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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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dem HBGary-Angriff in Verbindung gebracht. In dem Log stand noch sehr viel Aufschlussreicheres.
    In einem winzigen Ausschnitt eines Chatlogs erzählte Sabu den anderen Hackern, dass sie sich über eine Hintertür immer noch auf dem Server von HBGary Federal einloggen konnten. Sie konnten also jederzeit wieder in den E-Mails der Firma herumschnüffeln. Aber als er die Webadresse eingab, verriet er versehentlich den Namen seines privaten Servers: www.google.com/a/prvt.org. »Ups,« hatte er geschrieben. »Falsche Domain.« Dann gab er www.google.com/a/hbgary.com ein. »Hier ist sie.«
    Sabus Serveradresse war in Laurelais Log gespeichert worden. Emick markierte sie rasch und kopierte den aufregenden Fund in Google. Und tatsächlich stieß sie auf eine Subdomain namens ae86.prvt.org. Der Name ae86 war der entscheidende Hinweis. Die Subdomain führte zu cardomain.com, einer Website für Autofans, auf der Emick Fotos und ein Video eines aufgemotzten Toyota AE86 fand. Die Modellnummer ließ darauf schließen, dass es sich um Sabus Auto handelte. Als sie die Informationen auf der Autoseite mit dem YouTube-Video des AE86 abglich, stieß sie auf eine Facebook-Seite mit der URL facebook.com/lesmujahideen und den Namen Hector Xavier Montsegur. Sie hatte den Nachnamen falsch geschrieben, aber noch nie war jemand so nahe daran gewesen, Sabu zu enttarnen. Seine Adresse im Jacob-Riis-Wohnkomplex fand sie nicht heraus, nur, dass er in der Lower East Side in New York lebte.
    Emick forschte noch weiter nach Sabus Spuren im Internet. Sie fand heraus, dass er sich vor Jahren in eine obskure Porno-Website namens ChickenChoker.com gehackt hatte und in der Defacement-Botschaft seltsamerweise behauptete, Puerto-Ricaner zu sein: »Hallo, mein Name ist ›Sabu‹. Der Name sagt euch noch nichts … In letzter Zeit haben ziemlich VIELE brasilianische und asiatische Defacers mit ihren Fähigkeiten von sich reden gemacht, aber es war kein puerto-ricanischer Hacker oder meinetwegen ›Defacer‹ dabei. Das heißt dann wohl, dass ich der erste puerto-ricanische Defacer am Platz bin, oder? Die Elite …« »Es war politisch, aber auf eine völlig sinnlose Art«, meinte Emick später dazu. Sabu landete ganz oben auf ihrer Fahndungsliste. Er war »größenwahnsinnig« und »nicht besonders helle«, fügte sie hinzu.
    Schließlich hatten Emick und ihr Team Material zu siebzig Identitäten gesammelt und deuteten bei Twitter und gegenüber den Medien an, dass bald viele Anons enttarnt würden. In dem Steckbrief über Sabu, den sie schließlich auf der Website von Backtrace Security veröffentlichte, schrieb sie, er sei Puerto-Ricaner, um die 30 und stamme aus der Lower East Side in New York. Er hatte eine »schwierige« Schulzeit und sei relativ intelligent, habe aber ein Problem mit Autoritäten und dem »Erfolg von Menschen, die es seiner Meinung nach weniger verdient haben als er … Vor zehn Jahren veröffentlichte er einige wirre Erklärungen auf defaceten Websites und blamierte sich damit. Danach verschwand er von der Bildfläche, bis er sich offiziell der Protestgruppe Anonymous anschloss.« Sie bereitete sich darauf vor, der Welt seinen richtigen Namen zu verkünden.
    Sabu, der berüchtigte Hacker mit den guten Beziehungen, der ganze Länderdomänen lahmgelegt hatte, war soeben von einer Mutter aus Michigan aufgespürt worden.
    Mitte März hatte Emick ihre Liste mit siebzig Namen in einer vierseitigen PDF-Datei zusammengefasst, die sie Namshub nannte. Darin wurden Kayla als Corey »Xyrix« Barnhill und Sabu als Hector Xavier Montsegur von der New Yorker Lower East Side aufgeführt. Jedes führende Anonymous-Mitglied war rot markiert. Emick und Byun kontaktierten ein paar Journalisten und boten ihnen die Liste an. Die #HQ-Logs boten sie natürlich Adrian Chen an, dem Gawker-Reporter, der bekannt für seine kritischen Artikel über Anonymous war. Es würde schwierig werden, die Namensliste zu überprüfen, und so griff er bei den #HQ-Logs zu. Sie strotzten nur so vor pikanten Details über das, was bei den Hackern von Anonymous hinter den Kulissen ablief.
    Am 18. März veröffentlichte er einen Artikel mit der Überschrift »Hinter den Türen der geheimen Einsatzzentrale von Anonymous« mit ausgewählten Zitaten aus dem #HQ-Kanal. Man konnte nachlesen, wie Sabu auf Laurelai herumhackte, wie sich die Gruppe selbstgefällig zum Rücktritt des ägyptischen Präsidenten gratulierte und wie angedeutet wurde, dies sei die Führungsgruppe von Anonymous

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