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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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starken Windes hören konnte. William war fassungslos. »Das nennst du nicht zu hart zu jemandem sein?«, fragte er ungläubig. »Ja«, entgegnete Jake und zuckte mit den Schultern. William stieß einen tonlosen Pfiff aus. Er war beeindruckt.
    Williams Zug fuhr ein, und sie verabschiedeten sich ohne große Formalitäten. Sie gaben sich ein letztes Mal etwas unbeholfen die Hand, und in diesem Moment waren die tiefen Gespräche und der Blick in die Seele des anderen schon fast vergessen. Jake und William nickten einander knapp zu und sahen dann zur Seite. William stieg in den Zug, ohne sich noch einmal umzudrehen. Jake ging zurück und wartete im Bahnhofsgebäude auf seinen eigenen Zug.
    Sie waren über denselben Weg zu Anonymous gekommen und hatten ähnliche Einstellungen zum Leben angenommen, aber sie hatten sich für verschiedene Wege entschieden. William hatte Jake nun kennengelernt und gesehen, welche Folgen eine Verhaftung wegen Hackens haben konnte. Aber er war immer noch nicht zufrieden damit, anderen lediglich ihr Facebook-Passwort zu entlocken. Er wollte wissen, wie man ein Computernetzwerk knackte. Er verbrachte mehrere Wochen damit, kostenlose E-Books und Textauszüge über die Programmierung von Encyclopedia Dramatica herunterzuladen. Er probierte die ersten bekannteren Hackertechniken aus: den Passwort-Cracker Cain & Abel, SQL-Maps, Googledorks und Backtrack 5. Am 10. März 2012 betrat William schließlich eine neue Ebene: Nach fünf Stunden Herumprobieren knackte er das Passwort zum WLAN-Netz seiner Nachbarn und begann es zu nutzen. »Als Nächstes werde ich ihr Zeug klauen«, sagte er voller Vorfreude. »Aber ich glaube, sie sind alt, also werde ich wohl keine Nacktbilder finden.« Er würde auch in Zukunft das Leben anderer Menschen stören, und wie Jake, Sabu und Kayla vor ihm war auch er überzeugt davon, dass man ihn nie erwischen würde.
    Im März 2012 waren es schon acht Monate, dass Topiary nicht mehr ins Internet durfte. Angesichts der Tausenden von Chatlogseiten und komplexen Computerkonfigurationen, die als Beweise gegen ihn gesammelt worden waren, konnte ein Prozess gegen ihn gut und gerne ein Jahr dauern, wenn es denn dazu kam. Es fiel ihm schwer, über seine Zukunft nachzudenken und darüber, was er tun wollte, wenn er endlich aus dem Gefängnis kam. Ihm gefiel die Vorstellung, »überall unbelastet zu leben«, an Orte zu reisen, wo ihn niemand kannte. Er hoffte, eines Tages einen Job zu finden, bei dem er im Freien arbeiten, vielleicht auch herumfahren konnte. Auf keinen Fall wollte er mit Computern arbeiten. Sie hatten in der Vergangenheit schon mehr als genug Stress in sein Leben gebracht. Auch ohne Internet verfolgten ihn diese belastenden, paranoiden Erinnerungen. Aber in diesem Monat brachen sie stärker als jemals zuvor über ihn herein. Denn in diesem Monat fand er heraus, warum Sabu immer noch auf freiem Fuß war.

Kapitel 26: Der wahre Sabu
    Was wurde am Ende aus Hector »Sabu« Monsegur? Nach der Festnahme von Topiary und Tflow führte er weiterhin die wiederbelebte AntiSec-Bewegung an und twitterte von einem Account mit dem Namen »The Real Sabu« für eine wachsende Gemeinde von Zehntausenden von Anhängern. Manchmal rief er zur Revolution auf – »Ich liebe den Geruch von Cyberkrieg am Morgen #fuckisrael« –, und manchmal lockte er Unterstützer auf den AntiSec-Chatkanal: »irc.anonops.li demnächst kommt eine Ladung!« Wenn seine Aufseher wollten, dass er die Zügel anzog, dann gehorchte er und warnte Anonymous am 21. September 2011, Versuche, die Finanzfirmen der Wall Street mit DDoS-Attacken lahmzulegen, würden »scheitern … Nicht weil es an Manpower fehlt, sondern weil es in die falsche Richtung geht. Man muss sie übernehmen, nicht seine Ressourcen auf DDoS-Attacken verschwenden.«
    Für jemanden, der seinen Hass auf die Polizei so lautstark vertreten hatte, war Sabu doch vergleichsweise leicht zur Arbeit für das FBI zu gewinnen gewesen. Am 8. Juni 2011, einen Tag nachdem er zum Entsetzen seiner Hackerfreunde von LulzSec verschwunden war, erschien er vor Gericht und wurde vom Richter gegen Kaution aus Polizeigewahrsam entlassen. Bedingung hierfür war, dass er vom FBI alle seine Bewegungen, sowohl online als auch im wirklichen Leben, überwachen ließ.
    Während der folgenden beiden Monate arbeitete Sabu weiter unauffällig für das Federal Bureau of Investigation. LulzSecs Serie spektakulärer Hacks endete mit der Festnahme der Gründungsmitglieder Topiary und

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