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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Freunde.
    Wir wurden durch das schwere Stahltor geführt, das oben mit Metalldornen versehen war. Hinter uns fiel es krachend zu. Nun waren wir in der Basis. In der Welt der Amerikaner. Innerhalb der Mauern wirkte alles noch größer. Rechts von uns stand ein riesiger Metallturm mit Wassertanks. Ein Soldat hielt einen Schlauch und sprühte Wasser auf große Fahrzeuge, die dann mit Lappen geputzt wurden. Vor einem anderen Gebäude wechselten Soldaten einen Reifen. Dicht vor der Mauerliefen welche in grauen Hemden und kurzen schwarzen Hosen. Sie waren offenbar die einzigen Männer in der geschäftigen Basis, die keine Waffen trugen.
    Hier gab es mindestens fünf Gebäude und weitere wurde errichtet. Alle waren sandfarben. Die Amerikaner hatten ein ganzes Dorf gebaut.
    »Ah. Da kommt sie«, sagte Shiaraqa.
    Ein kleiner roter Jeep hielt vor uns und Captain Mindy stieg aus. Ohne Helm und Schutzausrüstung wirkte sie genauso klein wie Corporal Andrews. Obwohl sie in der Basis war, trug sie die Pistole an der Seite.
    »Salaam«, sagte sie. Dieses eine Wort kannten wahrscheinlich alle amerikanischen Soldaten. Sie reichte mir lächelnd die Hand, und ich sah zu meinem Vater auf. Es war schrecklich – sie musste eigentlich erst Baba begrüßen. Ich war erleichtert, als er zustimmend nickte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ihn zu verraten und zu beleidigen, weil ich mich zuerst begrüßen ließ.
    Captain Mindy sprach und Shiaraqa übersetzte. »Sie heißt euch herzlich willkommen. Und sie bedauert, dass sie sich neulich nicht nach euren Namen erkundigt hat.«
    »Sadiq Frouton«, antwortete mein Vater leise. »Und das ist meine Tochter Zulaikha.«
    »Zulaikha?«, fragte Captain Mindy. Dann legte sie sich eine Hand auf das Herz und redete lächelnd weiter.
    »Sie sagt, dass Zulaikha ein schöner Name ist«, übersetzte Shiaraqa. Er zeigte auf den Jeep. »Steigt bitte ein. Sie wird uns zum medizinischen Bereich fahren.«
    Baba und ich zwängten uns auf die Rückbank des kleinen Fahrzeugs. Shiaraqa saß auf dem Beifahrersitz, während Captain Mindy durch die Basis fuhr. Wir kamen an einer Baustelle vorbei, auf der Dutzende vonAfghanen ein neues Gebäude errichteten. In der Nähe warfen sich zwei Soldaten einen braunen, eiförmigen Ball mit spitzen Enden zu. Baba schien sie zu übersehen. Er hatte die Augen verengt und sah geradeaus, die Hände fest im Schoß gefaltet.
    Schließlich hielten wir vor der Doppeltür eines ebenfalls sandfarbenen Gebäudes. Ganz in der Nähe hoben mehrere Afghanen mit Schaufeln und Spitzhacken einen Graben aus, der einen guten halben Meter tief war. Sie wurden von einem Soldaten bewacht, der sein Gewehr über der Schulter trug.
    Baba beugte sich zu Shiaraqa und fragte leise: »Warum bewacht man die Arbeiter?«
    Der Dolmetscher zuckte mit den Schultern. »Sie verlegen Elektrokabel für die neuen Unterkünfte. Die Amerikaner befürchten, dass sie etwas stehlen könnten.«
    Baba sank wieder in seinen Sitz zurück und ließ die Knöchel knacken.
    Wir stiegen aus und wurden in das Gebäude geführt. Meine Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht im Inneren gewöhnen. Wir folgten dem Flur und betraten schließlich einen Raum, der offenbar als Behandlungszimmer diente. Wände, Fußboden und Decke waren aus weiß gestrichenem Beton. In einer Ecke stand ein großer Holztisch. In der Mitte des Raumes hatte man zwei Holzbetten aufgestellt, dazwischen stand ein Wagen mit seltsamen Apparaten und Gerätschaften. Captain Mindy holte zwei Plastikstühle.
    »Sie bittet euch, Platz zu nehmen«, sagte Shiaraqa.
    Ich lugte über meinen Tschador zu Baba, wartete ab, was er tat. Er setzte sich wortlos auf einen Plastikstuhl und bat mich mit einem Wink, es ihm gleichzutun. Bevorich mich setzte, zog ich den Stuhl näher zu meinem Vater. Captain Mindy hockte sich auf eines der Holzbetten, während Shiaraqa an einer Wand lehnte. Er übersetzte für Captain Mindy: »Sie hat leider schlechte Neuigkeiten.« Ich drückte eine Hand gegen meinen Mund. »Der Hubschrauber kann in Kandahar nicht starten. Die Wetterbedingungen sind zu schlecht.«
    Bei den Worten des Dolmetschers sackten meine zitternden Schultern nach unten. Ich sank auf dem Stuhl zusammen und zog meinen Tschador dicht vor meinen Mund. Mein Vater setzte sich anders hin und räusperte sich. Dann sprach er – kurz, knapp, beherrscht. Seine Stimme machte mir Angst, weil die Ruhe vor einem Sturm darin zu liegen schien. »Das Wetter ist gut. Heiß, aber nicht zu windig.

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