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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auch nicht. Er spürte kaum den Einstich, drehte aber doch den Kopf zur Seite, um nicht sehen zu müssen, wie das Blut in den Kolben der Spritze quoll. Er fühlte nur ein leises Ziehen, als es begann aus der Vene zu fließen.
      «Na also», sagte die Krankenschwester lächelnd und drückte einen alkoholgetränkten Wattebausch auf die Einstichstelle. «Schon vorbei. Sie können jetzt wieder zurückgehen zu Dr. Willis.»
      Trevor verfügte sich wieder in das kleine Sprechzimmer, wo ihn Dr. Willis freundlich empfing.
      «Ich möchte jetzt, daß Sie sich auf diesen Stuhl dort setzen und ganz entspannt zurücklehnen», sagte er mit leiser, eindringlicher Stimme, als wolle er Trevor hypnotisieren. «Es wird nicht lange dauern. Nur noch ein zusätzlicher kleiner Test.»
      Willis drehte ihm den Rücken und nahm einen blitzenden Gegenstand von einem weißen, nierenförmigen Tablett.
      «Ziehen Sie bitte nur Ihre Hose runter, Peter. Auch die Unterhose, ja, so ist es gut», sagte er und kam auf Trevor zu, eine Art größerer Nähnadel in der Hand haltend, die er allerdings an der Spitze gefaßt hatte und deren Nadelöhr ungewöhnlich groß zu sein schien.
      Trevors Muskeln versteiften sich bei jedem Schritt, den der Arzt näher kam. Einen Augenblick lang meinte er, sein Peiniger trage einen schmutzigen Kittel und eine mit Leukoplast umwickelte Kassenbrille.
      «Entspannen Sie sich, Peter», sagte Willis und beugte sich vor, «ich werde das jetzt ganz vorsichtig einführen ...»
     
    * 4
     
    Der Anruf wurde exakt um 16 Uhr 17 durchgestellt.
      «Chief Inspector Banks?» fragte eine unbekannte Stimme.
      «Ja.»
      «Hier spricht Inspector MacLean, Kripo York.»
      Banks umklammerte den Hörer fester. Er spürte, wie seine Handflächen feucht wurden und sich schlüpfrig anfühlten gegen das schwarze Bakelit. «Ja, ich höre.»
      «Es handelt sich um Ihre Anfrage. Der hiesige Tripper-Laden hat uns vor ein paar Minuten angerufen. Scheint, als hätten sie Ihren Knaben da. Sieht aus wie achtzehn, könnte aber auch jünger sein und scheint sich in York nicht besonders gut auszukennen. Hat sich sehr vage ausgedrückt über die Umstände, wie er sich das Leiden geholt hat. Die berühmte Tripperfalle - entschuldigen Sie das Wort - mit der Nutte in der dunklen Straße, Sie verstehen? Der Doktor hatte das deutliche Gefühl, daß die Geschichte total improvisiert war. Klingt das nach dem Burschen, den Sie suchen?»
      «Und ob», erklärte Banks, vor Aufregung mit den Fingern auf seinem Schreibtisch trommelnd. «Was gibt es noch?»
      «Nicht sehr viel», fuhr MacLean in seinem trockenen Ton fort. «Die Vorderzähne etwas angeschlagen, okay, aber kaputte Zähne hat dieses Jungvolk ja heutzutage durch die Bank. Ich war drüben in den Staaten, zu 'nem Austauschjob vor zwei Jahren, und diese Amerikaner finden es einfach kriminell, wie die Briten ihre Zähne behandeln - oder vielmehr nicht behandeln, wenn Sie wissen, was ich meine. Drüben heißt es, daß man einen Briten sofort an seinem Gebiß identifiziert. Wissen Sie . ..»
      «Inspector ...» unterbrach ihn Banks.
      «Tut mir leid», entschuldigte sich MacLead. «Sie haben's wahrscheinlich ziemlich eilig, ihn in die Finger zu kriegen, wie?»
      «Ziemlich, ja. Wo ist er jetzt?»
      «Immer noch in der Tripperbude. Wir halten ihn fest in dem Laden. Hab ein paar Uniformierte dafür abgestellt. Seine Behandlung soll er natürlich kriegen, ist ja klar. Sie wissen doch, daß er noch 'n paar Schuß brauchen wird, oder? Sollen wir Ihnen den Knaben anliefern?»
      «Nein, danke. Ich hol' ihn mir selbst.»
      «Froh, das zu hören. Wir sind nämlich 'n bißchen unterbesetzt hier unten.»
      «Welchen Namen hat er angegeben?»
      «Upshaw. Peter Upshaw. Klingelt's da bei Ihnen?»
      «Nein, aber der wird ja wohl sowieso falsch sein», meinte Banks und notierte die Adresse der Klinik. «Ich bin in etwa einer Stunde da - und vielen Dank, Inspector MacLean.»
      «Gern geschehen», antwortete MacLean und legte auf.
      «Sergeant Hatchley!» bellte Banks, sprang auf und riß die Tür zum Korridor auf.
      Zum zweitenmal an diesem Tag erschien Hatchley mit hochrotem Gesicht und nach Atem ringend, aber diesmal gab Banks keinen Kommentar zu seiner schlechten Kondition. Seine dunklen Augen blitzten im Vorgefühl des Erfolgs, als er dem Sergeant übermütig auf die breite, wohlgepolsterte Schulter klopfte und fragte: «Na, wie wär's mit einem

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