Inselwaechter
Schwierigkeiten am Tatort gewesen sein. Wenn der Schrankenwärter ihn gesehen hat, ist doch nicht daraus zu folgern, dass Grohm nicht am Tatort gewesen sein könnte.«
»Das ist richtig so. Aber er hat einen Zeugen, der eine ihn im Grunde belastende Aussage bestätigen kann. Ich befürchte, Grohm ist gedanklich schon weiter als wir.«
»Wir haben keinen Beweis, keine objektive Spur, die wir zuordnen können. Nicht mal von diesem Bübchen Dohmen, der angegeben hat, das Messer berührt zu haben.«
»Ihre Handtasche fehlt und das Handy ist noch Tage nach dem Mord im relevanten Bereich eingeschalten worden – Aeschach und Insel. Da ist sich jemand sehr sicher, oder hat es nicht geschafft, dieses Beweismittel sicher entsorgen zu können. Einen Versuch ist es allemal wert, auf die Suche zu gehen. Ich treffe mich mit einem Hundeführer aus Kempten und ihr nehmt euch diese Schirr vor. Das mit Dohmen ziehen wir noch hin. Vielleicht brauchen wir ihn noch. Jemand muss auch den Anwalt hinhalten. Ich setze nicht auf Dohmen, sondern auf die Spur Grohm.«
Jasmin Gangbacher schaltete sich ein. »Der Kanuclub. Ich fahre dorthin und höre mich nach diesem Schmahlbach um. Wäre gut, wenn vielleicht noch jemand mitkäme.«
Robert Funk bot sich an.
»Was hast du mit dem Hundeführer vor?«, fragte Kimmel.
»Erst vor Kurzem habe ich eine Sendung über Hunde gesehen. Die können im Molekularbereich riechen. Selbst nach Tagen finden die Topexemplare von ihnen noch Spuren. Ich bin mir selbst noch nicht sicher … warte einfach ab. Wir müssen uns aber eilen. Die ganzen Tage seit Samstag war es relativ windstill und trocken und jetzt soll Regen kommen. Zudem wird es einige Zeit dauern, denn wie mir der Hundeführer sagte, ist das für die Tiere anstrengend und sie brauchen etwa alle zwanzig Minuten eine Pause.«
Gommi krähte lachend: »Sind halt richtige Polizeihundle, gell!«
Kimmel drehte sich ihm gefährlich langsam zu und brachte ihn mit seinem drohenden Blick augenblicklich zum Schweigen.
Robert Funk interessierte die Sache mit dem Hund auch. »Und für diese Hundenummer brauchst du die Schuhe, die Grohm am Samstag auf seinem Spaziergang getragen hat?«
»Mhm, aber warten wir ab«, entgegnete Schielin kryptisch, »mit dem Schrankenwärter … mit dem sollten wir auch noch mal reden.«
*
Melanie Schirr war fassungslos. Stumm wiederholte sie, was sie gerade gehört hatte. Endlich fragte sie: »Das hat er Ihnen gesagt, so?«
»Genau so hat er es gesagt«, bestätigte Wenzel, »Sie waren am Samstagmorgen am Segelhafen und er hat Sie da gesehen. Er belastet Sie mit dieser Aussage schwer.«
Melanie Schirr schwieg.
Wenzel pokerte. »Es gibt noch einen Zeugen, der Sie gesehen hat. Von einem Türmchen auf dem Dach gegenüber des Segelhafens aus. Sie sind vom Römerbad hergekommen, auf die Mole hinausgegangen und sind hinter dem alten Clubhaus auf Agnes Mahler getroffen …«
»Nein, das bin ich nicht. Ich bin nicht auf sie getroffen. Ich habe sie dort … vorgefunden.«
»Erzählen Sie! Was wollten Sie so früh dort unten?«, kam es fordernd von Lydia Naber.
»Immer wenn wir in Lindau waren, ist Agnes dort unten gewesen. Das hat ja jeder gewusst, nicht nur wir, sondern auch andere Kollegen. Manche haben schon Witze darüber gemacht. Bevor wir hierhergefahren sind, hat sie mir gegenüber Andeutungen unsere Kanzlei betreffend gemacht. Sie wollte etwas Neues beginnen und hat mir angeboten, dass sie mich da gerne dabeihätte.«
»Sie scheint Sie also geschätzt zu haben«, meinte Wenzel.
»Wir waren sehr unterschiedlich, aber wir haben uns respektiert, ja. Ich hatte ein sehr beklemmendes Gefühl, als wir hier angekommen sind. Sie hat ja keine Details berichtet – nur … es klang sehr entschlossen und hart. Sie wollte nichts mehr mit Grohm zu tun haben, so viel war klar. Aus diesem Grund bin ich am Freitag nochmals zu ihr ins Hotel und habe mit ihr geredet.«
»Dieser Streit in der Hotelhalle«, stellte Lydia fest.
»Ja, genau. Ich hätte es mir sparen können und habe mich im Nachhinein geärgert über meine Worte an sie – ich sagte, sie sei ungerecht Grohm gegenüber und dürfte die historische Leistung nicht verachten, die er und Sebald erbracht hatten. Sie ist ärgerlich geworden, ein Wort gab das andere und schon streitet man, obwohl man genau das nicht will. Ich bin daher am Samstagmorgen in den Segelhafen gegangen, um noch mal mit ihr zu reden – bevor wir uns offiziell zusammensetzen wollten. Ich wollte nicht mit
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