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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Adalbert da oben in der Luft an nichts fehlt«, antwortete ich und kam mir plötzlich etwas albern vor. Obwohl Sönke so entgegenkommend gewesen war, als ich wegen Hinrichs Infarkt vergessen hatte, den Rundflug abzusagen, schüchterte er mich immer noch ein wenig ein.
    »Wollen Sie die beiden verkuppeln?«, fragte er schmunzelnd. Ich zögerte einen Moment.
    An sich ging es den Piloten von Sylt-Fly nichts an, weshalb ich den Rundflug verschenkte, anstatt wie geplant mit Larissa, Bea und Vero in die Propellermaschine zu steigen. Beide hatten mir im Übrigen sofort zugestimmt, dass Bea einmal auf andere Gedanken kommen sollte. Larissa hatte in letzter Minute Angst vor der eigenen Courage bekommen, nachdem ihr Rückflug von Palma von einigen Turbulenzen begleitet worden war, und Vero wollte bei Hinrich bleiben, dem unwohl bei dem Gedanken war, dass seine Frau so viele Kilometer über dem Boden schwebte. Zum Glück kamen Bea und Adalbert, bevor Sönke weitere spitzfindige Fragen stellen oder einen Witz reißen konnte.
    »Ah, da seid ihr ja!«, freute ich mich und umarmte beide spontan. Bea erspähte sofort den Picknickkorb und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Das ist ja eine tolle Idee, Paula. Aber ist der Champagner auch kalt genug?«
    »Ihre Freundin hat an alles gedacht«, mischte sich Sönke ein und deutete auf die Kühlmanschette um den Bauch des Pommery. »Da kann man glatt neidisch werden.«
    »Aber keiner von uns hat heute Geburtstag«, sagte Adalbert verwundert, der einen wunderschönen anthrazitfarbenen Rollkragenpullover trug.
    Auch Bea hatte sich schick gemacht und trug zum ersten Mal, seit ich sie kannte, einen Rock.
    »Man muss doch nicht immer Geburtstag haben«, wandte ich ein und spürte, wie sich ein wohliges Kribbeln der Vorfreude in mir ausbreitete. Bislang lief alles bestens! »Außerdem wollte ich euch beiden schon so lange eine Freude machen, und nun ist der perfekte Abend dafür, nicht wahr, Herr Mommsen?«
    Der Pilot nickte, klatschte in die Hände und sagte energisch:
    »Dann wollen wir mal!«
    Ich winkte den dreien hinterher und setzte mich in das Flughafen-Restaurant. Um die Wartezeit zu überbrücken, hatte ich mit Doro verabredet, sie anzurufen, und konnte es kaum erwarten, ihre Stimme zu hören. Seitdem Thomas ihr an jenem Abend in der HafenCity hinterherspioniert hatte, hatte sie Mats kaum noch gesehen, was ihr schwer zu schaffen machte. Wenn überhaupt, traf Mats sie nur in Hamburg, und auch das war schwierig, da Doro vormittags in der Kanzlei ihres Mannes arbeitete und sich nachmittags um Emma und Nils kümmern musste.
    Die Zeiten, in denen sie sich nach Husum wegstehlen konnte, schienen endgültig vorbei zu sein.
    »Schön, deine Stimme zu hören«, sagte ich, nachdem Doro bereits nach dem ersten Klingeln am Telefon war. »Wie geht es dir?«
    »Ach, es geht so«, antwortete sie betrübt. »Und dir? Sind Bea und ihr Freund schon gestartet?«
    Ich erzählte von meinem Picknickkorb und dass ich hoffte, die romantische Stimmung über den Wolken lockere das angespannte Verhältnis der beiden auf.
    »Ich drück die Daumen, dass es klappt! Bea sollte sich nicht von so einer Yoga-Tussi in die Flucht schlagen lassen. Das hat sie doch gar nicht nötig. Und was treibst du so?«
    Ich erzählte detailliert von den neuesten Entwicklungen auf Sylt, auch von Larissas Überlegung, eventuell nach Mallorca zu ziehen. Ich war froh, dass Doro, im Gegensatz zu Helen, die Menschen kannte, die mir mit der Zeit so ans Herz gewachsen waren. Da wir mindestens dreimal die Woche telefonierten, war sie meist gut informiert. Helen musste mich auch unbedingt besuchen kommen, sonst entfremdeten wir uns noch.
    »Klingt, als sei bei euch eine Menge in Bewegung«, bemerkte Doro. »Sicher nicht leicht für Larissa, eine solche Entscheidung zu treffen. Ich weiß ja, wie sich schlechtes Gewissen anfühlt, und sie hat bestimmt Schuldgefühle gegenüber Bea. Aber ich habe eine Idee. Warum übernimmst du nicht das Büchernest?«
    Mir stockte einen Moment lang der Atem.
    »Du vergisst, dass ich keine Buchhändlerin bin«, versuchte ich Doros Idee sofort vom Tisch zu wischen, bevor ich mich womöglich noch selbst in sie verliebte.
    In der Küche auszuhelfen war eine Sache, aber ein Buchcafé zu übernehmen? Nein, nein, nein!
    Ich hatte noch genug mit der Galerie zu tun, auch wenn das Dreierteam sich hervorragend schlug. Doch ich musste bald entscheiden, welche Ausstellungen wir im Herbst und zu Weihnachten präsentieren

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