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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Details geklärt: Er holte mich am nächsten Abend um halb sieben ab und reservierte den Tisch, weil das Samoa ebenfalls ein heißbegehrtes Restaurant war.
    Mittlerweile hatte ich gelernt, dass Friesen nicht viel Aufhebens machten und schon gar nicht gern viel Zeit mit langen Reden verschwendeten. Nach dem Telefonat starrte ich auf die holzvertäfelte Decke des Pavillons.
    Ob Patrick sich seit meinem Auszug mit Frauen traf?
    Während unserer Ehe hatte es immer wieder die eine oder andere Kollegin oder Kundin in der Agentur gegeben, die ihm deutliche Avancen gemacht hatte. Patrick war schließlich ein gutaussehender, interessanter Mann und kam bei seinen Reisen mit vielen Menschen zusammen. Doch ich hatte nie auch nur den geringsten Anlass zur Eifersucht gehabt, sondern es sogar zuweilen genossen, dass er auch in den Augen anderer Frauen begehrenswert war. Solange er wusste, zu wem er gehörte, hatte ich keine Angst, ihn zu verlieren.
    Schluss jetzt!,
ermahnte ich mich und verscheuchte jeden weiteren Gedanken an Patrick. Ich war letztendlich aus Hamburg weggegangen, um auf Sylt neu anzufangen, und warum sollte ich überhaupt einen Gedanken daran verschwenden, ob die Frau vom Elbstrand bereits in unserem gemeinsamen Bett schlief …
    Dann versuchte ich zu lesen. Doch auch das funktionierte nicht recht, wie ich eine halbe Stunde später feststellen musste.
    Meine Gedanken gingen unaufhaltsam spazieren und landeten wie durch Zauberhand immer wieder bei Patrick. Entnervt klappte ich mein Buch zu und räumte ein wenig auf.
Äußere Ordnung herstellen, damit innere herrschen kann!
    Nach dem Einzug im Pavillon hatte ich spontan alles so verräumt, wie es mir gerade in den Sinn gekommen war.
    Vielleicht sollte ich einige Kleidungsstücke lieber in der alten Bauernkommode lagern, anstatt alles in einen schmalen Schrank zu quetschen.
    Als ich die oberste Schublade öffnete, sah ich zu meinem Erstaunen, dass sie voll war, ebenso wie die anderen drei. Offenbar hatte Bea vergessen, sie zu leeren.
    Neugierig inspizierte ich den Inhalt und holte nach und nach alles heraus: Mischpaletten, Pinsel, Terpentin, Lappen, Aquarell- und Acrylfarben, Skizzenblöcke in allen Größen, zusammengerollte Leinwände, dreieckige Keilrahmen …
    Das alles musste Nele gehören, anders konnte ich mir den Kommodeninhalt nicht erklären. Ich kniete mich auf den weichen Teppich auf dem Boden und breitete die Künstlerutensilien kreisförmig um mich herum wie ein buntgemustertes Kleid aus.
    Versonnen streichelte ich über die weichen Borsten des Rotmarderpinsels, fuhr über die Zacken des Zahnspachtels und spielte mit den hölzernen Rührspateln.
    Wie lange war es her, dass ich so etwas in der Hand gehabt hatte?
    Bestimmt über zehn Jahre …
    »Paula? Paula, bist du da?«
    Erschrocken ließ ich den Spatel fallen und stand auf.
    Wie oft hatte Bea schon an die Pavillontür geklopft, ohne dass ich es bemerkt hatte?
    »Störe ich?«, fragte sie und musterte mich eindringlich, nachdem ich geöffnet hatte. Dann fiel ihr Blick auf den Teppich, was mich sofort verlegen machte, weil ich das Gefühl hatte, beim Spionieren ertappt worden zu sein.
    »Das hat Nele wohl vergessen, wie unachtsam von ihr«, sagte Bea kopfschüttelnd. »Weißt du was? Ich hole eben den großen Waschkorb und packe alles hinein. Dann hast du wieder Platz.«
    »Nein, nein, das brauchst du nicht«, protestierte ich. »Ich … ich finde es schön, die Malutensilien hier zu haben. Früher wollte ich nämlich auch Malerin werden, und Neles Sachen erinnern mich an meine Zeit an der Kunsthochschule. Aber was rede ich da für einen Unsinn? Komm rein, sonst wirst du noch nass.«
    Bea stellte ihren Schirm an die Pavillonwand unter einen kleinen Vorsprung, wo er trocknen konnte.
    »Möchtest du einen Tee?«
    »Eigentlich hätte ich jetzt lieber einen Sherry«, antwortete Bea und schaute sich im Pavillon um. »Hübsch hast du’s hier, richtig gemütlich.«
    »Ist was passiert?«, fragte ich verwirrt und dachte sofort an Ina. Vielleicht war sie Bea zuvorgekommen und hatte sich Adalbert geschnappt. Andererseits hatte ich nach dem romantischen Sylt-Rundflug den Eindruck, Adalbert und sie seien sich ein kleines Stück nähergekommen.
    »Nein, an sich nichts. Oder zumindest nichts Schlimmes«, versuchte Bea abzuwiegeln. »Mich … mich macht nur dieser plötzliche Wetterumschwung fertig, und deshalb …«
    »Wolltest du dich ein bisschen anschickern?!« Ich grinste.
    »Bedauere sehr, aber ich habe keinen

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