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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Entsetzen, der Respekt vor den Toten verlangte danach. Die Hundertschaft stoppte. Die Leichen sahen schlimm aus. Die Haut war schwarz verschmutzt, die Körper wirkten platt getreten, und die Leiber waren von Blutergüssen, Dreck und Sand überzogen. Der Großteil lag auf dem Bauch, es schien so, als ob die Menschen so liegen geblieben waren, wie sie gestürzt waren, und daraufhin von der nachdrückenden Menge totgetrampelt worden waren. Nur wenige Leichen lagen auf dem Rücken, diese waren bereits mit einer Rettungsdecke abgedeckt. Der Wind spielte mit der metallisch schimmernden Folie. Es wirkte gespenstisch. Patrick speicherte die auf ihn einströmenden Bilder automatisch ab, aber die ganzen Vorgänge nahm er nicht bewusst wahr. Offensichtliche Verletzungen oder große Blutlachen, wie Patrick sie von schweren Verkehrsunfällen kannte, gab es hier nicht. Auch dieses Fehlen von sichtbaren Verletzungen machte die Situation noch schwerer begreifbar. Das Ganze wirkte wie ein Albtraum, aus dem er aufwachen wollte, aber es gelang ihm nicht. Ein Aufwachen war unmöglich, er war wach, dies war schreckliche Realität. Es war einfach nicht zu begreifen, zu verarbeiten. Patrick stand mittlerweile nur wenige Meter von den Leichen entfernt. Sein Mitgefühl und Mitleid erhöhten sich noch, als er nach dem ersten Schock sah, dass es ausnahmslos junge Menschen waren, die vor ihm in dem Staub des Tunnels lagen. Sie waren zum Feiern nach Duisburg gereist, nicht zum Sterben. Direkt neben ihm befand sich die Leiche eines jungen Mädchens um die 20. Er schüttelte seinen Kopf und dachte fassungslos: »Vor einer halben Stunde hat sie noch gelebt, gefeiert und getanzt, und jetzt ist sie tot. Warum?«
    Patrick schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf, aber er konnte sie nicht ordnen, nicht zu Ende denken. Der ganze Boden war übersät mit Schuhen, Strümpfen, Handtaschen und Kleidung, zurückgelassen oder verloren auf der Flucht und beim Kampf gegen den Tod. Die allgemeine Bestürzung und das Entsetzen sorgten für eine unnatürliche Ruhe am Unglücksort. Aber aus nur 100 Meter Entfernung hämmerte der alles durchdringende Bass durch den Tunnel. Die Loveparade lief weiter, alles wirkte vollkommen surreal. Doch die am Boden liegenden Leichen waren real, dies war gerade geschehen, und es war noch nicht vorbei. Viele Menschen waren bereits gestorben, nun galt es alles zu unternehmen, um eine weitere, noch folgenschwerere Panik zu verhindern. Doch wie sollten seine Kollegen und er unter diesen Umständen, nach diesen Bildern noch ihren Dienst normal versehen? Alle waren geschockt, einigen Polizisten standen Tränen in den Augen, nicht nur den weiblichen. Andere schlugen die Hände vors Gesicht und schüttelten ihren Kopf, so als ob sie durch diese Geste das Unglück ungeschehen machen könnten. Manche wirkten äußerlich zwar gefasst, aber wer konnte schon in ihr Inneres blicken? Jeder reagierte anders. Es befanden sich mittlerweile Polizisten verschiedenster Hundertschaften in dem Tunnel, aber jedem von ihnen ging es ähnlich. Doch alles Mitgefühl und alle aufkommende Trauer halfen nichts, die Leichen der jungen Menschen lagen direkt vor ihnen.
    Patrick versuchte, die Bilder zu verdrängen und sich wieder seinem Auftrag zu widmen, aber es gelang ihm nicht. Die Bilder glichen denen von einem Bombenanschlag mit infernalischen Folgen. So etwas hatten weder er noch seine Kollegen jemals in Wirklichkeit gesehen. Die Polizisten redeten nicht miteinander. Das unfassbare Grauen hatte sie sprachunfähig gemacht. Niemand sprach ein Wort.
    Die meisten Toten wirkten, als seien sie in dem Druck der Masse zusammengepresst worden, umgekippt und dann totgetrampelt worden. Wahrscheinlich ohne dass die Leute über ihnen überhaupt den Todeskampf unter ihren Füßen bemerkt hatten. Und selbst wenn, sie hatten es nicht verhindern, nicht ausweichen können. Die Masse hatte die Motorik des Einzelnen übernommen und bestimmt, in welche Richtung er sich wie zu bewegen hatte. Selbst wenn einer versucht hatte, einzelne Personen vom Boden hochzuziehen, war dies kaum gelungen, da zu viele Personen auf den Körper eines Gestürzten gedrängt worden waren. Teilweise lagen die Gestürzten in zwei oder drei Lagen übereinander.
    Die Polizisten halfen, Verletzte zu bergen, und schleppten sie zu weiter entfernten Krankenwagen. Jeder packte mit an. Eine genaue Gliederung von Polizeieinheiten und -aufgaben gab es zurzeit nicht mehr. Jeder tat sein Bestes, während in

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