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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ein kaputtes Türscharnier reparierte. Aber er starrte Shiaraqa schweigend an. Ich hatte alle Hoffnung darauf gesetzt, nach der Operation normal, vielleicht sogar einigermaßen hübsch auszusehen – ja, ich hatte sogar von einer glücklichen Ehe geträumt.
    Nichts davon würde in Erfüllung gehen.
    Diese Träume waren meiner Schwester vorbehalten.
    Ich wäre für immer das Eselgesicht.
    Anwars Beschimpfungen trafen zu. Ich war hässlich.
    So würde es immer sein.
    Aber wie sich nun zeigte, hatte er auch mit etwas anderem recht: Ich war nicht nur hässlich, sondern auch dumm. Ich war dumm, weil ich geglaubt hatte, mein Leben könnte besser sein. Dumm, weil ich den Amerikanern vertraut hatte.
    Captain Mindy unterbrach das lange Schweigen. Shiaraqa übersetzte ihren Redefluss in unsere Sprache. »Erinnerst du dich an den Corporal, der heute vor dem Tor stand? Er hat uns von dir erzählt. Er hat uns gebeten, dir diese kleinen Geschenke zu geben.« Er nahm ein Plüschtier, offenbar ein Hund, und zwei dumme Spielzeugautos von einem Regal über dem Schreibtisch. So wären wenigstens meine Brüder glücklich.
    Captain Mindy ging ebenfalls zum Regal, aber ichschüttelte den Kopf, denn ich hatte keine Lust auf das nutzlose Zeug. Dennoch hielt sie mir ein blaues Notizbuch mit Spiralbindung und zwei neue Stifte hin. »Baksheesh«, sagte sie.
    Ich musste meine Augen mit dem Tschador abwischen. Vor ein paar Tagen hätte ich mich sehr über ein solches Geschenk gefreut, zumal ich Stifte und Papier bei Muallems Unterricht gut gebrauchen konnte. Aber welchen Nutzen hatten die alten Gedichte, wenn es mein Schicksal war, für immer ein Eselgesicht zu bleiben? Eselgesicht … Ich tupfte die Tränen ab, nahm die Geschenke und tat sie in eine Plastiktüte, die Captain Mindy für mich aufhielt.
    Baba stieß mich sanft gegen die Schulter und ich hob endlich den Kopf. »Tashakor.«
    Captain Mindy lächelte, drehte aber nervös einen Ring an ihrem Finger, während sie sprach.
    »Es tut ihr sehr leid, dass ihr in einer Woche nicht kommen könnt. Aber sie ist überzeugt, dass die Sache immer noch klappen kann, falls ihr eure Meinung irgendwann ändert«, übersetzte Shiaraqa.
    »Wir müssen los«, sagte Baba. »Auf mich wartet Arbeit.«
    Draußen schlang ich den Tschador vor meinen hässlichen Mund. Captain Mindy fiel wieder vor mir auf ein Knie. Sie schloss mich in die Arme und ich musste warten, bis diese seltsame Frau mich losließ.
    Schließlich ergriff Baba mich beim Arm und zog mich weg. Captain Mindy stand auf und lächelte meinen Vater an, aber ihr Blick war nicht besonders freundlich. Sie reichte ihm die Hand und sagte: »Tashakor.«
    Ich trug die Plastiktüte mit Spielzeug, Notizbuch undzwei Stiften, während man uns zum Ausgang führte. Vor dem Tor standen jetzt andere Wächter. Sie machten wieder viel Aufhebens und bestanden darauf, mir die Hand zu geben. Bevor wir endlich gehen durften, steckten sie noch Süßigkeiten in meine Tüte.
    Das Auto war so heiß wie Malehkahs Backofen. Ich kurbelte das Fenster hinunter, lehnte mich auf dem Sitz zurück und löste mein Tuch. Baba setzte sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Er wischte sich Schweiß von der Stirn und schlug auf das Lenkrad.
    Ich hielt die Plastiktüte in beiden Händen und wartete. Schließlich wandte sich Baba zu mir, holte tief Luft und atmete langsam aus. »Diese dumme Amerikanerin. Du hast ihre tolle Operation gar nicht nötig. Du bist meine Tochter. Du bist auch so hübsch genug.«
    Das war es also. Er hatte entschieden. Ich würde nie normal aussehen.
    »Du weißt, dass ich sehr viel zu tun habe. Zu viel, um mich auch noch mit diesem großen, komplizierten Plan abzugeben, den die Amerikaner ausgebrütet haben.«
    Ich senkte den Blick auf meine Hände und zerknautschte die in meinem Schoß liegende Plastiktüte. Nach allem, was mein Vater heute durchgemacht hatte, durfte ich meine Enttäuschung nicht zeigen. Dann spürte ich seine große, starke Hand auf meiner Schulter. Er drückte sie und schüttelte mich sanft. Als ich aufsah, zwang er sich ein Lächeln ab. »Na, komm. Wir fahren heim.«
    Ich wandte mich ab und sah aus dem Fenster.
    Während wir durch die Müllberge zurückfuhren, betastete ich meinen widerwärtigen Mund.

Beim Abendessen musste ich den Kopf wie immer weit zurücklehnen und mir den Reis mit den Fingern tief in den Mund schieben. Trotzdem landeten Körner in meinem Schoß. So hatte ich immer essen müssen. Das war mir noch nie so bewusst

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