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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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College in Massachusetts aufgezeichnet wurde. Sie wurde in einem voll beleuchteten Studio mit mehreren Kameras für Fernsehen und Radio gleichzeitig produziert. Mit siebenundzwanzig Jahren war Pakman einer der jüngsten landesweit tätigen Radiomoderatoren in Amerika. Seine Karriere hatte mit einer eigenen Talkshow im College begonnen. In den darauf folgenden sechs Jahren hatte Pakman ein Dutzend Mal Leute von der Westboro Baptist Church in seine Show eingeladen. Pakman wusste, dass streitlustige Spinner für Zuhörer sorgten, und da war es egal, ob es sich um einen Pastor handelte, der am 11. September den Koran verbrennen wollte, oder einen Ex-Navy-Pfarrer und Schwulenhasser, der behauptete, eine Lesbe durch einen Exorzismus »geheilt« zu haben. Dass er diese Leute ans Mikrofon ließ, rechtfertigte Pakman mit der Erklärung, man müsse den Menschen zeigen, was diese Leute predigten.
    Die Westboro Baptist Church hatte etwa fünfundachtzig Mitglieder und war von Fred Phelps gegründet worden, einem vormaligen Bürgerrechtsanwalt. Jahrelang hatte Phelps seine Familie mit eiserner Hand beherrscht. Einer seiner Söhne, Nate, der sich von seinem Vater abgewandt hatte, behauptete, der Prediger habe seine Kinder misshandelt. Doch die meisten seiner Kinder waren den Lehren des Vaters gefolgt. Freds Tochter Shirley kam inzwischen regelmäßig in Pakmans Sendung, wenn Westboro wieder einmal die Beerdigung eines Soldaten gestört oder etwas ähnlich Übles getan hatte. Sie verkündete Pakman jedes Mal, er würde in der Hölle landen, weil er Jude war und seine Leute Jesus getötet hatten. Er amüsierte sich darüber.
    »Diese kleinen Feiglinge werden noch ihr blaues Wunder erleben«, sagte sie in seiner aktuellen Show über die Anonymous-»Drohung« gegenüber Westboro. Ein Lächeln lag auf ihrem ungeschminkten Gesicht. »Und allen, die davon hören, werden die Ohren klingeln. Sie haben einen großen Fehler begangen.«
    Als Pakman nach der Show eine Twitter-Nachricht von Topiary bekam, der behauptete, er sei von Anonymous und wolle mit ihm reden, war Pakman skeptisch. Dann kam ihm ein anderer Gedanke: »Das könnte ein sehr interessantes Interview werden.« Zwei gegnerische Gruppen in seiner Show aufeinandertreffen zu lassen war eine zu gute Gelegenheit, um sie sich entgehen zu lassen.
    Topiary schrieb in einer E-Mail an Pakman, Anonymous habe Zugriff auf die Websites von Westboro, und bot an, den Hackerangriff live in der Sendung durchzuführen. Topiary zufolge antwortete Pakman mit einem mehrdeutigen: »Wenn so etwas geschähe, wäre es meine Pflicht, sofort darüber zu berichten.« Topiary hatte den Eindruck, als sei Pakman sehr interessiert, denn er kam später noch einmal auf das Thema zurück und fragte, ob das »Ereignis« tatsächlich stattfinden würde. Pakman, der später angab, er habe im Vorfeld keine Ahnung gehabt, dass Anonymous die Westboro-Website live in der Sendung hacken würde, sorgte dafür, dass Topiary für die Show am nächsten Tag eingeplant wurde. Er würde dafür sorgen, fügte er noch hinzu, dass die Ausstrahlung online auch genug Aufmerksamkeit bekam, indem er Links auf populären Foren wie Reddit und Digg postete.
    »Gute Arbeit«, kommentierte jemand auf #InternetFeds, als Topiary in den Chatroom zurückkehrte und verkündete, dass die Gruppe in der Pakman-Show zu Gast sein würde und dadurch die Gelegenheit hätte, in der Sendung die Westboro-Seiten zu hacken und zu defacen. Er fragte, ob jemand den Anruf in der Show übernehmen wollte, denn seine Stimme war ja bereits auf dem TV-Nachrichtensender Russia Today zu hören gewesen. Aber alle wollten das Duell Topiary gegen Shirley hören. Viele bei AnonOps hielten ihn für einen guten Redner, auch wenn er gelegentlich ins Stottern kam und seiner Meinung nach einen albernen britischen Akzent hatte.
    Topiary akzeptierte, dass er selbst zum verbalen Schlagabtausch antreten musste, und verfasste eine Defacement-Botschaft für die Westboro-Website. Dann fiel ihm etwas Merkwürdiges auf: Die meisten Westboro-Webseiten waren gar nicht mehr online. Nicht defacet, einfach nur nicht erreichbar. Anscheinend war jemand durch den Rummel um die falsche Anonymous-Drohung aufmerksam geworden und hatte die Seiten vorher schon abgeschossen. Und es gab nur eine Person, die für Topiary dafür in Frage kam: The Jester.
    Er wechselte in Jesters Chatroom und bat den Hacktivisten darum, die Seiten für mindestens zwei Stunden wieder ins Netz zu stellen. Er nannte dem

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