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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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einen Galeristen?«
    Die Frau verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln und machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Ach was, Galerie. Das ist doch nur was für Leute, die Kunst des Geldes wegen machen. Ich bin zufrieden damit, wie es ist, und möchte daran auch nichts ändern. Wenn Sie sich allerdings wirklich für meine Bilder interessieren, besuchen Sie mich doch zu Hause. Hier habe ich wie gesagt nichts weiter zu bieten als das, was Sie sehen.«
    Mit diesen Worten bekritzelte sie einen leicht vergilbten Zettel und gab ihn mir. Die Adresse Norderstraße sagte mir nichts, da ich mich außerhalb von Keitum nicht besonders gut auskannte.
    »Mein Haus steht in dem kleinen Waldgebiet gegenüber der Asklepios-Klinik, gut zehn Minuten Fußweg von hier«, erklärte die Malerin. »Wenn Sie am Café Waldidyll ein kleines Stück weiter Richtung Kriegsgräberstätte gehen, sind Sie auch schon da. Würde es Ihnen morgen Vormittag passen?« Ich überlegte kurz.
    »Da muss ich leider arbeiten. Aber ich könnte ab fünf Uhr nachmittags.«
    »Das passt genauso gut. Ich koche uns den leckersten Tee, den Sie jemals getrunken haben.« Mit diesen Worten nahm sie einen Pinsel aus dem Glas und wandte sich wieder der Staffelei zu.
    Unsere Unterhaltung war beendet.
    »Dann bis morgen«, verabschiedete ich mich, drehte mich um und marschierte in Richtung Wenningstedt weiter. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass es kein Zufall war, dass ich Ineke Alwart getroffen hatte.

40 . Kapitel
    T schüs, Paula, ich wünsche dir viel Spaß«, rief Larissa mir hinterher, als ich am späten Dienstagnachmittag das Büchernest verließ, um die Künstlerin Ineke zu besuchen. Nachdem ich eine Weile mit dem Stadtplan von Westerland in der Hand herumgeirrt war, fand ich endlich den Zugang zu dem Waldstück, wo die Malerin wohnte.
    Ein gelbes Hinweisschild mit Eulenmotiv kennzeichnete das Gebiet als Naturerlebnisraum, den man auf
eigene Gefahr
betrete. Ich schmunzelte, weil der schmale Pfad, die hohen Nadelbäume, die wild wuchernden Brombeerhecken und das satte, grüne Gras alles andere als gefährlich oder bedrohlich wirkten. Vergnügt durchquerte ich das Wäldchen und freute mich über den Anblick dieses schönen Fleckchens Erde, das so ganz anders war als alles, was ich bislang auf Sylt gesehen hatte.
    Bald schon tauchte ein erstes Hinweisschild auf das Café-Restaurant Waldidyll auf. Blau blühende Hortensien, Engelsskulpturen, ein amerikanischer Briefkasten aus Holz und unzählige weitere Deko-Accessoires auf der Sommerterrasse signalisierten dem Besucher: Hier ist’s gemütlich, hier kannst du abschalten. Bleib einfach hier!
    Doch ich hatte keineswegs vor, abzuschalten, ganz im Gegenteil: Ich war nervös und konnte es kaum erwarten, die Kunstwerke von Ineke in Augenschein zu nehmen, versuchte mich aber zu bremsen, um nicht enttäuscht zu werden. Denn liebevoll bemalte Leinwände allein machten noch kein gutes Bild aus.
    Begleitet von fröhlichem Vogelzwitschern sog ich die würzige Luft ein, die das feuchte Holz, das Moos und die Blätter verströmten, und fühlte mich an lange Spaziergänge mit Patrick im Niendorfer Gehege oder im Sachsenwald erinnert.
    Sosehr wir auch das Wasser liebten – die beinahe magische Stimmung eines Waldes war eben ein ganz eigenes Erlebnis, und leider hatten wir die Gelegenheit für einen Waldspaziergang viel zu selten genutzt. Ich rechnete nach: Wenn alles glattgegangen war, müsste Patrick heute Abend meinen Brief bekommen.
    Wie würde er reagieren? Oder meldete er sich am Ende gar nicht?
    Ehe ich mich versah, stand ich auf einmal vor dem Häuschen der Malerin. Auf den ersten Blick wirkte es sehr heimelig: klein, ein bisschen windschief, aber sehr charmant. Auf der weißgetünchten Fassade rankte sich dunkelgrüner Efeu, neben der dunkelblauen Tür lud eine weiße, friesische Gartenbank ein, in der Sonne zu verweilen, die zwischen den hohen Bäumen hervorblitzte. Irgendwo hinter den hellblauen Fensterläden und den hübschen Sprossenfenstern befand sich Inekes Atelier.
    Wie alt mochte die Malerin sein? Ende siebzig? Anfang achtzig? Sie hatte sich erstaunlich gut gehalten. Mit einem breiten Lächeln hieß mich Ineke Alwart willkommen. Ein köstlicher Duft von frisch gebackenen Waffeln, vermischt mit Vanille und Zimt umgab sie. Heute trug sie einen Kaftan mit aufgenähten Spiegelsteinchen.
    »Da sind Sie ja«, begrüßte sie mich und winkte mich herein. »Haben Sie gut hierhergefunden?«
    Ich nickte und

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