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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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durchgeführt wurde. Die ganze Sache flog nur durch eine kleine Unachtsamkeit der zentralen Figur auf: Ihr Lebensstil passte einfach nicht zu dem Status, steuerlich nicht geführt zu sein. Hätten diese Leute einen Teil ihrer Einnahmen klug und gewieft dem Finanzamt gemeldet, wäre die Sache vielleicht gar nicht aufgeflogen. Aber: Die Steuerfahndung profitiert stets von den Schwächen ihrer Gegner und in diesem Fall war die Schwäche der Versuch des Paares, einfach gar keine Steuern zu bezahlen. Und so etwas geht meistens schief.
    Manchmal fragte ich mich – nach den unzähligen Ermittlungen, die wir in der Dentalbranche durchführten – ob Zahnärzte einfach besonders kluge oder nur besonders »schlecht verdienende« Menschen waren. Irgendetwas musste doch dahinterstecken …

Unvermögen – Aus der Provinz
    Schwein gehabt
    Steuerfahnder haben kein Gesicht. Zumindest in der Öffentlichkeit nicht. Der Bürger weiß, dass es sie gibt, aber nur die wenigsten haben je einen zu sehen bekommen – die anständigen Steuerzahler schon gar nicht. Unzählige Mythen ranken sich um unsere Berufsgruppe. Dunkle Gestalten, humor- und gnadenlos, eiskalte Vollstrecker, die im Morgengrauen mit hochgezogenem Kragen vor der Tür stehen und in die Schusslinie geratene Bürger ohne Pardon auseinandernehmen. Dazu passt das Bild einer gut gelaunten Truppe von Finanzbeamten, die in Jeans und Sweatshirt mittags an Buden haltmachten und sich bei einem Paar Frankfurter Würstchen doppeldeutige Witze erzählten, nur wenig.
    Zu diesem diffusen Bild passt auch nicht, dass es sich bei unserer Berufsgruppe nicht im Geringsten um knallharte Undercover-Agenten handelt. Und schon gar nicht um Superhelden, die am Ende jeden noch so schwierigen Fall knacken. Diese Typen gibt es weder bei der Polizei noch bei der Steuerfahndung. Wer diese Art von genialem Mastermind sucht, muss seinen Fernseher anschalten – die Realität sieht anders aus.
    Genau genommen sitzt ein Steuerfahnder in seinem Büro und wartet. Er wartet auf eine wütende Ehefrau, einen entlassenen Angestellten, einen Hinweis eines aufmerksamen Zollbeamten oder eines misstrauischen Buchprüfers – und er wartet auf den Zufall, der ihm im Laufe seiner Karriere so häufig begegnet. Der Steuerfahnder hat – wie eine Spinne – ein unsichtbares Netz über die Republik gespannt. Sobald dieses Netz eine feine Berührung verspürt, kommt der Fahnder aus seiner Deckung und nimmt die potenzielle Beute unter die Lupe.
    Es sind häufig die Kleinigkeiten, die Steuersünder am Ende scheitern lassen. Winzige Puzzlestücke, die ein ins Visier geratener Bürger niemals vorab hätte in Betracht ziehen und die ein Finanzbeamter am grünen Tisch mit größter Wahrscheinlichkeit nicht hätte entdecken können. Kleinste Hinweise, die in keinem Lehrbuch nachzulesen gewesen wären und von denen selbst ein erfahrener Steuerfahnder nicht gedacht hätte, dass er sie je aufspüren könnte.
    Ich erinnere mich an die Überprüfung eines mittelständischen Unternehmers, dessen Lebensstil so ganz und gar nicht mit den offiziell angegebenen Gewinnen zu vereinbaren war. Uns lag eine anonyme Anzeige eines Insiders vor – wir vermuteten einen enttäuschten Geschäftspartner – und standen eines Tages mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Haustür unseres Beschuldigten. Die Suche nach belastenden Unterlagen geriet mit den Stunden zu einem Desaster. In dem Haus war rein nichts zu finden. Kein Bankbeleg, kein Sparbuch – nicht einmal ein leerer Briefumschlag eines Geldinstitutes, der uns den entscheidenden Hinweis hätte liefern können.
    Wir waren alle fest davon überzeugt, dass der Mann irgendwo ein Bankschließfach hatte – wir wussten nur nicht, wo wir suchen sollten. Ohne irgendwelche Anhaltspunkte sämtliche Bankhäuser im Umkreis von 50 Kilometern zu befragen, war uns nicht gestattet und hätte auch vom Arbeitsaufwand nicht von uns geleistet werden können. So standen wir also nach unzähligen Stunden des Suchens mit leeren Händen da.
    Unser Steuersünder schien perfekt gearbeitet zu haben. Die Verschleierung seiner tief dunklen Vermögenswerte ließ keine Schwachpunkte erkennen. Bis ich im Vorbeigehen einen kurzen, flüchtigen Blick in das Kinderzimmer warf. Dort stand unscheinbar und naturgemäß schweigend in einem Bücherregal ein Drumbo-Sparelefant der Dresdner Bank. Giftgrün und sympathisch lächelnd schaute mich der putzige Elefant an und verriet mir alles, wonach wir bis dahin vergeblich gesucht

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