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Inselzauber

Inselzauber

Titel: Inselzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Hamburg wieder zurechtfinden? Werde ich überhaupt in einer Stadt bleiben wollen, in der zu befürchten ist, dass ich hin und wieder per Zufall Stefan, Melanie und ihrem Kind begegnen werde? Wird mir mein Job im Hotel noch Spaß machen, wenn ich mich erst einmal an die Tätigkeit als Buchhändlerin gewöhnt habe? Wird mein Leben überhaupt noch lebenswert sein?

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    Kapitel 3
    D ie beiden Tage bis zum Jahreswechsel sind hektisch, weil wir in der Bücherkoje Vorbereitungen für die Inventur treffen müssen. Ich bin froh, dass die kleine Paula immer noch bei ihren Großeltern in Stuttgart ist, denn auf diese Weise habe ich nicht NOCH eine Verpflichtung, der ich gewissenhaft nachkommen muss.
    Ich habe keine Ahnung, wie ich Silvester verbringen werde, und beschließe, mir in Ermangelung einer spannenderen Alternative etwas Leckeres zu kochen und früh ins Bett zu gehen. Ich bin sowieso immer ein Silvestermuffel gewesen und habe eine Heidenangst vor Böllern und Raketen. Das Tolle an Sylt ist, dass dergleichen strengstens verboten ist, weil die Gefahr besteht, dass eines der Reetdächer in Brand gerät. Apropos Brand: Wenn ich in den nächsten Tagen nicht erfrieren will, muss ich mich allmählich um die Öfen kümmern.
    Zu diesem Zweck begebe ich mich am frühen Morgen zu meinem Nachbarn Ole Hinrichs auf der linken Seite (rechts wohnen Tanja und Paula). Denn ich habe zwar das Öl und die Kohle entdeckt, wage es aber nicht, das Zeug eigenständig anzuzünden. Wie ich mich kenne, schaffe ich es in null Komma nichts, das ganze Kapitänshaus in Brand zu setzen. Und dann ist es wärmer, als mir lieb ist! Dummerweise habe ich es versäumt, einen Probedurchgang mit Bea zu exerzieren. Da laut ihrer Aussage Herr Hinrichs für dergleichen gerne zur Verfügung steht, kann er jetzt ruhig mal zeigen, was er von Öfen versteht.
    Als ich klingle, steckt zuerst seine Frau Uta den Kopf in die kalte Winterluft und bittet mich umgehend herein. »Ole, Lissy ist hier«, ruft sie.
    Alsbald erscheint ihr Mann, rustikal in eine Latzhose gewandet, deren Beine in Gummistiefeln stecken. »Na, min Deern, was kann ich für dich tun?«, erkundigt er sich und mustert mich neugierig.
    Fehlt nur noch, dass er feststellt, wie groß ich geworden sei.
    »Hast du schon was von Bea und Vero gehört?«, fragt er munter weiter.
    Dabei habe ich gerade gar keine Zeit für einen netten Plausch, weil ich schleunigst in die Bücherkoje muss. »Den beiden geht es bestens. Sie sind gesund und munter, tragen mexikanische Hüte und singen permanent ›La Cucaracha‹«, antworte ich. »Da ist also so weit alles im grünen Bereich. Dafür habe ich ein Problem mit den Öfen und hoffe, dass du mir helfen kannst!«, sage ich und sehe ihn hoffnungsfroh an.
    »Na, dann wollen wir mal«, ruft Ole tatkräftig, nimmt seinen Parka vom Haken und folgt mir zu Beas Haus. »Mann, du hast es aber wirklich kalt hier«, bestätigt er Minuten später, was ich sowieso schon weiß, und sieht sich der Reihe nach alle Öfen an.
    »Da ist schon alles in Ordnung, Ole. Du brauchst mir nur zu zeigen, wie man die Dinger anmacht«, erkläre ich und winke mit der Ölkanne, die ich zuvor noch aus dem Keller geholt habe.
    »Wenn du damit rumhantierst, isses kein Wunder, dass es hier nich warm wird. Wo hat Bea denn die Kiisen und die Sjiplurter?«, fragt mein Heizungsmechaniker und sieht mich erwartungsvoll an.
    »Sjip was?«, wiederhole ich verwundert und habe nicht den geringsten Hauch einer Ahnung, wovon Ole da spricht.
    »’tschuldige bitte, ich hab ganz vergessen, dass du kein Friesisch kannst«, erwidert Ole grinsend und holt einen Packen Streichhölzer aus der Tasche seiner Latzhose. »Kiisen und Sjiplurter sind Kuhfladen und Schafsköttel«, erklärt er mir dann.
    Ich überlege kurz, ob Bea wohl vergessen hat, mir zu erzählen, dass Ole mit seinen immerhin fast achtzig Jahren allmählich der Alterssenilität und/oder Demenz anheimgefallen ist.
    »Weißt du das denn nicht?«, fragt er weiter und verzieht immer noch keine Miene. »Seit Jahrhunderten sammeln wir Friesen die Fladen und Köttel, trocknen sie und stapeln sie dann in der Scheune, damit wir gut über den Winter kommen. Das ist Natur pur, ist billig und brennt so gut wie Torf!«
    »Aaaaha«, antworte ich gedehnt, weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll.
    Auf der einen Seite halte ich das alles für puren Unsinn, auf der anderen Seite weiß man bei Bea nie so genau. Wer nachts bei Vollmond Kräuter pflückt, um daraus Tee zu

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