Inselsommer
an: nur Sylt, rund um Sylt und eine längere über Nordfriesland. Es muss absolut herrlich sein, die Insel von oben zu sehen«, seufzte sie schwärmerisch.
»Dann komm doch mit. Ich würde dich und Larissa gern zu dem Ausflug einladen. Ihr beide habt schon so viel für mich getan, ohne dass ich mich revanchieren konnte. Und nun hocke ich euch hier schon wieder auf der Pelle.«
»Na, wenn das so ist«, schmunzelte Bea. »Dann kann ich wohl kaum nein sagen. Vielen Dank, meine Liebe. Eine super Idee!«
Derart ermuntert beschloss ich, gleich nach dem Frühstück über die Webseite von Sylt-Fly einen Rundflug zu buchen.
»Übrigens würde Adalbert sich über einen Besuch von dir freuen. Vielleicht hast du ja Lust, dass er dich in das Geheimnis von Yoga einweiht«, plauderte Bea bestens gelaunt weiter.
»Wenn ich dauernd mit so verlockenden Vorschlägen in Versuchung geführt werde, kann ich gleich meine Zelte hier aufschlagen und meinen Job als Galeristin an den Nagel hängen«, antwortete ich lachend. Was sich mir auf einmal alles für Möglichkeiten boten! »Apropos Zelte aufschlagen. Ich weiß, dass du nicht gern darüber sprichst. Aber mir persönlich wäre es lieber, wenn ich für mein Zimmer bezahlen würde. Eure Gastfreundschaft in allen Ehren, aber diesmal habe ich ein wirklich schlechtes Gewissen.«
Doch Bea wollte nichts davon wissen.
»Ach was, das musst du wirklich nicht. Wenn du magst, kannst du mir ab und zu im Haushalt helfen, gelegentlich für uns beide einkaufen oder kochen. Deine Anwesenheit macht mir so viel Freude, und auch Lissy tut es gut, jemanden um sich zu haben, jetzt wo Nele weg ist und Leon vermutlich den Job auf Mallorca annehmen wird.«
Ich schmunzelte vergnügt vor mich hin, bis Bea plötzlich ein ernstes Gesicht machte. »Auch wenn es nach außen hin einen anderen Anschein macht, aber Larissa ist sehr sensibel. Weil sie schon früh ihre Eltern durch einen Unfall verloren hat, kann sie nur schwer loslassen.«
Ich schluckte.
Davon hörte ich zum ersten Mal.
»Lissy war noch sehr jung, als es passierte, deshalb habe ich sie zu mir genommen und aufgezogen. Später hat sie in Hamburg ihre Ausbildung zur Hotelkauffrau gemacht und wollte Stefan heiraten, den ich nie besonders leiden konnte. Doch der hat sie irgendwann betrogen, woraufhin Larissa wieder zurückgekommen ist. Ursprünglich, um mich in der damaligen Bücherkoje zu vertreten, weil Vero und ich auf Weltreise gehen wollten. Doch der Abstand zu ihrem alten Leben tat ihr gut, und dann hat sie sich zuerst mit Nele und dann mit Leon angefreundet.«
»Und irgendwann wurde aus Freundschaft Liebe«, ergänzte ich nachdenklich.
Und manchmal läuft es auch umgekehrt …
Aber hatten Patrick und ich eine echte Chance, nach dem Scheitern unserer Ehe Freunde zu werden?
Meine Gedanken wurden jäh durch Beas Nachbarn Ole unterbrochen, der sich über den Zaun beugte und fragte, ob Bea zusammen mit ihm Spargel bestellen wolle.
»Gute Idee«, rief sie begeistert aus und ging zu ihm rüber.
In diesem Moment klingelte mein Handy.
Es war Doro, die wissen wollte, wie es mir ging. Sie erzählte, dass sie sich am Freitag wie geplant mit Mats in Husum treffen würde.
»Ich habe Thomas gegenüber behauptet, dass ich zusammen mit Helen dorthin fahre, um mich nach Antiquitäten für unsere Wohnung umzuschauen. Zum Glück hat er es anstandslos geschluckt, zumal Emma den Geburtstag ihrer besten Freundin feiert und da auch übernachtet. Und Nils ist bis Samstag auf Klassenfahrt.«
Warum sollte ich mir ständig Gedanken darüber machen, was passieren würde, wenn diese Affäre aufflog? Ich freute mich stattdessen für Doro, weil sie für eine Weile ihrem Alltag entfliehen konnte.
Nach dem Telefonat sammelte ich das Frühstücksgeschirr ein und ging zurück ins Haus.
Bea war immer noch in das Gespräch mit Ole vertieft.
Schön, wenn man nette Nachbarn hat,
dachte ich versonnen.
In Hamburg ging es weitaus anonymer zu, auch wenn Patrick und ich guten Kontakt zu den anderen Hausbewohnern gehabt hatten.
In meinem Zimmer googelte ich die Seite von Sylt-Fly. Sönke Mommsen hatte unter anderem ein Foto von sich und seine Vita ins Internet gestellt und machte einen sympathischen Eindruck.
Er bot reizvolle Touren an, und die Preise waren im Rahmen. Doch bevor ich buchte, musste ich noch die Einzelheiten absprechen. Also speicherte ich die Telefonnummer von Sylt-Fly in meinem Handy, fest entschlossen, Punkt eins der Liste so schnell wie möglich in die
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