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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Sherry und auch sonst nichts in der Art.«
    »Aber ich«, schmunzelte Bea, holte einen Sherry aus ihrem Leinenbeutel und stellte ihn neben die Teekanne auf den Tisch. Dann folgten zwei kleine, wunderhübsche Gläser aus geschliffenem Kristall, die sie vorsorglich in ein Geschirrtuch eingewickelt hatte.
    »Das ist ja spanischer«, stellte ich fest, nachdem ich uns einen Schluck eingeschenkt und das Etikett begutachtet hatte.
    »Hat Larissa mir von Mallorca mitgebracht«, erklärte Bea, und ich überlegte, ob ihr Besuch etwas damit zu tun hatte. »Kann übrigens sein, dass sie bald dort wohnt«
    Aha, hatte ich also recht mit meiner Vermutung!
    Entweder hatte Larissa ihrer Tante erzählt, was sie vorhatte, oder Bea hatte sich ihren eigenen Reim darauf gemacht.
    »Und wie findest du das?«, fragte ich und bemühte mich, so neutral wie möglich zu klingen. Am besten ich hielt mich so weit es ging heraus.
    Bea seufzte tief und trank einen Schluck.
    »Natürlich möchte ich, dass Larissa glücklich ist. Und ich würde mich sehr freuen, wenn sie endlich ihr Wunschbaby bekommt. Zumal es ja schon leider zweimal schiefgegangen ist …«
    Ich schluckte.
    Hatte Larissa etwa schon zwei Fehlgeburten gehabt?
    »Wusstest du nichts davon?«, fragte Bea und schlug sich entsetzt auf den Mund. »Oje, bitte nimm mir sofort das Glas weg, ich bin einfach zu plauderig. Vielleicht hätte ich etwas essen sollen, bevor ich Sherry trinke.«
    Ich stand auf und holte eine Tüte Pistazien. Mir knurrte ebenfalls der Magen, und ich hatte Appetit auf etwas Salziges.
    Bea nahm sich eine Handvoll, kaum dass ich die kalorienhaltige Knabberei in eine Schale umgefüllt hatte. »Ich hatte nur vermutet, dass du es wüsstest, weil ihr euch mittlerweile ziemlich nahesteht und …«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Ich werde Larissa nichts sagen. Aber es tut mir sehr leid für sie. Das muss schrecklich sein.«
    Bea nickte.
    »Ja, so etwas ist tragisch. Manche wünschen sich sehnlich ein Kind, und es klappt und klappt einfach nicht – und andere haben Kinder und können nichts mit ihnen anfangen. Das ist aber natürlich die Ausnahme. Bitte versteh mich nicht falsch.«
    »Nein, nein, ich weiß genau, was du meinst. Die Welt ist manchmal wirklich ungerecht. Aber ich vertraue darauf, dass Larissa und Leon ihr Glück noch finden. Die beiden passen so gut zusammen und haben sicher sehr viel Liebe zu geben. Sie könnten ja auch über eine Adoption nachdenken … oder ein Pflegekind …«
    »Das habe ich Larissa auch schon vorgeschlagen, doch sie will es noch eine Weile versuchen, bevor sie diesen Schritt geht.«
    »Und was passiert mit dem Büchernest, wenn sie wirklich nach Mallorca umzieht?«
    Bea drehte ihr Glas zwischen den Händen hin und her.
    »Dann würde ich wohl verkaufen. Ohne Lissy wäre es nur noch das halbe Vergnügen, und ich fühle mich zu alt, um dort tagaus, tagein hinter der Ladentheke zu stehen. Momentan macht mir die Arbeit viel Freude, schließlich gibt es kaum etwas Schöneres, als über gute Bücher zu sprechen und sie weiterzuempfehlen. Aber es hat sich auch so vieles verändert. Das Internet, die E-Books, die Tendenz, alles möglichst billig oder gar umsonst haben zu wollen. Dieser Unsinn mit den sozialen Netzwerken, in denen sich die Menschen exibitionieren. Manchmal glaube ich, dass es besser wäre, mich ganz zurückzuziehen. Eine Zeitlang habe ich mich der Illusion hingegeben, dass es irgendwann zu einer Art Kehrtwende kommt und die Leute ihr Leben nicht nur online auf der Überholspur fristen wollen.«
    Ich nickte zustimmend, weil Bea mir aus der Seele sprach. »Aber ich habe mich offenbar getäuscht und muss mich nun an den Gedanken gewöhnen, dass bald nichts mehr so sein wird, wie ich es gewohnt bin. Und deshalb erlaube ich mir, mich dann aus diesem Wahnsinn auszuklinken und das Feld denjenigen zu überlassen, die davon mehr Ahnung haben. Findest du mich jetzt spießig?«
    Ich musste lachen, als Bea mich beinahe flehentlich anschaute.
    »Ach, Unsinn! Du bist ein aufgeschlossener Mensch, der sich das Recht herausnimmt, zu sich selbst zu stehen. Keiner verlangt von dir, dich auf die digitalisierte Welt umzustellen. Das ist doch genau das, was ich hier so genieße: Auf der Insel scheinen sich die Räder irgendwie langsamer zu drehen, und das ist sehr beruhigend. Ich habe es auch allmählich satt, all diesen Neuerungen hinterherzurennen. Was glaubst du, was sich auf dem Kunstmarkt in den letzten

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