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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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gebracht wurden.
    Dampfend rückte er ab. Im Türrahmen stoppte er und drehte sich nochmals um. »Die Jasmin, die war doch schon wieder in Memmingen droben … du weißt schon.«
    Gommi bestätigte.
    »Ist oft dort, oder?«
    »Mhm.«
    Kimmel wartete.
    Gommi verzog sein Gesicht zu einer fragenden Grimasse. »Ahh … und?«
    »Ja, sehr oft, oder nicht!?«, kam es drängender von Kimmel.
    Erich Gommert schnaufte abwiegelnd. »Tja … hm …. no … ja … phh …«
    »Ja, ist da was!?«, ermunterte Kimmel.
    Erich Gommert überlegte. »Ja, was soll denn da sein in Memmingen … in Memmingen ist doch nichts, oder? Da war doch noch nie was.«
    Kimmel hob die Hände zur Decke. »Ja … no … mit derer … Mhm!«
    Erich Gommert zuckte mit den Schultern. »Mhm …. ja …. viel kann ja net sein, wenn die hübsche Hex doch noch einsitzt, oder?«
    Kimmel stapfte frustriert zurück ins Büro.
    *
    Der Vormittag fraß sich zäh dahin, mit Telefonaten, dem Schreiben von Protokollen, Berichten, Anträgen, Statistiken. Als endlich Mittag vorüber war, nahm Kimmels Dienststelle einen Betrieb auf, den er als befriedigend empfand. Er hörte Gommi von drüben laut jammern, weil er von Wenzel einen Auftrag erhalten hatte. Schielin saß zusammen mit Lydia im Büro – den beiden würde schon was einfallen.
    An den Orten des Bodensees, an denen es den Menschen gut ging, schlenderte das Leben entlang eines weiteren, unbekümmerten Sommertages. Von jenseits der Insel Hoy schimmerten in der Ferne weiße Tupfen und Sprenkel, die man für himmlische Inseln inmitten des Wassers hätte halten können, wenn durch die beständige Bewegung nicht deutlich geworden wäre, dass es etwas durchaus Lebendiges war, das sich da sammelte: Schwäne.
    Das Eichwaldbad füllte sich und vor geschlossenen Schranken der Bahnübergänge bildeten sich Staus. Einige Eilige, die noch nicht wussten, wie das Leben diesseits und jenseits der Bahnschranken funktionierte, erregten sich über die Unterbrechung. Die Wissenden nahmen den Aufenthalt mit stoischer Gelassenheit entgegen, so wie schlechtes Wetter oder Politikerreden. Alles war in seiner Ordnung.

    Wenzel war von der Obduktion zurück. Robert Funk saß hinter seinem Schreibtisch und holte einen Kauknochen aus der Schublade, den er Hundle ins gierige Maul steckte. Gemächlich sammelten sie sich im Besprechungsraum, wo Gommi auf Anforderung aller einen schwachen Kaffee aufbrühte. Hundle kam, als alle schon saßen, vorläufig satt und zufrieden, und suchte einen Platz unter dem Tisch.
    Sie blickten erwartungsvoll auf Wenzel, von dem man die für den Fall belebendsten und informativsten Neuigkeiten erwartete. Er ließ sich nicht bitten und berichtete in kurzen, knappen Sätzen von den Resultaten der Obduktion. Es waren weder aufregende noch überraschende Mitteilungen, die er zu erzählen hatte. Agnes Mahler war einsneunundsiebzig groß. Die Klinge des Messers war unter dem hinteren, linken Rippenbogen eingedrungen, hatte das Zwerchfell zerrissen und war direkt in die Herzkammer gestoßen. Der Verlauf des Stichkanals ließ mit Sicherheit davon ausgehen, dass Agnes Mahler in aufrechter Haltung an der südlichen, weißen Säule gelehnt hatte. Der Täter musste den Stoß von unten nach oben geführt haben und die Klinge des Messers war mit dreißig Grad querstehend eingedrungen. Das ließ auf einen nicht ungeübten Umgang mit Messern schließen. Der Täter muss eine Körpergröße um die einsachtzig gehabt haben, war Rechtshänder und hatte links hinter dem Opfer gestanden. Einzig die Tatwaffe war außergewöhnlich. Ein finnisches Filiermesser der Marke Marttiini mit einer siebzehn Zentimeter langen Klinge. Nagelneu, wie schon der erste Blick durch das Mikroskop auf die Klinge gezeigt hatte, denn diese wies keinerlei Scharten oder Kratzer auf. Am hinteren Ende des dunkelgrauen Schaftes hatte man kleinflächige Schmierspuren gefunden, die zwar erkennen ließen, dass sie von Fingern herrührten, jedoch weder auswertbare daktyloskopische Spuren hergaben noch verwertbares DNA-Material lieferten. Sie waren auch schwerlich mit dem Tatablauf in Verbindung zu bringen, denn der Täter hatte das Messer fest umschlossen halten müssen, um derart heftig zustoßen zu können.
    Es war keine Enttäuschung, die sein kurzer Bericht entstehen ließ. Doch es war zu spüren, dass man das, was er gesagt hatte, eher hinnahm. Im Grunde war auch keine große Überraschung zu erwarten gewesen. Eine Frau war mit einem Messerstich in den Rücken

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