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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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hatte. Wir tranken jetzt häufiger einen Kaffee zusammen, bevor das Büchernest öffnete. Manchmal war Bea dabei, zuweilen sogar Vero, der zu Hause in der letzten Zeit die Decke auf den Kopf zu fallen schien, auch wenn sie das niemals zugeben würde.
    »Dann hast du also durch puren Zufall ein riesiges Talent entdeckt und weißt nicht, wie du die alte Dame dazu bringen kannst, in deiner Galerie auszustellen. Hast du denn schon bei ihr vorgefühlt?«, wollte Larissa wissen.
    Ich erzählte ihr, dass Ineke nichts von Galeristen hielt, und auch nicht von Künstlern, die ihre Werke teuer verkauften.
    Larissa runzelte die Stirn und schien zu überlegen, und ich musste daran denken, wie ich grübelnd die halbe Nacht wach gelegen hatte.
    »Da ist vermutlich nichts zu machen«, erwiderte ich seufzend. »Diese wunderbare Frau hat es mindestens sechzig Jahre ihres Lebens nicht für nötig gehalten, zu verkaufen, dann wird sie es auch jetzt nicht tun, zumal ArtFuture in Hamburg ist. Aber genug davon. Schau mal, Fiete steht vor der Tür und bekommt sicher gleich einen seiner legendären Meckeranfälle, wenn wir ihn nicht sofort hereinlassen.«
    »Wenn
du
ihn nicht hereinlässt«, korrigierte Larissa mich grinsend. »Mittlerweile hängt er doch schon wie eine Klette an dir.«
    »Was ich auch bestens verstehen kann«, mischte sich Olli in unsere Unterhaltung ein, der gerade durch den Hintereingang hereingekommen war und etwas außer Puste schien. »Immerhin ist Paula ja nicht nur unser Sonnenschein, sondern auch eine fantastische Köchin. So, Mädels, was steht heute an?«
    Ich grinste, weil ich wusste, wie sehr Larissa es hasste, »Mädel« genannt zu werden. Doch heute schien es sie nicht weiter zu stören, denn sie knuffte Olli lediglich in die Seite und ging zu Rieke, die gerade Neuerscheinungen auspackte. Also öffnete ich Fiete, der mich zwar nicht grüßte, dafür aber schnurstracks auf den Tisch zusteuerte, der immer für ihn reserviert war. Wenn er mich wirklich mochte, hatte er eine äußerst merkwürdige Art, mir seine Zuneigung zu zeigen.
    Aber egal! Ich hatte genug anderes zu tun, als mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn es warteten viele Gäste auf ihr Frühstück. Während das Radio lief, arbeiteten Olli und ich Hand in Hand, schmierten Brötchen, pressten Orangen aus und bereiteten Eierspeisen zu. Eine gutgelaunte Moderatorin kündigte für die kommenden Tage traumhaftes Strandwetter mit ungewöhnlich hohen Temperaturen an.
    »Das schreit geradezu nach einer Beach-Party«, bemerkte Olli. »Wie sieht’s aus, Paula? Kann ich dich an einem der nächsten Abende zu mir nach Hörnum locken? Ich hol dich auch ab.« Ich überlegte kurz. Sönke hatte mich gestern dasselbe gefragt. Auch er wollte das ungewöhnlich gute Wetter nutzen und hatte mich zu einer Dämmer-Segeltörn eingeladen.
    »Freitag würde passen, weil ich Samstag frei habe«, antwortete ich. Bevor Olli darauf etwas entgegnen konnte, sprang die Tür auf, und eine sichtlich wütende Bea stand auf einmal in der Küche. Sie schnappte sich einen Becher aus dem Schrank und stürzte zur Kaffeemaschine.
    »Ist was passiert?«, fragte ich verwirrt, da Bea sonst ausschließlich Tee trank. »Du musst keinen Kaffee trinken, ich kann dir auch Tee machen. Er ist gleich fertig.«
    Bea schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen Küchenstuhl.
    »Ich bin gerade so sauer, dass ich platzen könnte, und brauche dringend etwas zur Beruhigung! Tut mir leid, wenn ich euch störe.«
    »Ob Kaffee zur Beruhigung das Richtige ist, wage ich zwar zu bezweifeln«, antwortete ich und setzte mich neben sie. »Aber du störst natürlich überhaupt nicht.«
    Olli ging netterweise nach draußen, um sich um die Gäste zu kümmern. »Also schieß los, was ist so Schlimmes passiert, dass du sogar deinen heißgeliebten Tee verschmähst?«
    Bea trank einige Schlucke, bevor sie antwortete.
    »Direkt gegenüber von Adalberts Haus soll ein Hotel gebaut werden«, stieß sie schließlich hervor. »Unvorstellbar, oder? Da müssen viele Bäume dran glauben, damit hier in Keitum
noch
ein Hotel mit Tiefgaragen und allem Pipapo entsteht. Kann man sich nicht einfach darüber freuen, dass es am Watt so schön ruhig und grün ist, und alles so belassen, wie es ist?«
    Ich ließ diese Neuigkeit einen Moment auf mich wirken.
    Natürlich dachte ich sofort daran, dass es dann für immer vorbei war mit der Ruhe rund um Adalberts Haus, wenn pausenlos Autos vorbeifuhren, ganz zu schweigen von dem

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