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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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setzten mehrere Mitarbeiter dieser Behörde unzählige Westpäckchen als außergewöhnliche Belastung in ihren Steuererklärungen ab.
    Von Versorgungspaketen konnte hierbei längst nicht mehr die Rede sein. Mitunter waren die Umschläge oder Kartons mit Altpapier gefüllt, in manchen Fällen waren sie auch leer und dienten den Empfängern in erster Linie der Vervollständigung von Briefmarkensammlungen. Manchmal wurden Burda-Mode-Schnittmuster in vier Teile geschnitten und auf vier Umschläge verteilt, der Stempel »Päckchen« und die erforderliche Postquittung kamen dazu, und fertig war das Steuersparmodell. Hätte man die angenommenen Werte der Paketinhalte – also mindestens 20 Mark je Päckchen – zusammengerechnet, wären Summen zusammengekommen, die deutlich über dem Jahreseinkommen der edlen Spender lagen – was einem aufmerksamen Finanzbeamten eines Tages dann auch aufgefallen ist. Bei der Überprüfung der erfindungsreichen Beamten durch die Steuerfahndung stellte sich überdies heraus, dass in Einzelfällen auch Postbeamte bei diesen Betrügereien mitgearbeitet hatten, indem sie gegen kleine Beteiligungen mehr Westpäckchen-Belege herausgaben, als jemals Päckchen nach drüben verschickt worden waren.
    Die Sache flog auf und wurde entsprechend bestraft. Dem hohen Beamten, der gleichsam als Drahtzieher dieses Steuerbetrugs gesehen werden musste, schadete dieser Skandal erstaunlicherweise nicht. Er gilt noch heute als angesehener und honoriger Bürger. Ein Staatsdiener, der nicht nur sich selbst, sondern auch den Steuerklärungen seiner Behördenkollegen gedient hat. Wenn man bedenkt, dass in Frankfurt Fahnder allein wegen ihrer professionellen Meinung mittels einer von der Behördenleitung angeordneten Amtsverfügung aus ihren Dienstverhältnissen entfernt wurden, muss die Karriere dieses »amtlichen« Steuerhinterziehers schon verwundern. Aber die Geschichte, wie eine Steuerfahndung zum Tatort werden konnte, wird an anderer Stelle noch erzählt.

Rechnungswesen – Im größeren Stil
    Nicht die Bohne
    Im Auto roch es nach frisch gemahlenem Kaffee. Ein herrlich-aromatischer Duft, der einem deutschen Zollbeamten im Bodenseeraum in die Nase stieg, als er sich zu den vier Insassen eines teuren Oberklassewagens herunterbeugte. »Haben Sie Waren anzumelden?«, fragte er routinemäßig. Die zwei Männer und Frauen verneinten gut gelaunt – alles im Rahmen, nichts zu verzollen, bitte durchwinken. Allein dieser Duft, herrlich. Geröstete Bohnen, fein gemahlen – der Odem des Genusses.
    »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich einen Blick in Ihr Auto werfe«, entgegnete der freundliche Grenzbeamte – in der festen Überzeugung, ein paar Tüten Kaffee zu finden, die in der Schweiz ein wenig billiger zu erstehen waren als in Deutschland und die es ab einer bestimmten Menge zu verzollen galt. Kein großer Fang. Keine Drogen, keine Waffen – nur ein bisschen Kaffeepulver, aber so war nun mal das Gesetz.
    Bei der Überprüfung des Autos fand der Zollbeamte Kaffee – ein Kilo zu viel –, ein paar Stangen Zigaretten – auch zu viel – und die Barzahlungsquittung eines Schweizer Kreditinstituts in Höhe von 200 000 Mark. Das war irgendwie auch zu viel.
    Der Beamte schrieb – wie in solchen Fällen üblich – eine Kontrollmitteilung an das zuständige Finanzamt, und die Mitarbeiter dort informierten umgehend die Steuerfahndung. Denn eines war mehr als ersichtlich: Hier war etwas faul.
    Wir besorgten uns zunächst einmal die Steuerakten der beiden Männer aus dem Luxuswagen. Es handelte sich um zwei Geschäftspartner – Bauingenieure. Auf den ersten Blick schien alles zu passen – zumal die beiden Unternehmer in der Vergangenheit ihr Geld vornehmlich mit Behördenaufträgen gemacht hatten. Öffentliche Bauvorhaben wie Gemeindehäuser, Sporthallen, Konzerthäuser, Schulen und Kindergärten dominierten die Auftragsbücher des Ingenieursbüros. Die Buchhaltung sowie die Steuererklärungen der zurückliegenden Jahre stimmten eins zu eins mit den beigelegten Rechnungen überein. Blieb allein die Frage, wie die beiden Geschäftspartner bei den Umsätzen, die sie zuletzt versteuert hatten, derartige Summen in der Schweiz liegen haben konnten. Diese Rechnung ging schlichtweg nicht auf.
    Die zwei Geschäftspartner hatten in der Tat gut verdient – und dementsprechend auch ordentlich Steuern bezahlt, aber einen mittleren Lebensstandard abgerechnet wäre es ihnen unter normalen Umständen nicht möglich gewesen,

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