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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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aller Härte treffen«. Der Brief war unterzeichnet mit dem Slogan »Wir sind Anonymous, wir sind Legion«. Am ersten Tag nahm niemand den Brief zur Kenntnis. Am zweiten Tag jedoch erkundigte sich jemand von #philosoraptors, woher der Brief käme. Keiner wusste es. Eine leere Drohung, auf die keine Taten folgten, würde von den Medien als Schwäche von Anonymous ausgelegt werden, wenn sie Wind davon bekamen. Einer der Operatoren startete einen Suchlauf über alle Chatkanäle des Netzwerks und fand dabei einen geheimen, nur auf Einladung zu betretenden Raum namens #OpWestboro. Anscheinend hatten ein paar gelangweilte Trolle die Aufmerksamkeit der Presse erregen wollen.
    Zum Leidwesen aller bekamen die Trolle diese Aufmerksamkeit. Der Angriff auf HBGary hatte bei den Reportern so viel Eindruck hinterlassen, dass jede weitere Drohung durch Anonymous erst einmal ernst genommen wurde. Mehrere Nachrichtenplattformen, wie die auf Social Media spezialisierte Website Mashable, berichteten über die neueste »Drohung« von Anonymous und legten am selben Tag noch nach mit der Veröffentlichung von Westboros hämischem öffentlichem Gegenschlag. Megan Phelps-Roper, die lockenköpfige Enkelin des Gründers von Westboro Baptist, Fred Phelps, reagierte schnell über Twitter und schrieb: »Danke, Anonymous! Eure Versuche, Gottes Wort zum Schweigen zu bringen, tragen es nur noch weiter … Dann macht mal, ihr Feiglinge.« Die Kirche stellte auch noch einen offiziellen Flyer mit der Überschrift »Dann macht mal!« in Fettbuchstaben auf ihre Website, in dem Anonymous als »feige wehleidige ›Hacker‹« und »ein Haufen pickelgesichtiger Nerds« bezeichnet und angekündigt wurde: »Nichts wird diese Worte jemals zum Schweigen bringen!« Ganz offensichtlich freuten sie sich über den heraufziehenden Konflikt.
    Fünf Leute aus #philosoraptors verfassten gemeinsam in aller Eile eine neue, offiziell klingende Pressemitteilung, um die Wogen etwas zu glätten. »Wir haben von diesem Brief gehört, den wir euch heute Morgen angeblich geschickt haben«, hieß es darin. »Leider haben wir einen ziemlichen Kater und können uns nicht daran erinnern, ihn geschickt zu haben.« Mehrere Nachrichtenplattformen reagierten sofort. »Falscher Alarm«, verkündete PCWorld.com. »Anonymous hat Westboro Baptist Church nicht gedroht.« Die Menschen waren verwirrt. Würde Anonymous die Westboro Baptist Church nun angreifen oder nicht? Topiary war verärgert. Ihm missfiel die allgemeine Verwirrung über die Pläne von Anonymous. Er hatte es im Dezember 2010 schon einmal erlebt, als Anonymous ankündigte, Amazon.com lahmlegen zu wollen, und es dann wegen eines Streits zwischen den beiden Botnet-Operatoren Civil und Switch nicht dazu gekommen war. Er wollte nicht, dass es wieder so aussah, als habe Anonymous versagt.
    Topiary schaute bei #InternetFeds vorbei, wo ein Teilnehmer gerade interessante Neuigkeiten verkündete. Nach der ersten, falschen Drohung gegen Westboro war er neugierig geworden. Er hatte sich im Computernetzwerk der Kirche ein wenig umgesehen und dabei eine Schwachstelle gefunden. Zwei andere Hacker hatten herausgefunden, wie man diese Sicherheitslücke ausnutzen konnte. Wenn sie wollten, konnten sie mehrere von Westboros wichtigsten Seiten lahmlegen, inklusive der Hauptseite GodHatesFags.com, und sie defacen. »Wir können genauso gut gleich was machen«, meinten sie. Die meisten der etwa ein Dutzend Leute in #InternetFeds sprachen jetzt davon, gegen Westboro loszuschlagen, und stachelten sich gegenseitig zum vielleicht nächsten spektakulären Angriff auf. Freie Meinungsäußerung hin oder her, zumindest würde dadurch die Verwirrung beendet. »Also, was sollen wir jetzt machen?«, fragte jemand. Die Leute in #InternetFeds waren gute Hacker, hatten aber keine Ahnung von Öffentlichkeitsarbeit.
    Da meldete sich Topiary zu Wort. »Wir sollten ein Event daraus machen, nicht einfach ein Defacement«, schlug er vor. Dann hatte er eine Idee. »Muss mal was checken. Bin gleich zurück.«
    Topiary wollte erst sichergehen, bevor er die Erwartungen zu hoch schraubte. Bei all dem Gerede über Westboro war ihm ein YouTube-Video einer aktuellen Radiosendung eingefallen, in dem die Sprecherin von Westboro, Shirley Phelps, über die angebliche Drohung von Anonymous gesprochen haben sollte. Was wäre, wenn er selbst Shirley in dieser Radiosendung gegenüberträte?
    Die David Pakman Show war eine Sendung zu aktuellen Themen, die im Greenfield Community

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