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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Warum kann der Hubschrauber nicht starten?«
    Nachdem Shiaraqa übersetzt hatte, verdrehte Captain Mindy die Augen und hob die Hände. Sie sagte etwas zu Shiaraqa, der sich danach wieder an uns wandte. »Sie weiß nicht, warum der Flug gestrichen werden soll. Vielleicht ist das Wetter im Gebirge anders. Sie hat diese Entscheidung nicht getroffen.«
    Ich sah, wie mein Vater im Schoß die Faust ballte. Captain Mindy schien seine Anspannung zu bemerken, denn sie sprach plötzlich lauter und schneller. Sie schüttelte die Hände vor der Brust. Shiaraqa übersetzte: »Ihr sollt euch keine Sorgen machen. Der Flug wird stattfinden. In einer Woche.«
    Baba schüttelte den Kopf. »Ich muss arbeiten. Ich habe Ingenieur Hajji Abdullah gebeten, meine Baustelle zu leiten, damit ich Zulaikha begleiten kann. Und nun stellt sich heraus, dass alles umsonst war. Es hieß, dassder Hubschrauber heute kommt!« Er ließ eine Hand auf die Lehne klatschen. Captain Mindy sprach wieder mit Shiaraqa, aber Baba gab ihm keine Gelegenheit zu übersetzen. »Die mächtigste Armee der Welt schafft es nicht, an einem schönen Tag einen Hubschrauber starten zu lassen? Vielleicht weiß diese Frau gar nicht, wann der Hubschrauber kommen soll.«
    »Was sagt er?«, fragte Captain Mindy in fehlerhaftem Dari.
    Shiaraqa wollte übersetzen, aber Baba packte ihn am Arm und riss ihn zu sich herum. »Sag ihr, das ich weit gefahren bin. Sie muss die Operation selbst durchführen. Hier und heute.«
    Er sprach zu Shiaraqa, ohne die Frau auch nur eines Blickes zu würdigen. Nachdem Shiaraqa übersetzt hatte, schüttelte Captain Mindy lachend den Kopf.
    Mein Vater stand so ruckartig auf, dass sein Plastikstuhl über den Betonboden schrammte. In meinem Magen breitete sich eine kalte, taube Leere aus. Shiaraqa blickte zu Boden, übersetzte aber gehorsam: »Sie hat weder die Ausbildung noch die Ausrüstung, um die Operation hier durchzuführen.«
    Für die Ärzte in Kandahar sei es ein Routineeingriff, übersetzte Shiaraqa weiter, aber mein Vater hörte schon nicht mehr richtig zu. Vielleicht wäre die Operation kein Problem, aber Captain Mindy schien nicht zu begreifen, dass sie meinen Vater beleidigt hatte. Wie konnte sie es wagen, ihn auszulachen und dann weiterzureden, als wäre alles in bester Ordnung? Ich sah Shiaraqa in der Hoffnung an, dass er der Frau das Problem erklärte.
    »Sie hofft, dass ihr in einer Woche wiederkommt, damit …«
    »Ich kann nicht in einer Woche wiederkommen. Der Hubschrauber war für heute angekündigt! Ich werde nicht wie sie von der Regierung bezahlt. Ich muss für mein Geld arbeiten und wenn ich diese Fahrten unternehme, komme ich nicht dazu. Das kann ich mir nicht leisten.« Er ließ eine Faust auf die Handfläche klatschen. »Sie hat den Hubschrauber für heute angekündigt! Diese verfluchten, ungläubigen Amerikaner halten uns alle für Schwachköpfe.« Er tippte gegen seine Schläfe. »Sie halten uns für Kinder und glauben, wir würden alles tun, was sie von uns verlangen. Sie sind in unser Land einmarschiert und erwarten auch noch, dass wir ihnen dafür auf den Rücken klopfen. Sie tun so, als wären sie unsere Freunde, aber dann sehe ich, dass sie die Arbeiter von bewaffneten Soldaten bewachen lassen. Sie haben mich nach Sprengstoff abgetastet. So sieht ihre Freundschaft aus! Ihr Vertrauen! Ich weiß Bescheid! In einer Woche steckt unsere Familie mitten in Hochzeitsvorbereitungen. Sag ihr, dass wir nicht kommen werden.«
    Meine Augen brannten und ich spürte einen stechenden Schmerz in der Kehle.
    Als Shiaraqa die Worte meines Vaters übersetzte, verflog das Lächeln von Captain Mindys Gesicht.
    »Sie begreift nicht, warum sie nicht von jemand anderem gebracht werden kann.« Shiaraqa übersetzte Captain Mindys Worte, klang aber wie eine Puppe und schien nicht froh über das zu sein, was er sagen musste.
    Mein Vater verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Shiaraqa an.
    Captain Mindy wiederholte mit größerem Nachdruck, was sie gerade gesagt hatte. Shiaraqa schüttelte den Kopf und erwiderte etwas. Sie schnippte mit den Fingernvor seinem Gesicht. Ich spürte, wie ein Ruck durch meinen Vater ging. Schließlich seufzte Shiaraqa. »Sie sagt, dass du sehr schön bist und nach der Behebung dieses kleinen Problems wie eine Prinzessin aussehen wirst.«
    Mein Vater seufzte so tief, dass es fast wie ein Knurren klang.
    Ich betete zu Allah, dass mein Baba-jan diese Angelegenheit so leicht einrenken konnte, wie er sein Auto oder

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