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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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beim Kardiologen«, antwortete Vero und holte Teller aus der Vitrine. Mittlerweile galt Ollis Interesse den hübschen Delfter Kacheln an der Wand. Sie waren weiß, mit hellblauen Motiven wie Segelschiffen, Windmühlen und Blumen bemalt.
    Soweit ich wusste, war es ein Zeichen von Reichtum gewesen, wenn man diese holländischen Schmuckfliesen sein Eigentum nennen durfte. Während Vero Besteck aufs Tablett legte und ich versonnen von einem eigenen Friesenhaus träumte, klingelte mein Handy.
    Zu meiner großen Überraschung war es Sönke Mommsen.

36 . Kapitel
    A ls ich von meinem Dienst im Büchernest nach Hause kam, ließ ich mich auf das gemütliche Sofa im Pavillon fallen. Heute regnete es nach einer langen Schönwetterperiode zum ersten Mal, und ich genoss den abrupten Wetterwechsel.
    Dicke Regentropfen klatschten gegen die Fensterscheiben, und ich kuschelte mich unter meine Lieblingsdecke, die ich von Hamburg mitgebracht hatte.
    Auf dem Beistelltisch stand der Blumenstrauß von Olli, und eine Kanne Friesentee dampfte auf dem Stövchen gemütlich vor sich hin. Aus den Boxen der Stereoanlage ertönte klassische Musik und erfüllte den Raum mit den sanften Klängen der
Regentropfen-Prelude
von Chopin.
    Gedankenverloren schaute ich auf mein Handy.
    Sollte ich mit Sönke Mommsen ausgehen oder nicht?
    Ich hatte den Anruf nicht entgegengenommen, weil ich das Vero und Olli gegenüber als unhöflich empfunden hätte, die mit Tee und Kuchen auf mich warteten.
    Mittlerweile hörte ich Sönkes Nachricht – wir duzten uns seit dem Abend des Rundflugs – zum fünften Mal ab und überlegte. Helen hätte gesagt:
Tu nichts, was ich nicht auch tun würde
und mir einen schönen Abend gewünscht.
    Auch Doro hätte mich garantiert ermutigt, mich zu amüsieren. Immerhin hatte es lange genug gedauert, bis ich Vincent aus meinem Herzen verbannt hatte.
    Zwar flackerte in manchen Momenten die Erinnerung an ihn noch wehmütig auf, aber das passierte Gott sei Dank immer seltener.
    Wie die Zukunft mit Patrick aussah, daran wagte ich gar nicht erst zu denken. Seit meinem offiziellen Auszug beschränkte sich unser Kontakt auf das absolute Minimum.
    Ab und zu kam wegen meines Nachsendeantrags wichtige Post für mich, oder es mussten andere gemeinsame Entscheidungen getroffen werden. Wenn ich mit Patrick telefonierte, fragte ich ihn weder nach den Briefen auf seinem Schreibtisch noch nach der Fremden und dem Jungen am Elbstrand, obwohl mir dies sehr schwerfiel. Umgekehrt wollte Patrick nicht wissen, ob ich noch Kontakt zu Vincent hatte. Eines stand auf alle Fälle fest: Spätestens zum Jahresende mussten wir eine endgültige Entscheidung treffen, nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Wohnung, zu der ich immer noch den Schlüssel an meinem Bund trug. Patrick hatte nie mehr danach gefragt, und so behielt ich ihn einfach.
    Aber war ich wirklich bereit, mit einem Mann auszugehen, den ich kaum kannte? Ich verstand nicht, warum Sönke ausgerechnet mich einlud, wo er doch bei unserem ersten Zusammentreffen ausgesprochen cool, beinahe abweisend auf mich reagiert hatte. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sein würde, einen ganzen Abend mit Sönke zu verbringen.
    Ich wusste so gut wie nichts über ihn. Womöglich war er verheiratet, hatte eine Freundin oder verabredete sich regelmäßig mit weiblichen Fluggästen.
    »Finde es heraus«, lautete Larissas Antwort, als ich sie im Büchernest anrief und um ihre Meinung bat.
    In diesem speziellen Fall vertraute ich gern auf den Rat von jemandem, der wusste, wie schnell auf einer kleinen Insel geklatscht wurde. Denn mir war mein wie auch Beas und Larissas Ruf wichtig.
    »Soweit ich weiß, ist er ein anständiger Kerl, ordnungsgemäß geschieden und noch nicht als notorischer Herzensbrecher und Frauenheld aktenkundig geworden«, fuhr Larissa fort, während ich nervös mit dem Teelöffel spielte und ihn schließlich fallen ließ. »Das Samoa Seepferdchen als Treffpunkt für ein Abendessen finde ich persönlich sogar schöner als die Sansibar, und du kennst es bislang noch nicht. Es wird bestimmt nett, iss leckeren Fisch und genieß dein Date. Du wirst sehen: Der Mann beißt nicht. Und sollte er es doch wagen, dann rufst du mich an, und ich komme, um dich aus seinen Klauen zu befreien.« Ich schmunzelte, weil Larissa so daran interessiert war, dass ich mich mit Sönke traf.
    Nachdem ich mich für ihren Rat bedankt hatte, wählte ich Sönkes Nummer. Er war sofort am Apparat, und wir hatten schnell die

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