eine Frage zu stellen. Natürlich war ihr nicht entgangen, wie schlecht es mir ging. Deshalb hatte sie auch vorgeschlagen, sie heute zum Gottesdienst zu begleiten.
    Ich versuchte, mich von meinem Kummer abzulenken, und bewunderte die wunderschönen Schnitzereien, die den Orgelkorpus umrahmten: In den gefälligen Farben Altrosa, Hellblau und Gold rankten sich zwei Bäume ineinander, die das Leben und die Erkenntnis symbolisierten. Im unteren Teil des Schnitzwerks entdeckte ich einen Regenbogen und eine weiße Friedenstaube.
    »Bist du in Ordnung?«, flüsterte Bea, und ich nickte, auch wenn das natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Kirchendecke aus Holzbalken schweifen, die hie und da Engelsköpfe mit goldenen Flügeln zierten. Ich las die Worte
Gott der Herr ist Sonne und Schild
und beneidete in dem Moment glühend all diejenigen, die bedingungslos auf die Existenz Gottes und seine Güte vertrauten. Es musste sehr tröstlich sein, unerschütterlich daran zu glauben, dass sich im Leben alles zum Besten fügte.
    Über dieses
Vertrauen
hatten Bea, Larissa und ich gestern Abend auch ausführlich gesprochen.
    Leon hatte nämlich das Angebot bekommen, auf der Baleareninsel Mallorca eine Tageszeitung für deutsche Residenten und Urlauber aufzubauen, was ihn persönlich sehr reizte – und Larissa erschreckte, denn sie sah dadurch ihre Ehe bedroht. Wir hatten bis tief in die Nacht in Beas Wohnzimmer gesessen und versucht, Larissa Mut zu machen und ihr vor Augen zu führen, was für eine einmalige berufliche Chance ihr Mann bekommen hatte.
    »Paula, wach auf, die Messe ist vorbei.« Bea rüttelte mich an der Schulter. »Hast du dich so gelangweilt, dass du lieber geschlafen hast?«
    »Das kommt wohl eher daher, dass wir gestern Nacht zu lange aufgeblieben sind, weil ich euch mit meinen Zweifeln und Ängsten wach gehalten habe«, mutmaßte Larissa und lächelte mir zu, während wir drei zum Ausgang gingen.
    »Hey, Moment mal«, protestierte ich gespielt

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