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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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kennengelernt hatte.
    Mein Vater war an Krebs erkrankt und bereits ein halbes Jahr nach der schrecklichen Diagnose gestorben. Meine Mutter bekam Depressionen und war ihm ein Jahr später
gefolgt,
wie man so schön sagt. Es hatte ihr das Herz gebrochen, dass sie ohne meinen Vater weiterleben musste. Eines Morgens war sie einfach nicht mehr aufgewacht, ohne dass man später feststellen konnte, weshalb. Mich hatten in dieser schweren Zeit nur zwei Dinge getröstet, sofern es so etwas wie Trost überhaupt gab: Patricks liebevolle Fürsorge und der Gedanke, dass meine Eltern jetzt beide glücklich miteinander vereint waren und sich nie wieder trennen mussten.
    »Bea ist ehrlich gesagt meine größte Sorge, auch wenn ich weiß, dass sie mich in meinem Wunsch bestärken und mir nie ein schlechtes Gewissen wegen der Buchhandlung machen würde. Sie hat neulich schon mal angedeutet, dass sie sich durchaus vorstellen könnte, das Büchernest zu verkaufen, wenn ich keine Lust mehr darauf hätte.«
    Bea war eine kluge, einfühlsame Frau – und sie kannte Larissa. Sie wusste, wie sehr sie sich ein Kind wünschte und wollte, dass Leon glücklich war.
    »Du könntest sie mit nach Mallorca nehmen«, schlug ich einem Impuls folgend vor. »Das milde Klima würde ihr guttun, und bei ihren vielen Interessen langweilt sie sich bestimmt keine Sekunde.«
    Larissa seufzte.
    »Aber Bea ist Sylterin durch und durch. Obwohl sie gern reist und offen für Neues ist, liebt sie die Insel. Außerdem gehört sie hierher, das weiß ich.«
    »Dann hoffe ich, du findest eine gute Lösung für alle«, entgegnete ich und schaute erneut in den Sternenhimmel.
    Wenigstens dort war alles an seinem Platz.

33 . Kapitel
    A m Sonntag versuchte ich mich in Adalberts Yogastunde an der Übung
Kleine Kobra
und an der Atemtechnik, die er uns beigebracht hatte.
Beim Einatmen abstützen und den Kopf heben, beim Ausatmen langsam auf den Boden sinken lassen …
    »Das sieht doch schon sehr gut aus, Paula«, lobte Adalbert mich. »Aber auch bei Ihnen, Ina. Ich kann gar nicht glauben, dass Sie noch nie zuvor Yoga gemacht haben.« Besagte Ina lächelte verzückt und begab sich, ohne darauf zu antworten, in die Stellung Stuhl, ein Asana, das ich persönlich äußerst anstrengend fand, weil es so auf die Oberschenkel ging. Doch bei Ina, der neuen Schülerin in Adalberts Kurs
Sanftes Yoga für Anfänger,
der nach dem Meditationskurs stattfand, zitterte weder ein Muskel noch verrutschte eine Strähne ihrer glänzenden, kastanienfarbenen Haare.
    Für Anfang sechzig sah Ina fantastisch aus!
    Ich hörte Bea neben mir verächtlich schnauben und unterdrückte ein Grinsen. Seit Ina in den Kurs gekommen war, hatte Bea furchtbar schlechte Laune. Angeblich, weil sie Ina langweiliger fand als
einen Sack Bohnen
und sie sich die Haare färbte. Ich aber hatte eher das Gefühl, dass es Bea missfiel, wie intensiv Adalbert sich mit seinem neuen Schützling beschäftigte. Außerdem gelangen Ina einige Übungen mühelos, mit denen Bea so ihre Schwierigkeiten hatte.
    Seit nunmehr vier Wochen herrschte eine Art stummer Kleinkrieg zwischen den Damen, und ich fragte mich, ob Adalbert das mitbekam und gelassen ignorierte oder sich heimlich darüber freute. Die nächste Yogakombination beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit, und ich beschloss, mich lieber über meine eigenen Fortschritte zu freuen, als über die anderen Kursteilnehmer nachzudenken, immerhin war ich hier, um etwas für
mich
zu tun!
    »So, meine Damen, Schluss für heute«, holte Adalberts Stimme mich sanft aus der Versenkung. »Sie haben das wie immer fantastisch mitgemacht. Bis nächsten Sonntag und einen guten Nachhauseweg.«
    Während alle anderen ordnungsgemäß die Matten zusammenrollten und in die dafür vorgesehene Ecke stellten, ging Ina zu Adalbert, ein strahlendes Lächeln auf ihren immer noch vollen, sinnlichen Lippen.
    »Ist die eigentlich von einer Biene gestochen worden, oder woher kommt dieser entsetzliche Schmollmund?«, wisperte Bea mir ins Ohr, und ich hatte große Mühe, nicht laut loszulachen.
    »Ich glaube, das liegt nur an dem tollen Lipgloss«, flüsterte ich zurück. Ein fataler Fehler!
    »Weshalb man sich überhaupt schminken muss, wenn man zum Yoga geht, werde ich nie verstehen«, entgegnete Bea, nun eine deutliche Spur lauter. Ina bekam zum Glück nichts mit, weil sie gerade auf Adalbert einredete, der ihr aufmerksam und geduldig zuhörte.
    »Komm, lass uns gehen«, sagte ich energisch zu Bea und zog sie am

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