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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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wollten, und konnte von Glück sagen, dass Jule und Mira schon hervorragende Vorarbeit geleistet hatten.
    »Wie ist denn die Stimmung momentan bei euch zu Hause? Läuft es besser mit Thomas?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Er ist immer noch gereizt und nervt uns alle mit seiner schlechten Laune. Selbst Schwiegermonster findet, dass ihr Sohn zurzeit ein wenig anstrengend ist, und attestiert ihm ganz offiziell eine Midlifecrisis.«
    »Oh, wie nett!«, antworte ich halb belustigt, halb besorgt.
    Im Grunde mochte ich Thomas und fand es traurig, dass er offenbar mit seinem Leben haderte. Ich wusste selbst am besten, wie furchtbar sich so etwas anfühlte.
    »Sie hat ihm doch allen Ernstes vorgeschlagen, sich einen neuen Sportwagen zu kaufen und die Haare tönen zu lassen«, kicherte Doro. »Geht’s denn noch klischeehafter?«
    »Fehlt nur noch die junge Geliebte«, antwortete ich reflexartig, bereute meine Bemerkung jedoch sofort.
    Doch Doro nahm mir meinen Ausrutscher nicht krumm.
    »Wenn es doch so wäre. Glaub mir, dann würde ich sofort meine Siebensachen packen, mir die Kids schnappen und zu Mats nach Husum ziehen. Dort ist die Luft besser, und es geht nicht so hektisch und schickimickimäßig zu wie hier in Hamburg. Nils wünscht sich seit neuestem ein Smartphone, obwohl er noch nicht mal weiß, wie man das Wort schreibt. Aber er sieht natürlich, dass sein Vater andauernd damit herumspielt, und denkt jetzt, dass er ohne dieses Ding eine soziale Null ist. Ich werde schon aggressiv, wenn ich nur diese Wischbewegung sehe, und verspüre sofort den Drang, das Display mit Glasrein zu besprühen. Wusstest du eigentlich, dass es sogar Handschuhe gibt, deren Zeigefinger extra beschichtet ist, damit man bei Kälte dieses dumme Telefon bedienen kann?«
    Ich schmunzelte, weil Doro sich über Dinge aufregte, die sich sowieso nicht ändern ließen. Aber natürlich verstand ich, was sie meinte.
    »Bei Emma droht zu allem Überfluss der Reitwahn auszubrechen, weil eine Freundin gerade ein Pony bekommen hat. Verrat mir bitte mal, wie wir das alles schaffen sollen, ohne pleitezugehen. Außerdem denkt in diesem Haushalt kein Mensch daran, dass ich diejenige bin, die die Kinder dann von A nach B kutschieren muss.«
    »Aber wie soll es mit Mats und dir weitergehen?«, fragte ich besorgt. Mittlerweile war offensichtlich, dass Doro und Thomas nicht mehr zusammenfinden würden, egal, wie sehr sich beide Mühe gaben. Andererseits war genau das das Problem, dass nämlich keiner von beiden Interesse zu haben schien, die Ehe zu kitten.
    Als ich Doro vor einiger Zeit vorschlug, einen Paartherapeuten aufzusuchen, hatte sie meine Idee mit den Worten abgetan:
    »Wozu Geld für jemanden ausgeben, der in seiner Praxis Klangschalen und anderes Eso-Gedöns herumstehen hat, was Thomas garantiert sofort in die Flucht schlägt. Wir sind einfach nicht mehr ineinander verliebt und haben uns auseinanderentwickelt. Würde ich Thomas heute kennenlernen, wären wir vermutlich noch nicht einmal befreundet, weil wir zu wenige Gemeinsamkeiten haben. Und attraktiv, um mit ihm ins Bett zu gehen, finde ich ihn ehrlich gesagt schon lange nicht mehr. Und ihm geht es offenbar genauso. Ich werde einfach in Ruhe abwägen, bevor ich irgendetwas unternehme. Aber es wird so oder so auf eine Trennung hinauslaufen.«
    Ich schluckte schwer. Dem war dann wohl nichts mehr hinzuzufügen.

35 . Kapitel
    J etzt bin ich aber gespannt«, flüsterte Olli, während wir beide verstohlen durch den Spalt der Küchentür lugten und Fiete dabei beobachteten, wie er vor seinen Spiegeleiern saß und sie misstrauisch beäugte.
    Der zweiundzwanzigjährige, gutaussehende Koch mit dem blonden Strubbelkopf, den Sommersprossen und abstehenden Ohren hatte sich im vergangenen Jahr beim Surfen in die Insel und nebenbei in Fabian, einen Surflehrer, verliebt. Während des Sommers wollte er unbedingt in der Nähe seines Liebsten sein. Allerdings taten sich dabei drei Probleme auf: Er brauchte einen Job, eine Wohnung und einen weniger flirtfreudigen Freund. Ollis gutes Zeugnis aus einem Hamburger Szenerestaurant war seine Eintrittskarte für das Büchernest, Problem Nummer zwei zu lösen stellte eine erheblich größere Herausforderung dar: Auf Sylt war nicht ein einziges bezahlbares Zimmer mehr zu bekommen. Deshalb tat Olli das, was viele Saisonkräfte taten, die im Sommer auf der Insel arbeiteten: Er übernachtete im Zelt auf dem Campingplatz. Täglich pendelte er auf seiner alten Vespa

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