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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Stärken lagen sicherlich auf dem Gebiet der Manipulation. Er log dieselben Teammitglieder an, die er zusammengebracht und angeführt hatte, und half der Polizei gleichzeitig, Beweise gegen sie zu sammeln und ihre Identitäten aufzudecken.
    Erstaunlicherweise waren Sabus Charisma und Lügen so wirkungsvoll, dass einige auch dann noch mit ihm zusammenarbeiteten, als Topiary, Tflow und Kayla verhaftet worden waren und andere Hacker großen Argwohn gegen ihn hegten. Es heißt, unter Hackern in New York City sei es ein offenes Geheimnis gewesen, dass »Sabu« Monsegur war; einem anderen Gerücht zufolge hatten Hacker sein Wohnhaus mit Graffiti besprüht.
    Am Tag von Sabus Auseinandersetzung mit Mike Virus veröffentlichte eine Gruppe selbst ernannter Anti-Anonymous-Aktivisten einen Blog, in dem sie androhten, Sabu zu doxen. Die Datei enthielt das Foto eines dicken Latinos Ende zwanzig mit Lederjacke und Hut. Es war ein Foto von Monsegur. Mit der beigefügten Liste seiner Heldentaten sowie seiner IP-Adresse war es zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich das umfassendste Dox.
    Am nächsten Tag, dem 17. August, veröffentlichte Sabu auf Twitter eine kryptische Nachricht mit einem Zitat aus dem Film Die üblichen Verdächtigen über Keyser Söze, den rätselhaften Bösewicht des Films: »Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war, die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht. Und einfach so … ist er weg.« Während der nächsten Wochen war weder auf öffentlichen IRC-Kanälen noch auf Twitter der leiseste Pieps von Sabu zu hören. Man nahm an, dass er entweder geflohen oder geschnappt worden war. Genau einen Monat später, am 17. September, fing er wieder zu twittern an: »Sie wollten mich verpfeifen, trollen, alle um mich herum doxen und mich zu endlosen Streitereien verleiten, aber eines werden sie nicht schaffen: MICH STOPPEN!« Sofort tauchte Sabu wieder ein in die Welt von Anonymous und AntiSec, stürzte sich auf öffentlichen IRC-Kanälen in Unterhaltungen und wollte hören, was andere AntiSec-Hacker zu berichten hatten. Meistens beteiligte er sich nicht an den Angriffen. Andere Hacker, die Sabu damals nahestanden, können sich überhaupt nicht daran erinnern, dass er in den Monaten nach seiner Rückkehr irgendetwas gehackt hätte. Sie wussten zwar, dass er auf Twitter öffentlich mit Angriffen prahlte, die er ausgeführt hatte, aber sie nahmen an, dass dies Teil seiner Rolle als Sprachrohr von Anonymous und AntiSec war. Einer Quelle zufolge trieb er stattdessen »die Jüngeren« bei Anonymous an, indem er sie lobte und ihnen Hilfe bei Angriffen anbot.
    In einem Fall bot er beispielsweise Anonymous-Hackern aus Brasilien Hilfe beim Root-Zugang zu Regierungsservern an. (Hacktivismus ist in Brasilien sehr beliebt – einerseits hat das Land weltweit den höchsten relativen Anteil an Twitter-Nutzern, andererseits wird Korruption in Brasilien schon seit langem kontrovers diskutiert.) Sabu spielte hier den Vermittler, sprach mit brasilianischen Hacktivisten und gab an seine Mannschaft weiter, was die Brasilianer defacen wollten. Sabus Leute rooteten dann die brasilianischen Server und schickten ihm die Login-Daten, die er an die brasilianischen Hacker weitergab.
    »Wir können uns an keinen einzigen [Hack] erinnern, den er durchgeführt hat, auch schon bevor sie ihn hochgenommen haben«, sagte ein Hacker, der zumindest seit Ende 2011 mit Sabu zusammengearbeitet hatte. »Er erzählt zwar gerne, dass er das alles gemacht hat. Hat er aber nicht.«
    Es fragt sich natürlich, in welchem Umfang es Sabu im Rahmen seiner Vereinbarung mit dem FBI erlaubt war, straffrei zu hacken. Hier widersprechen sich die Aussagen. Manche meinen, wenn Anonymous öffentlich erklärte, ein Unternehmen oder eine Regierungsbehörde sei gehackt worden, dann habe seine Rolle darin bestanden, dieses Netzwerk aufzusuchen und auf seine Schwächen zu überprüfen. Andere wiederum meinten, er habe sich bei seinen Überprüfungen lediglich bei anderen Hackern in privaten IRC-Chatrooms umgehört. Möglicherweise trifft ja beides zu. Meistens gab er Rat, bellte wütende Befehle oder versuchte zumindest, bei den Geschehnissen auf dem Laufenden zu bleiben. So fragte er den Hacker Sup_g, der im Dezember 2011 Daten von nychiefs.org gestohlen hatte: »Wie sieht’s nun mit dem Zeug von nychiefs aus? Brauchst du das noch?«
    In jenem Monat gab er dem FBI einen Einblick in einen der größten Angriffe von Anonymous und half dabei, den verantwortlichen

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