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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Barrett Brown stellte auch Emick gern Theorien über die Welt auf, und ihre Haupttheorie zu Anonymous besagte, die Bewegung sei inzwischen wie Scientology: rachsüchtig, reaktionär und ein Schwindel. Bei der Entstehung des AnonOps-IRC-Netzwerks glaubte sie, die Administratoren wollten »das alte Gefühl, eine Bedrohung darzustellen«, wiederbeleben. Emick sah junge Leute, die Teil eines Mobs von Namenlosen werden wollten, weil sie selbst in der Schule schikaniert wurden. Plötzlich, erklärte sie, waren sie Teil einer Gruppe, vor der die Leute Angst hatten.
    Bald befand sich Emick auf einem regelrechten Kreuzzug, teils aus Prinzip und teils aus persönlichen Gründen. Sie hatte vier Kinder, drei davon Teenager, und ihr missfiel die Vorstellung, eines ihrer Kinder könne auf »ein idiotisches Märchen« im Internet hereinfallen, in dem Einschüchterungstaktiken verklärt wurden. »Kinder sind dumm«, sagte sie. Sie würden nicht darüber nachdenken, ob etwas legal war. »Sie werden sagen: ›Okay, cool.‹«
    Was den Mangel an Rechtsbewusstsein betraf, lag sie richtig. Als Tausende in die Chatrooms von AnonOps strömten, um sich voller Begeisterung am Angriff gegen PayPal zu beteiligen, war den meisten nicht klar, dass sie wegen des Einsatzes der LOIC im Gefängnis landen konnten. Emick war empört, als sie in der Zeit einen Chatraum betrat und sah, wie IRC-Operatoren neuen Anons erzählten, sie hätten nichts zu befürchten, wenn sie an einem digitalen Sit-in teilnahmen. Als Emick die Operatoren Wolfy und Owen unter einem Pseudonym zur Rede stellte und ihnen vorwarf, sie wollten eine Privatarmee aufstellen, wurde ihr Zugang zum Netzwerk gesperrt.
    Ende Februar wurden in den Niederlanden und in Großbritannien fünf Personen wegen ihrer Beteiligung an der Operation Payback von den Behörden verhaftet. Gleichzeitig verfolgte das FBI in den USA neue Spuren, die sich aus den vierzig Durchsuchungen ergeben hatten. Im Juli wurden schließlich sechzehn Verdächtige verhaftet. Die eintausend IP-Adressen, die PayPal dem FBI übergeben hatte, zahlten sich aus. Die Operatoren hatten sich geirrt oder vielleicht auch gelogen, und Emick ärgerte sich vor allem darüber, dass sie es besser verstanden hatten, einer Verhaftung zu entgehen, als die neuen Freiwilligen.
    Kurz nachdem Emick von dem Angriff auf HBGary erfahren hatte, saß sie stundenlang vor ihrem Computer, angetrieben von dem Verdacht, dass Anonymous von Kriminellen kontrolliert wurde. Ihr besonderes Interesse galt dem Nickname Kayla, und bei einer Suche durch verschiedene Foren tauchte der Name auf einer Seite namens DigitalGangsters.com auf, die bei aufstrebenden Hackern beliebt war.
    DigitalGangsters, ein Forum für Black-Hat-Hacker, wurde von einem Neunundzwanzigjährigen namens Bryce Case gegründet, der im Internet als YTCracker (ausgesprochen als »whitey cracker«) bekannt war. Ein dreiundzwanzigjähriger User aus Seattle benutzte dort den Namen Kayla. Emick grub etwas tiefer. YTCracker war selbst ein Hacker. Er programmierte, seit er vier war, und hatte sich durch das Hacken und Defacen von Websites der Regierung und der NASA einen Namen gemacht. Er entwickelte eine Vorliebe für Hip-Hop-Musik, gründete ein Plattenlabel und gab bei der Hacker-Convention DEF Con Konzerte. DigitalGangster war ursprünglich eine Plattform für seine Partynächte und Raves gewesen, aber er verwandelte es in ein Forum für seine Hackerfreunde, die aus dem AOL-Chat zum IRC abwanderten. Das Forum war ein Drehkreuz für erfahrene Hacker und diente als Bewährungsgelände für neue.
    Im Jahr 2005 hackte sich ein sechzehnjähriger User des Forums aus Massachusetts in das T-Mobile-Konto von Paris Hilton und bekam Zugriff auf ihre Nacktfotos. Vier Jahre später verschaffte sich ein achtzehnjähriger Hacker die Zugangsdaten für Präsident Obamas Twitter-Account. Ein anderer Hacker beschaffte sich Fotos von Miley Cyrus. Das Forum war eine Plattform, auf der Cracker mit ihren immer ehrgeizigeren Projekten prahlen konnten, und der richtige Ort, um Kontakt mit Spammern (sogenannten Internetvermarktern) aufzunehmen und ihnen die eine oder andere gestohlene Datenbank zu verkaufen.
    YTCracker mochte Anonymous nicht. Ihm gefiel nicht, dass dort immer wieder Unschuldige zwischen die Fronten gerieten. Er hatte es selbst erlebt. Im März 2011 griffen ein paar Hacker aus seinem Forum, von denen einer den Namen Xyrix trug, seine Website nur aus dem einen Grund an, weil auch ein paar ihrer Feinde dort

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