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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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gerade als Webdesigner selbständig gemacht und will uns ein paar Vorschläge für unseren Internetauftritt unterbreiten. Wir essen um acht, es gibt Zanderfilets und Rosmarinkartoffeln. Bitte seid pünktlich. Nele, dir heben wir natürlich etwas auf, weil du später kommst.«
    »Ich kann heute auch nicht«, antworte ich reflexartig, weil ich den Gedanken, Leon zu sehen, nicht ertragen kann. Fieberhaft überlege ich, was ich als Ausrede ins Feld führen könnte. »Ich treffe mich mit Veros Sohn, weil ich noch ein paar Unterlagen für Mailand ausdrucken muss«, sage ich wenig überzeugend, was einen bedeutungsvollen Blickwechsel zwischen meiner Tante und Nele zur Folge hat.
    »Wenn das so ist, esse ich eben mit den beiden Jungs alleine und lasse dir ebenfalls etwas übrig. Aber das mit dem Ausdrucken wird sicher nicht lange dauern, oder? Außerdem hast du doch die ganze Zeit auf eine Website für die Bücherkoje gedrängt. Aus diesem Grunde hätte ich dich an sich schon ganz gerne dabei!«
    »Okay, ich werde mich beeilen«, murmle ich leicht beschämt und gehe nach oben, um meine Tasche zu holen.

    Am Vormittag bessert sich meine Laune kein bisschen. Ich behalte die ganze Zeit die Eingangstür im Blick, weil ich es auf alle Fälle vermeiden will, Leon zu begegnen, wenn er seinen Pressespiegel holt. Doch ich habe Glück, denn an seiner Stelle kommt eine Praktikantin vorbei, so dass ich mich den Rest des Tages ein wenig entspannen kann.
    Heute ist es ziemlich ruhig in der Bücherkoje, weil die Sonne scheint und die meisten Leute lieber am Strand sind, anstatt in eine Buchhandlung zu gehen. So habe ich Gelegenheit, über meinen geplanten Umzug nach Mailand nachzudenken, und schicke Marco eine SMS , um ihn über den neuesten Stand der Dinge zu informieren.
    »Herzlichen Glückwunsch!«, schreibt er zurück. »Schade, dass ich nicht mehr in der Stadt wohne. Ich hoffe aber, dass wir uns trotz allem nicht aus den Augen verlieren. Meld dich, wenn du meine Hilfe brauchst. Alles Liebe, Marco.«
    Wie nett, denke ich und lächle ein wenig. Zum ersten Mal an diesem seltsamen Tag.
    Gegen Spätnachmittag fällt mir ein, dass ich mir noch etwas für den Abend überlegen muss. Schließlich bin ich angeblich mit Veros Sohn verabredet. Ich zerbreche mir den Kopf und ärgere mich über meine eigene Dummheit. Wo soll ich denn nun so lange hin? Wenn Leon und Dirk um 20.00 Uhr bei Bea sind, kann ich keinesfalls vor 23.00 Uhr auftauchen. Mist, so lange kann ich unmöglich spazieren gehen. Zu meiner großen Erleichterung löse ich ein paar Minuten später das Problem, weil mein Blick auf das Programm des Lichtblick-Kinos in Westerland fällt. Dort läuft um 20.30 Uhr einer meiner Lieblingsfilme:
E-Mail für dich,
den ich zwar in- und auswendig kenne, der aber für den heutigen Abend genau das Richtige ist. Wenn ich vorher noch essen gehe und danach etwas trinken, müsste es allemal so spät sein, dass ich Leon nicht mehr antreffe. Und Nele ebenso wenig.
    Mit dem Gefühl einer Heimatvertriebenen betrete ich eine Weile später den dunklen Kinosaal, in dem außer mir gerade mal fünf Leute sitzen. Kein Wunder, denn das Lichtblick ist ein ziemlich altes, wenn auch uriges Programmkino, das seit Jahren am Existenzminimum herumkrebst. Ich schaffe es beinahe, für ganze neunzig Minuten abzuschalten, und fiebere mit Meg Ryan, die als Inhaberin einer kleinen Kinderbuchhandlung gegen die Übermacht eines Buchkaufhauses im Besitz von Tom Hanks ankämpft. Die Geschichte ist eine Mischung aus meiner Situation und Neles.
    Als ich an meine Freundin denke, überkommen mich widersprüchliche Gefühle: Einerseits bin ich sauer auf sie, weil sie mir nichts von ihrem Verhältnis zu Leon erzählt hat, andererseits bin ich nach wie vor daran interessiert, dass Nele ihr Möwennest behalten kann. Schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, wie furchtbar es ist, etwas zu verlieren, woran man mit ganzem Herzen hängt.
    So wie ich an Leon, denke ich und werde von einer riesigen Trauerwelle überrollt. Als der Film dem Ende zustrebt und Meg Ryan für immer ihre Buchhandlung schließen muss, kullern auch bei mir die ersten Tränen, und ich weine mit der Schauspielerin um die Wette.
    Weshalb muss ich mich eigentlich immer in den falschen Mann verlieben?, frage ich mich und denke an meine Eltern, die eine liebevolle und harmonische Ehe geführt haben. Ich will auch so was, schluchze ich innerlich und kann es kaum mit ansehen, als die beiden Protagonisten sich am Ende des

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