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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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angegriffen haben.«
    Sie mussten schnell handeln. Anonymous bereitete einen Angriff gegen Sony vor, und dass HBGary ihnen das Gefühl gegeben hatte, niemand könne sie aufhalten, machte alles nur noch schlimmer. Sie beschlossen, ihre Gruppe Backtrace Security zu nennen, ein Name, der direkt aus der Mem-Fabrik 4chan kam. Das Mem war im Zusammenhang mit der Jessi-Slaughter-Affäre entstanden. Damals hatten /b/-Nutzer einem jungen Mädchen ziemlich übel mitgespielt, das Videos von sich selbst bei YouTube hochgeladen hatte. Ihr Vater hatte daraufhin eine Tirade in ihre Webcam losgelassen, die sie dann als Video einstellte. Zitate aus diesem Video wie »I know who it’s coming from! Because I backtraced it!« (»Ich weiß, wer dahintersteckt! Weil ich es zurückverfolgt habe!«) oder auch »Ya done goofed!« (»Ihr habt’s vermasselt!«) und die »cyber police« (»Internet-Polizei«) wurden alle zu Memen. Sie verwendeten das Wort backtrace, um Anonymous zu ärgern, indem sie einen Insiderwitz von Anonymous für sich beanspruchten.
    Emick stellte für alle eine Verbindung zu einem Spreadsheet her, das sie gemeinsam bearbeiten konnten. An dessen Rand befand sich ein Chatfenster, in dem sie ihre Arbeit in Echtzeit besprechen konnten. Sie legte eine lange Liste mit Namen aus dem AnonOps-IRC vor, die sie doxen würden. Jeder suchte sich irgendwelche Namen daraus aus und machte sich dann daran, die wahre Identität der Person herauszufinden. Manchmal bekam ein Gruppenmitglied einen Tipp für einen weiteren Namen für die Liste. Auch Barr beteiligte sich an den Online-Diskussionen und trug allgemeine Informationen über Anonymous bei, auf die er bei seiner Recherche gestoßen war. Am zeitaufwendigsten war das Sichten der gesammelten Daten. Emick und die anderen luden haufenweise Informationen herunter, aber es dauerte Tage, sie durchzugehen.
    Sobald ihre Kinder aus dem Haus waren und im Schulbus saßen, hing Emick vor ihrem Computer, manchmal achtzehn Stunden lang oder bis sie sich nicht mehr konzentrieren konnte. Sie ließ das Mittagessen ausfallen, und oft mussten die Kinder das Abendessen kochen. Sie aßen sehr viel Pizza. Emick sagte, ihre Kinder hätten sie unterstützt, obwohl sie ihnen nur selten erklärte, was sie machte. Sie hatte sie zur Selbstständigkeit erzogen. Emick war das älteste von fünf Kindern, und ihr Vater und ihre Stiefmutter waren beide Alkoholiker gewesen, die es meistens ihr überließen zu kochen, Wäsche zu waschen und die Rechnungen zu bezahlen. Ihr Vater kochte wenigstens manchmal, aber ihre Stiefmutter verließ die Couch fast nie.
    Emicks Schreibtisch war eine zwei Meter breite Spezialanfertigung und stand in einer Ecke des abgeteilten Wohnzimmers. Auf dem Tisch standen ein Telefon, Notizbücher, Akten, Lampen, ein Karton mit Weihnachtskarten aus dem letzten Jahr und zwei Computer. Einer davon war ein Laptop, auf dem Linux lief, das freie Betriebssystem, das sie für den IRC-Chat benutzte. Sie brauchte zwei PCs, um in den Chatkanälen vorgaukeln zu können, sie sei zwei verschiedene Personen, oder über zwei Twitter-Accounts gleichzeitig zu tweeten. Ihr Hauptkonto war @FakeGreggHoush. Wenn sie bei AnonOps herumschlich, um Hinweisen nachzugehen, fiel manchmal einem aufmerksamen Operator ihr Nickname auf, und er versuchte, ihre IP-Adresse festzustellen. Jeder Computer war mit einem Proxy-Server in zwei unterschiedlichen Zeitzonen verbunden, sodass es bei den Standorten keine Übereinstimmung gab.
    Bei vielen Namen auf Emicks Liste dauerte es nur zehn oder zwanzig Minuten, sie ausfindig zu machen. Einige Anons benutzen ihre Nicknames mehrfach, zum Beispiel bei Facebook, Reddit, YouTube und Yelp, wo manche ganz offen darüber sprachen, wo sie wohnten, oder sich in einem öffentlichen IRC unterhielten, ohne ihre IP-Adresse hinter einem VPN zu verbergen. Ihre IP-Adressen waren dadurch »nackt« und mit ihrer Privatanschrift in Verbindung zu bringen. In ein paar wenigen Fällen benutzten Emick und ihre Leute andere Namen, behaupteten, von Anonymous zu sein, und unterhielten sich mit Anons über IRC. Manchmal konnten sie sie sogar zu einem Videochat überreden.
    Richtig Schwung kam in die Recherchen, als ihre alte Freundin Laurelai auf die Einschüchterungsversuche Emicks über @FakeGreggHoush hereinfiel. Emick konnte ihr Glück kaum glauben, als Laurelai ihr die 245 Seiten Chatlogs aus dem #HQ-Kanal der HBGary-Hacker übergab. Darin wurden nicht nur die Nicknames Sabu, Kayla, Tflow und Topiary mit

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