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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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das für seinen Klienten belastende Material zu holen – zu einem Honorar, so vermute ich, für das ich ein gutes Jahr hätte arbeiten müssen. Am Ende durfte dieser Zahnarzt zwei Millionen Mark Steuern nachbezahlen. Das Gold indes konnten wir nie finden …
    Nur Dentalschrott
    Warum wir im Laufe der Jahre ausgerechnet immer wieder in der Dentalbranche ermitteln mussten, erschloss sich uns Fahndern nicht. Gerade die Zahnmedizin galt über Jahrzehnte hinweg als ein Bereich, in dem sehr viel Geld verdient werden konnte, und Zahnärzte gehörten seit je her nicht zu den Medizinern, die sich durch einen besonders bescheidenen Lebenswandel auszeichneten. Und doch mussten wir in unserer Region erstaunlich häufig Ermittlungen im Dentalbereich führen.
    Die Zahngold-Tricks waren branchenintern durch die erhöhte Anzahl an Ermittlungen vonseiten der bundesdeutschen Steuerfahndungsstellen irgendwann aus der Mode gekommen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir in den 90er-Jahren vor einem neuen Berg von Dental-Mauscheleien standen: dem Millionenbetrug durch Prothetik-Tricks.
    Losgelöst wurde die Lawine durch eine Anzeige eines lokalen Finanzbeamten. Er war auf einen Bürger gestoßen, der steuerlich nicht geführt war, gleichwohl ein adäquates, begütertes Leben führen konnte. In der Tat schafften es einige Menschen bis zur Einführung der Steueridentifikationsnummer immer wieder, bei den Finanzämtern durchs Netz zu schlüpfen. Durch geschickte Wohnsitzverlegungen war es auch unserem Beschuldigten gelungen, den »Fängen« der Finanzbehörden zu entfliehen.
    Ob der entscheidende Hinweis von einem missgünstigen Nachbarn kam oder auf anderen Wegen Eingang in das zuständige Finanzamt gefunden hatte, ließ sich für uns nicht feststellen. Fakt war: Wir hatten gegen ein hessisches Ehepaar den Anfangsverdacht einer Steuerhinterziehung, holten uns den Durchsuchungsbeschluss und standen eines Morgens in der Hofeinfahrt eines villenähnlichen Hauses. Die Tür öffnete uns eine ganz in schwarz gekleidete Frau und teilte uns mit ruhiger Stimme mit, dass ihr Mann unlängst verstorben sei. Das sind die Momente, in denen man als Steuerfahnder innehält und seine Aufgaben für einen kurzen Moment kritisch hinterfragt. Was soll man in einem solchen Moment tun? Der Frau das Beileid aussprechen und ein paar Monate später wieder vorbeikommen? Mit dem Risiko, dass auch in der Trauerphase Unterlagen vernichtet und Spuren verwischt werden könnten?
    Es war unzweifelhaft eine unschöne Situation für alle Beteiligten, aber wir hatten diesen Durchsuchungsbeschluss – und unsere Ermittlungen richteten sich eben nicht nur gegen den verstorbenen Gatten, sondern gegen das Ehepaar. Nach ein paar Worten des Bedauerns versuchten wir, der trauernden Witwe zu erklären, dass wir leider dazu gezwungen waren, in ihrem Haus eine Durchsuchung durchzuführen. Die Frau ließ uns eintreten – vermutlich ahnend, was ihr in den folgenden Stunden bevorstand.
    Schon nach kurzer Zeit fielen uns wattierte Briefumschläge in die Hände, deren Inhalt uns nach eingehender Prüfung doch etwas stutzig machte. Auf den ersten Blick sahen die Gegenstände nach ordentlichen zahntechnischen Materialien aus – bei genauerer Betrachtung fiel jedoch auf, dass es sich um eine willkürliche Anhäufung von mutmaßlich wertlosen Teilen handelte: Fragmente von Brücken, Kronen, Zahnspangen und ähnlichen Gegenständen, die ich später in meinem Bericht als »Dentalschrott« bezeichnete. Etwa zur gleichen Zeit stießen wir im Arbeitszimmer des verstorbenen Mannes auf mehrere Aktenordner, die gefüllt waren mit Rechnungen eines griechischen Dentallabors – ausgestellt an Zahnärzte und Labore aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Beträge auf diesen Rechnungen beliefen sich zum Teil bis in den mittleren fünfstelligen Bereich. Wir spürten förmlich, dass sich hier eine größere Sache zusammenbraute.
    Im Arbeitszimmer fanden wir in einer Schublade auch die Auszüge von mehreren Konten des Ehepaars. Es war augenfällig, dass auf dem sogenannten Geschäftskonto, also der Bankverbindung, die auch auf den Rechnungen des griechischen Labors angegeben war, exakt die Beträge, die von den unzähligen Zahnärzten und deutschen Laborbetreibern mit Rechnungsnummern eingezahlt worden waren, in gleicher Höhe wieder bar abgehoben wurden. Die Frau stand schweigend im Raum, verweigerte jede Aussage und rief nach einiger Zeit ihren Anwalt an, der wenig später in der Villa erschien.
    Die

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