Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
Vom Netzwerk:
Rechner getroffen wurde. Mehrere Mainstream-Medien, darunter Fox und Sky News, berichteten, dahinter stehe eine »kleine Gruppe von Superhackern«. Das war ein absolutes Missverständnis. Nur sehr wenige Anonymous-Unterstützer waren wirklich versierte Hacker. Viele waren einfache jugendliche Internetnutzer, die einmal etwas anderes tun wollten, als ihre Zeit auf 4chan oder 7chan zu verplempern.
    An einer dritten, noch umfangreicheren DDoS-Attacke am 24. Januar, die auf Partyvan angekündigt worden war, sollen sich um die 500 Nutzer beteiligt haben. Inzwischen hatte Scientology allerdings die Internetsicherheitsfirma Prolexic Technologies aus Hollywood, Florida, zu Hilfe gerufen, die sich auf die Abwehr von DDoS-Angriffen spezialisierte. Schon bald wurden die LOIC-Überfälle wirkungslos, und die Scientology-Webseiten liefen wieder verzögerungsfrei.
    Dann schlug Scientology über die Medien zurück. Anfang Februar erklärte die Sekte gegenüber der Zeitschrift Newsweek , Anonymous sei »eine Gruppe von Internet-Terroristen, ... die religiös motivierte Hassverbrechen gegen die Scientology-Kirchen begehen«. Diese theatralische Formulierung schadete Scientology allerdings eher, denn im Internet heißt es in solchen Fällen: »Füttere den Troll nicht auch noch.« Durch diese gereizte Reaktion zog Scientology nur noch mehr Anons an, sich an den Angriffen zu beteiligen. Und weil es so leicht war, sich Anonymous anzuschließen – man brauchte sich bloß in einen IRC-Chatroom oder bei /b/ einzuloggen und an der Diskussion zu beteiligen –, kamen abermals Hunderte Mitstreiter dazu.
    Dann fand Anonymous eine weitere Methode, Unruhe zu stiften. Im #marblecake-Chatroom hatte Housh einem Teammitglied, das sich vier Tage lang nicht gemeldet hatte, die Aufgabe übertragen, herauszufinden, aus wie vielen Städten und Ländern die Chat-Teilnehmer kamen. Als der Kundschafter sich zurückmeldete, hatte er 140 bis 145 verschiedene Chanology-Chatrooms gefunden, deren Teilnehmer aus insgesamt 42 Ländern stammten.
    »Was machen wir nur mit all denen?«, fragte einer aus dem Team. Sie begannen das Internet nach früheren Aktionen von Scientology-Gegnern zu durchsuchen und stolperten über ein Video der Anti-Scientology-Aktivistin Tory »Magoo« Christmar, die vor einem Scientology-Zentrum herumtanzte und Parolen rief. »Das ist lustig«, meinte ein Teammitglied. »Wir sollten das Internet in die Außenwelt bringen.« »Genau, wir müssen die Leute auf die Straße bringen«, stimmte der französische Doktorand zu. Housh war allerdings dagegen; er und der Franzose debattierten drei Stunden lang, dann gab er nach und gestand ein, dass eine Konfrontation zwischen den Anons und der Öffentlichkeit in der realen Welt bestimmt amüsant wäre. »Wir dachten, der beste Streich, den wir Scientology spielen könnten, wäre ein Protest vor ihren Filialen«, erzählte Housh später.
    Die Gruppe begann, das nächste Video zusammenzustellen, den »Ruf zu den Waffen«, und anschließend noch einen Verhaltenskodex, nachdem sich ein Greenpeace-Aktivist über IRC eingeschaltet und darauf hingewiesen hatte, dass die Demonstranten auf keinen Fall über die Stränge schlagen, Gegenstände gegen die Gebäude werfen oder Polizisten bedrängen dürften. Housh wurde immer mehr in die Rolle eines Leiters gedrängt, der Aufgaben verteilte und die Diskussionen zum Thema zurückbrachte, wenn die Chat-Teilnehmer plötzlich über die Möglichkeit von Bombenanschlägen witzelten oder in eine Diskussion über ein Xbox-Spiel gerieten.
    Am 26. Januar schickte jemand mit dem Spitznamen Anon Ymous eine E-Mail an die Gawker-Adresse für Tipps und kündigte einen Protest vor der Scientology-Filiale in Harlem an. »Setzt euch eine Maske auf«, hieß es darin. »Bringt einen Ghettoblaster mit. Rickrollt sie ohne Gnade. Wir kommen in die Schlagzeilen! LOL« Unter der Nachricht stand ein Motto, das auch auf YouTube und in den Blogs zu lesen war:
    Wir sind Anonymous
    Wir sind Legion
    Wir vergeben nicht
    Wir vergessen nicht
    Rechnet mit uns
    Diese inzwischen berüchtigte Signatur, die von den Borg, Bösewichtern im Star-Trek -Universum, entlehnt sein könnte, stammt in Wirklichkeit aus den 47 Internet-Regeln. Nach den Regeln 1 und 2, die beide verbieten, über /b/ zu reden, hieß es da:
    Regel 3. Wir sind Anonymous.
    Regel 4. Anonymous ist Legion.
    Regel 5. Anonymous vergibt nie.
    Mitunter heißt es, die erste Person Plural in »Wir sind Legion« sei von der Stelle im

Weitere Kostenlose Bücher