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Inside Aldi & Co.

Inside Aldi & Co.

Titel: Inside Aldi & Co. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Straub
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nicht gesorgt haben, wohl höchstens für ein müdes Lächeln.

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    «Haben wir Wurmkuren?»
    Fristo und Fressnapf: Berichte aus dem Franchise-Wesen
    Bei Aldi lautet die Devise: Wir zahlen einigermaßen, also können wir alles verlangen. Andere Unternehmen sind derweil dazu übergegangen, ihre Mitarbeiter mit Dumpinglöhnen abzuspeisen und trotzdem große Forderungen zu stellen. Und häufig muss man nach ihnen nicht einmal lange suchen, denn in der Nähe frequenzbringender Aldi-Märkte siedeln sich gerne Fach-Discounter an, die das bewährte System im Prinzip übernommen haben.
    Ich erinnere mich an mehrere Situationen aus meiner Zeit als Aldi-Manager, in der mich Mitarbeiter von KiK und Co. ansprachen und «rübermachen» wollten. Sie klagten nicht nur über miserable Entlohnung. Nach einem längeren, ergebnislosen Gespräch mit einer kettenqualmenden, muffinmampfenden Takko-Bezirksleiterin über deren Auszubildende, die in der Berufsschule negativ aufgefallen waren, konnte ich auch Beschwerden über unfähige Führungskräfte gut nachvollziehen.
    Gerade im Bereich der Fachmärkte erfreuen sich Systeme, die auf unternehmerischen «Partnerschaften» basieren, großer Beliebtheit. Große wie kleine Ketten greifen darauf zurück, um schnell zu expandieren, aber auch um Risiken auszulagern.
    Wie der Getränkemarkt Fristo zum Beispiel, der in neun Bundesländern überwiegend in Süd- und Ostdeutschland mehr als 260  Märkte betreibt. Das Sortiment des Fachdiscounters umfasst etwa 500  Getränke. Die Märkte werden aber nicht von angestellten Mitarbeitern, sondern von sogenannten «selbständigen Handelsvertretern» betrieben. Es werden ständig neue Partner gesucht.
    Selbständiger Handelsvertreter – das klingt gut, und viele Interessenten schöpfen in den Vorstellungsgesprächen große Hoffnung. «Menschen mit einer gewissen Grunddummheit sind für diesen Laden ideal», sagt ein ehemaliger Fristo-Gebietsleiter. «Wer allerdings rechnen kann, merkt noch vor der Unterschrift, dass sich dieses Geschäft für ihn nicht lohnen wird. Aber die meisten unterschreiben, weil sie das gar nicht so genau wissen wollen oder keine Alternative haben.»
    Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte der Beitrag «Ausgebeutet im Getränkemarkt» im Bayerischen Fernsehen, ausgestrahlt im November 2012 : die Handelsvertreter tragen das volle Risiko, haben weniger Rechte, aber die gleichen Pflichten wie Angestellte. Anhand mehrerer typischer Beispiele zeigten die Reporter, dass viele Fristo-Pächter von Montag bis Samstag während der kompletten Öffnungszeiten und zusätzlich bei Warenlieferungen anwesend sind. Sie arbeiten oft 70 –80  Stunden die Woche, für Mitarbeiter ist kein Geld mehr da. Etwa 1500  Euro netto verdienen die Handelsvertreter im Monat, was für manchen weniger als fünf Euro pro Stunde ergibt.
    «Die werden total ausgenutzt», gibt der ehemalige Gebietsleiter im Nachhinein zu. «Das System funktioniert eigentlich nur, wenn Familienangehörige noch kostenlos mithelfen. Dann können Sie einen solchen Markt über Jahre betreiben. Oder wenn Sie es als Hobby sehen, nach dem Motto: besser als arbeitslos. Deshalb haben wir auch gezielt Leute über 50 gesucht, die sonst nirgends mehr unterkommen und solche Bedingungen schlucken. Dass die Handelsvertreter nicht ‹richtig› selbständig sind, liegt eigentlich auf der Hand.»
    Doch die Rechtslage ist unklar, und vielen Mitarbeitern fehlen Mut und Geld, sich in ein normales Arbeitsverhältnis zu klagen. Solange das so bleibt, spart Fristo neben den Lohnkosten vor allem Sozialabgaben, umgeht arbeitsrechtliche Schutzvorschriften und lagert Risiken aus. Im Internet klagen viele Betroffene ihr Leid.
    Ein großes Thema sind wie bei vielen solcher Vertriebsmodelle Warenbestandsdifferenzen. Immer wieder berichten Pächter nach Inventuren über plötzliche Fehlbestände in ihnen unerklärlicher Höhe. Denn die Pächter haften für die Differenzen. Der ehemalige Fristo-Gebietsleiter erklärt hierzu: «In Getränkemärkten wird viel gestohlen, gerade beim Pfand ist es total einfach, zu manipulieren. Viele Pächter sind mit der Buchhaltung überfordert und kapieren das System nicht, sie werden aber auch nicht richtig eingewiesen. Sie haben keine Mittel, sich Personal einzustellen. Oft arbeiten sie bis Mittwoch mit einer 1 :0 -Besetzung. Wenn eine Lieferung kommt, ist keine Zeit zu kontrollieren, ob die Mengen stimmen. Ich habe außerdem viele Getränkemarktler

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