Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)
Weiterhin versuchte ich mich auch auf Stellen außerhalb der Finanzverwaltung, die im Rahmen der sogenannten PVS, einer Stellenbörse innerhalb der hessischen Verwaltung, ausgeschrieben wurden, zu bewerben.
Als ich eine ehemalige Kollegin aus dem Finanzamt Frankfurt V, die mittlerweile bei der PVS arbeitet, fragte, warum ich keinen Erfolg bei den Ausschreibungen hätte, bedeutete sie mir, dass das mit dem Untersuchungsausschuss und der ganzen ›Steuerfahnderaffäre‹ zu tun hätte und da von ganz oben mitgeredet würde.
Im Januar 2005 entschloss ich mich dann, mich beim Zollkriminalamt in Köln zu bewerben, und wurde dort auch, trotz meiner Vorgeschichte, die ich offen kommunizierte, eingestellt und trat auch zum 2.5.2005 in Köln (zur Überraschung aller) meinen Dienst an.
Ich war damit der Erste, der aus der Servicestelle rausgelassen wurde. Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit, ich nehme aber an, dass daran auch die Intervention von Herrn Irmer ›schuld‹ ist.«
Ein vermeintliches Dienstvergehen hatte dem Steuerfahnder Försterling den lang ersehnten Befreiungsschlag gebracht: Er hielt sich bei seiner Bewerbung beim Zollkriminalamt in Köln einfach nicht an den vorgeschriebenen Dienstweg. Und schaffte so den Absprung aus dem Archipel Gulag.
Der Blackout
Am 22. Juni 2005 sollten endlich Steuerfahnder im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags gehört werden. Es war ein erstes positives Signal, das wir aus diesem gleichsam undurchsichtigen Ausschuss bekommen hatten und es wurde entsprechend hoffnungsfroh in unserem Amt aufgenommen. Endlich sollten die Betroffenen zu Wort, endlich die Wahrheit ans Licht kommen. Das hofften wir …
Die erste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Von den in den Ausschuss geladenen Steuerfahndern war nur einer direkt von den Versetzungen und Sanktionen betroffen, die anderen wussten zu den Vorfällen eigentlich gar nichts zu berichten. Und erneut stellte sich die Frage, wer im Hintergrund wieder die Strippen gezogen hatte? Warum wurde nicht der Steuerfahnder Schmenger geladen, der wegen einer zwielichtigen Disziplinarmaßnahme versetzt worden war, die vor Gericht wieder kassiert wurde? Warum nicht der Oberamtsrat Wehrheim, der sich als Schwerbehindertenvertreter für den Steuerfahnder Schmenger eingesetzt hatte und als selbst schwerbehinderter Beamter schließlich auch zwangsversetzt wurde? Warum nicht der Steuerfahnder Wehner, der gegen eine gesetzeswidrige Durchsuchung protestiert hatte und der Staatsanwaltschaft auf Geheiß wichtige Ermittlungserkenntnisse in diesem Fall verschweigen musste? Es roch schon wieder höchst merkwürdig, bevor es am 22. Juni überhaupt zu den Befragungen kam.
Die Hoffnung lag allein auf Eduard T. (Name geändert), einem Kollegen aus der Servicestelle Recht. Er war es damals, der als Präsident des Hessischen Leichtathletikverbandes die Räume für das Treffen der 70 Steuerfahndungsmitarbeiter im April 2003 bereitgestellt hatte. Er war es, der wie andere in den Archipel Gulag versetzt wurde, nachdem das Aufbegehren der Frankfurter Steuerfahndung gegen die Amtsverfügung 2001/18 gescheitert war, und er hatte an der Petition mitgearbeitet, die wir im November 2004 an die Abgeordneten des Hessischen Landtags geschickt hatten. Er war unser Mann.
Nun, er wäre unser Mann gewesen, wenn er vor dem Untersuchungsausschuss nicht eine besonders hässliche Form einer Amnesie erlitten hätte – einen Blackout, wie er es nannte. Ein Gedächtnisverlust, der möglicherweise von oben angeordnet worden war, wie der Mann später andeutungsweise einräumte …
Die Zuschauerränge waren in der öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Hessischen Landtags an diesem 22. Juni 2005 gut besetzt. Mit großer Spannung erwarteten auch die zahlreich erschienenen Steuerfahnder die Befragung ihres Kollegen Eduard T. Seiner Aussage wurde schließlich Gewicht beigemessen und sollte den langsam vor sich hin stolpernden Untersuchungsausschuss ein wenig in Bewegung bringen.
Eine der ersten Fragen an den ehemaligen Steuerfahnder T. war eine unverfängliche. Ein Ausschussmitglied wollte wissen, ob Eduard T. zwischen seiner Versetzung in die Servicestelle Recht und dem Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags einen Zusammenhang sehen würde. Genau das hatten wir – mit Eduard T. als Mitverfasser – in unserem Schreiben an die Landtagsabgeordneten behauptet. Der Steuerfahnder T. erklärte nach kurzem
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