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Inside Aldi & Co.

Inside Aldi & Co.

Titel: Inside Aldi & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Straub
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beobachtet, die zu ihren eigenen besten Kunden wurden. Bei Übergabeinventuren konnte man oft halbvolle Bierkisten in den unteren Lagen finden. Fristo hat eigentlich eine faire Retourenregelung, aber viele Pächter haben weder den Überblick noch Zeit zur Datenkontrolle, und so läuft massenhaft Ware ab. In manchen Märkten habe ich sogar seit Jahren abgelaufenes Mineralwasser entdeckt.»
    In der Doku des Bayerischen Fernsehens wies die Fristo-Geschäftsführung, die dem Sender ein Interview gewährte, alle Vorwürfe weit von sich. Mit 90  Prozent der Pächter gebe es keine Probleme, und wenn, dann suche man das Gespräch.
    Offen blieb indessen, wie solche Gespräche endeten. Fakt ist: Die Fristo-Mitarbeiter sind unter dem Etikett «Handelsvertreter» letztlich Dumpinglohnempfänger, denen zusätzlich unternehmerisches Risiko aufgebürdet wird.
     
    Anders hingegen stellt sich die Situation beim Fachdiscounter Fressnapf dar. Der boomende Tiernahrungsfachmarkt mit dem Werbespruch «Alles für mein Tier» ist hierzulande bereits an über 800  Standorten vertreten. Laut Unternehmensangaben handelt es sich um die größte derartige Kette in Europa, die jüngst eine Zweigstelle in Polen zu ihrem Dutzend Auslandsstandorten hinzufügte. Im Geschäftsjahr 2011 betrieb der Konzern mit Sitz in Krefeld insgesamt knapp 1200  Filialen und erwirtschaftete mehr als 1 , 3  Milliarden Euro Umsatz, mit ansteigender Tendenz. Zur rasanten Entwicklung der erst 1990 gegründeten Kette trägt neben in Eigenregie betriebenen Filialen ein Franchise-System bei, das laut «Fressnapf-Vision» erschaffen wurde «in der Erkenntnis, dass die rasche Multiplikation zur Bildung von Synergien sowohl auf der Einkaufsseite als auch im Bereich des Kostenmanagements nur mit einem ständig wachsenden Team von Partnern, das von Eigendynamik und Begeisterungsfähigkeit lebt, zu erzielen sei».
    Einfacher gesagt, verkauft Fressnapf seinen Franchisenehmern das Recht, das unternehmerische Gesamtkonzept regional zu nutzen. Dabei gilt Fressnapf neben dem Baumarkt Obi als großes Erfolgsmodell im Franchising, das es vernünftig wirtschaftenden Unternehmern mit einem hohen Umsatz und eventuell mehreren Standorten durchaus ermöglicht, gutes Geld zu verdienen.
    Ein Arbeitsplatz bei Fressnapf sei krisensicher, meint Fressnapf-Gründer und -Geschäftsführer Torsten Toeller auf seiner «Karriere-Homepage». Er erklärt: «Tiere haben immer Konjunktur, sie stehen für Werte wie Treue, Zuverlässigkeit und Partnerschaft.» Immerhin nimmt er diese Werte nicht für sein Unternehmen in Anspruch, da bleibt Toeller etwas nebulöser: «Wir sind anders. Wir sind besser. Wir sind leidenschaftlich. Wir sind menschlich. Wir handeln.» All dies soll in der Vision «Wir sind der geilste Fachmarkt der Welt» gipfeln.
    Die Experten für Katzenklos und Hundefutter aus der Dose haben offenbar einen Sinn für Humor, denn der Alltag von Frau Müller, die seit Jahren in einem Fressnapf-Markt als Verkäuferin beschäftigt ist, liest sich anders. Sie hat eine exemplarische Woche protokolliert:
    «Montag ist Werbungstag, also viel los. Ich komme um 8 .45  Uhr an, warte auf meine Filialleitung. Wir gehen rein, ich öffne den Safe, die Filialleitung das Computerprogramm ‹Dewas›, die Zeit läuft. Um die Kasse noch mal zu zählen, bleibt keine Zeit, also übernimmt man die Kasse, egal ob da 1 , 2 oder 30  Euro Minus sind. Dann kümmere ich mich um Mindesthaltbarkeitsdaten, ich nehme also jeden Artikel immer und immer aus dem Regal. Nebenbei kassiere ich und räume natürlich auch die Regale nach. Wenn ein Kunde reinkommt, bin ich angehalten, ihn anzusprechen mit ‹Wie kann ich Ihnen helfen?›, wehe ich tue es nicht, könnte ja ein Testkunde sein. Spricht man ihn nicht an, dann bekommt man eine rüber. Ich habe ziemliche Angst vor den Testkäufern. Ich wurde schon öfters getestet, aber 100  Prozent habe ich noch nie erreicht. Wie soll ich das machen? Ich muss beraten, verkaufen, kassieren und verräumen, oft alleine im Laden. Eine Kollegin wurde neulich mit einem gezielten Testkauf fertiggemacht. Mit ein paar billigen Dosen und zwei teureren dazwischen wurde sie aufs Glatteis geführt. Mit dem Testkäufer kam gleich die Bezirksleiterin, die ihr eine verbale Abreibung und eine Abmahnung verpasst hat. Die Filialleitung macht Bedarfsabfragen und E-Mails.
    Dienstags habe ich oft frei. Wenn nicht, läuft das übliche Programm, ähnlich wie montags. Sollte es mal ruhiger sein, muss ich

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