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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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werden. Und zwar eines, das die Vorgesetzten in ihrer Autorität stärken und dem Rest der Steuerfahndung ganz klar vor Augen führen sollte: Ihr verhaltet euch schön brav und ruhig, ansonsten ergeht es euch wie dem Kollegen S.! Der zweite Zug in dem behördlichen Personalschachspiel wurde also vorab in der Hierarchieleiter nach oben hin abgesichert, das nächste Bauernopfer war gefunden: der Steuerfahnder AR Rudolf Schmenger. Und seine Hinrichtung wurde beschlossen, bevor er sich überhaupt eines angeblichen Vergehens schuldig gemacht hat. Es gab schon weniger deutliche Fälle, in denen von einem Skandal gesprochen wurde.
    Rudolf Schmenger, der sich gegen diese disziplinarrechtliche Maßnahme naturgemäß gewehrt hatte, wurde zum 31. März 2003 in die Konzernprüfungsabteilung versetzt. Seine Ausbildung zum Steuerfahnder hat sieben Jahre gedauert – ihn wieder abzusägen nur wenige Wochen. In der Großbetriebsprüfung wurden ihm nur sogenannte »Nullfälle« zur Bearbeitung übertragen, also Fälle, bei denen das Ergebnis schon vor der eigentlichen Prüfung feststand: keine Mehrsteuer. Die Versetzung des Amtsrates Schmenger sollte zunächst eine vorübergehende Maßnahme sein, zum 1. Oktober wurde er dann jedoch endgültig und abschließend aus der Steuerfahndung entfernt. Türschilder wurden dann gewechselt und der Netzzugang zu seinen elektronisch gespeicherten Daten gesperrt. Rudolf Schmenger hatte sich unter anderem gegen die Amtsverfügung 2001/18 gewandt und musste dafür mit seiner Stelle bezahlen – Friendly Fire, Teil 2.
    Die Tatsache, dass dem Steuerfahnder Schmenger zu jener Zeit bereits gesundheitliche Probleme zu schaffen machten – ein angeborenes Nierenleiden verschlimmerte sich in der Phase der behördlichen Zumutungen beträchtlich –, beeinflusste die beteiligten Personen offenkundig nicht in ihrer Personalentscheidung. Der Mann wurde zusehends kränker – oder womöglich sogar krank gemacht.
    Auch andere Kollegen traf es. Die federführende Sachbearbeiterin, die die Ermittlungen gegen die Hertie-Stiftung geführt hatte, wurde gegen ihren Willen versetzt. Der Sachgebietsleiter des Hertie-Teams und stellvertretender Personalratsvorsitzende
Dr. Torsten Kimpel, bei den Fahndern der beliebteste Sachgebietsleiter, wurde vom Vorsteher des Finanzamtes in die Konzernprüfung verlegt.
    Der Bankkoordinator weg, der Fahnder Schmenger aus dem Bankenteam ebenfalls verbannt – in der Steuerfahndung Frankfurt regte sich in wachsendem Maße Widerstand. Was in den zurückliegenden Monaten geschehen war, ließ sich kaum noch mit üblichen Umstrukturierungsmaßnahmen oder herkömmlichen Karriereschritten verkaufen. Ein Klima der Angst machte sich in der Behörde breit. War das alles nur ein dummer Zufall? Las man Dinge in diese Versetzungen hinein, die vielleicht doch gänzlich unverdächtig waren? Handelten hier wild gewordene Führungskräfte oder zog jemand im Ministerium die Strippen? Wen würde es als Nächsten treffen? Und wie sollte man sich künftig verhalten? Ducken, Dienst nach Vorschrift? Oder am Ende gar aufbegehren?
    Fast eine Gemeinschaft
    Am 9. April 2003 trafen sich etwa 70 Mitarbeiter der Steuerfahndung nach Dienstschluss in der Hessischen Landessportschule zu einem Informationsaustausch. Zu viele kleine und große Geschichten und Gerüchte kursierten zu jener Zeit durch die Gänge. Es schien an der Zeit zu sein, die komplette Abteilung auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen – und möglicherweise gemeinsam etwas zu unternehmen. Ein ergiebiger, produktiver Abend, an dessen Ende, nach drei Stunden Diskussion, beschlossen wurde, alles, was gesammelt werden konnte, zu dokumentieren und in einem Schreiben – auf dem Dienstweg – an den Ministerpräsidenten Roland Koch und Finanzminister Karlheinz Weimar zusammenzufassen. Jeder Fahnder gab 50 Euro in eine Kasse, die man dazu verwenden wollte, das Schreiben an die Landesregierung anwaltlich prüfen und überarbeiten zu lassen. Endlich passierte also etwas – so schien es.
    Es wurde ein sachlicher, aber in einigen Teilen auch persönlicher, gleichsam verzweifelter Hilferuf an den konservativen Landesvater. Die Steuerfahnder glaubten und hofften, in dem Politiker, der einer Partei angehörte, die in ihren Grundprinzipien Law and Order festgeschrieben hatte, möglicherweise so etwas wie Aufgeschlossenheit gegenüber ihrem Anliegen vorzufinden. Allein der Appell:
    »Wir sind Steuerfahnder und Steuerfahndungshelfer des Finanzamtes Frankfurt V

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