Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)
gegangen, aber von Zeit zu Zeit sprachen sie noch miteinander. Laurelai glaubte, irgendjemand, wahrscheinlich Housh, wolle Emick die Sache anhängen. Erst vor kurzem hatte Emick Laurelai erzählt, Housh hielte bei AnonOps alle Fäden in der Hand und versuche, im Netzwerk Verwirrung zu stiften. Laurelai schloss daraus, dass Housh wahrscheinlich selbst dahintersteckte, dass er AnonOps zu seiner Privatarmee gegen Emick machen und alles unter seine Kontrolle bringen wollte wie bei #marblecake. Sie ahnte nicht, dass Emick selbst plante, die Leute hinter Anonymous ausfindig zu machen und öffentlich zu demaskieren.
»Topiary, sie stecken nicht dahinter«, erzählte sie ihm. »Da läuft was viel Übleres ab.« Sie erinnerte sich an die Zeit bei Chanology und stellte eine wichtige Frage: »Hat einer von euch schon von ›marblecake‹ gehört?« Schweigen. Keinem sagte der Begriff etwas. Eine Person hatte den Namen schon einmal gehört und meinte, er habe etwas mit einem Streit um Foren zu tun, so etwas wie einer Vorgängergeneration von Anonymous. Laurelai meinte danach nur: »Jen ist ein bisschen komisch, aber harmlos.« Dann, während alle anderen schweigend die Augen verdrehten, stellte Laurelai eine Theorie auf, von der sie am Ende selbst überzeugt war: Gregg wollte ihr eine alte Sache aus Chanology heimzahlen, indem er Jennifer Emick etwas anhängte. Dadurch käme Emick in Gefahr, von Anon angegriffen zu werden. Für Laurelai passte alles perfekt zusammen. Schließlich hatte sie gerade erst Barrs Komplott gegen WikiLeaks aufgedeckt. Aber sie war auch täglich zwölf Stunden online, während sich ihre Mutter um die beiden Kinder kümmerte. Das Internet wurde ihr Lebensinhalt, und es war schwer, nicht alles andere dabei zu vergessen.
Laurelai setzte sich mit Emick in Verbindung, platzte mit ihrer Theorie heraus, erzählte, was Housh vorhatte, und sagte, sie befände sich in einem privaten Kanal namens #HQ mit den HBGary-Hackern. Emick klang überrascht und versicherte, sie plane keine Verschwörung. »Mir ist völlig egal, was in AnonOps abgeht«, erzählte Emick Laurelai am Telefon. »Ich habe keine Ahnung, was los ist.« Laurelai gab diese Information an die anderen in #HQ weiter als Beweis dafür, dass Emick kein Saboteur war und dass hinter den ganzen Gerüchten Housh steckte, der »mir was heimzahlen« wollte. Marduk und Topiary hörten es sich an, glaubten aber nicht wirklich an die Verschwörungstheorie. Das war nur heiße Luft. »Der Scheiß ist allen doch völlig egal«, fasste Topiary zusammen.
Aber es war noch nicht vorbei. @FakeGreggHoush stichelte jetzt über Twitter gegen Laurelai und behauptete, sie habe mit den Leuten um Housh im alten Marblecake-Chatroom zusammengearbeitet (was nicht stimmte). Das brachte das Fass zum Überlaufen. Laurelai antwortete über Twitter, sie habe Logs, die bewiesen, dass sie mit Gregg Housh nichts zu tun hatte, und dass sie sie gegen neue Informationen über Housh austauschen würde, die ihr helfen konnten, die Verschwörung aufzudecken und Emick zu entlasten. »Ich will einfach nur Jen und ihre Freunde schützen, alles andere ist mir egal«, schrieb Laurelai. Der Twitter-User @FakeGreggHoush war einverstanden.
Laurelai ging die Chatlogs, in denen sie sorgfältig alles aufgezeichnet hatte, was in #HQ in den letzten eineinhalb Wochen (zwischen dem 8. und dem 19. Februar) gesagt worden war, gründlich durch. Naiverweise glaubte sie, dass sie Emick entlasten konnte, indem sie die Logs der Person hinter @FakeGreggHoush zeigte, und dass niemand je erfahren würde, dass sie die Logs weitergegeben hatte. Laurelai kopierte die kompletten Chatlogs, über 245 Seiten, und postete sie bei der Webanwendung Pastebin. Dann schickte sie eine direkte Nachricht an @FakeGreggHoush, dass die Logs jetzt zur Ansicht bereitstünden. Wenige Minuten später hatte Emick die Logs kopiert, und Laurelai, immer noch ahnungslos, hatte die Datei bei Pastebin gelöscht.
»Heilige Scheiße«, dachte Emick und starrte auf ihren Bildschirm. Sie überflog kurz das riesige Chatlog, die Trophäe, die man ihr soeben auf einem Silbertablett serviert hatte. Bizarrerweise war darin nichts wirklich Belastendes gegen Gregg Housh zu finden, aber haufenweise Material, das Sabu, Kayla und Topiary mit dem Angriff gegen HBGary Federal in Verbindung brachte. Sie begann, das riesige Log aufmerksam zu lesen.
Durch ihren Betrug an Laurelai und ihr Alter Ego @FakeGreggHoush wollte Emick die Menschen enttarnen, die hinter
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