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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Tflow. Nach späteren Berichten erwies sich Sabu als treu ergebener Informant. Er blieb weiterhin häufig bis in die frühen Morgenstunden auf, unterhielt sich mit anderen Hackern und erfuhr so von bevorstehenden Angriffen. Kursierten Gerüchte, dass Anonymous oder LulzSec eine Regierung oder ein Unternehmen aufs Korn nahmen, dann versuchte er, den beteiligten Hackern eine Bestätigung des geplanten Angriffs zu entlocken. Vielleicht fühlte sich Monsegur zum ersten Mal im Leben wirklich ernst genommen – diesmal von der Polizei.
    Am 15. August stand er in einer zweiten geheimen Verhandlung vor dem Southern District Court von New York und bekannte sich schuldig in zwölf Punkten der Anklage, die sich fast alle um das Hacken von Computern drehten. Sabu verpflichtete sich, das FBI zu unterstützen, und die Staatsanwaltschaft verzichtete im Gegenzug auf Anklagen wegen weiterer Verbrechen, die er jenseits der Welt der Hacker begangen hatte. Dazu gehörten das Tragen einer Handfeuerwaffe, der Verkauf eines Pfunds Marihuana im Jahr 2010 sowie von vier Pfund Cannabis im Jahr 2003, der Verkauf von gestohlenem Schmuck und Elektrogeräten sowie die Veruntreuung von 15.000 Dollar über die Kreditkarte eines ehemaligen Arbeitgebers. Dazu kamen eine ganze Reihe von Vergehen, die Sabu online verübt hatte: Die Ermittler konnten nachweisen, dass er sich nicht nur in ein Online-Casino gehackt hatte, sondern im Jahr 2010 auch in eine Ersatzteilfirma, wo er sich vier Automotoren im Wert von 3.450 Dollar hatte schicken lassen. Sabu hatte zuvor immer wieder lautstark mit seinem »im Untergrund« verbrachten Jahrzehnt geprahlt, während dessen er »ganze Regierungen unter Kontrolle hatte«, sodass man davon ausgehen kann, dass der Polizei einiges entgangen war. Wichtiger waren der Bundespolizei allerdings Straftaten, bei deren Aufklärung Sabu behilflich sein konnte.
    »Praktisch seit dem Tag seiner Festnahme hat der Beschuldigte aktiv mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet«, erklärte Bezirksstaatsanwalt James Pastore, der die Anklage führte, dem Richter bei der Verhandlung im August. »Manchmal hat er die ganze Nacht über mit Mitverschwörern Unterhaltungen geführt, die den Ermittlungsbehörden beim Zusammentragen von Beweismaterial gegen diese Personen helfen.« Pastore verlas die Anklagepunkte und rechnete vor, dass diese zu einer maximalen Haftstrafe von 122,5 Jahren führen könnten. Falls Monsegur die »Vereinbarung zur Zusammenarbeit« befolge, könne die Strafe geringer ausfallen.
    Der Richter wandte sich an Monsegur und fragte, ob er sich schuldig bekenne. »Ja«, antwortete der. Damit drohte Sabu keinerlei weitere Anklage. Er verlas eine Erklärung, in der er eine ganze Reihe zwischen 2010 und 2011 verübter illegaler Handlungen gestand. »Ich war persönlich beteiligt an einem DDoS-Angriff auf Computersysteme, PayPal, MasterCard und Visa«, sagte er. »Ich wusste, dass ich damit gegen Gesetze verstieß.« Das Geständnis wiederholte er nach jedem weiteren Punkt der Anklage – vom Zugriff auf die Server von Fox und PBS bis zu Infragard Atlanta.
    »Sehr gut«, meinte der Richter. »Das Schuldgeständnis wird angenommen.« Der Richter willigte ein, die Veröffentlichung des Urteilsregisters auszusetzen, da Monsegur im Fall seiner Identifizierung »persönlich große Gefahr« drohe. Vor Gericht wurden folgende Gefahren erwähnt: Hacker könnten Hunderte von Pizzas zu Monsegurs Wohnung liefern lassen oder ein Sondereinsatzkommando dort hinbeordern (eine Vorgehensweise, mit der 4chan-Nutzer wie William bestens vertraut waren). »Man nennt das Swatten«, hatte Staatsanwalt Pastore erläutert.
    Nach der Verhandlung arbeitete Sabu wieder mit dem FBI zusammen und war zeitweise täglich in den Räumlichkeiten der Behörde beschäftigt. Man ersetzte seinen Laptop, der so alt war, dass die Umschalttaste, das L und die 7 fehlten. Das neue Gerät enthielt ein Key-Logging-Programm, das alles aufzeichnete, was er tippte. Sabus Wohnung wurde mit Videokameras überwacht. Aber er durfte weiter so tun, als wäre er Amerikas meistgesuchter Hacker, der andere für die AntiSec-Bewegung anwarb, an deren Spitze er sich gesetzt hatte – ja, er durfte sogar die Polizei und seine Kritiker verhöhnen. »Meine Quellen bei Interpol melden (außer, dass sie ›gern Butter auf ihrem Toast haben‹), dass ich als Nächster hochgenommen werden soll«, berichtete er im August auf Twitter. »Na, sind alle begeistert über diese Neuigkeit?« Später

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