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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Gefühl, daß da irgendwas nicht stimmte, als ich mit ihm und seinem Vater gesprochen habe.»
      «Dieser Hinweis mit dem faulen Zahn, Sir. Wenn er ...»
      Banks machte eine wegwerfende Handbewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen. «Das alleine bringt uns auch nicht weiter, das wissen Sie so gut wie ich. Wenn er allerdings diesen Tripper ...»
      «Wir könnten ihn doch immerhin schon mal herholen und ein bißchen unter Druck setzen.»
      «Das ist keine Lösung. Sein Vater würde sicher darauf bestehen, dabei zu sein. Außerdem würde er garantiert mit einem dieser gottverdammten Anwälte anrücken, und dann würde keiner mehr den Mund aufmachen. Wenn Sharp unser Knabe ist, brauchen wir Beweise, bevor wir ihn wieder in die Zange nehmen - oder wir sind ihn ein für allemal los.»
      Hatchley kratzte sich an seinem Hinterteil. «Und was ist mit der Frau?» fragte er.
      «Thelma Pitt?»
      «Ja.»
      «Sie hat doch gesagt, daß sie ihn nicht eindeutig identifizieren könnte, und wir dürfen in dieser Hinsicht kein Risiko eingehen. Wenn wir ihn schnappen, dann soll er auch hier festsitzen und nicht einfach wieder rausspazieren können wegen irgendeines formaljuristischen Fehlers. Außerdem möchte ich ihr die Prozedur eigentlich nicht zumuten, bevor wir etwas mehr in der Hand haben. Wenn Sharp derjenige war, hat er sich mit Sicherheit angesteckt und wird früher oder später in einer der Ambulanzen auftauchen. Und dann haben wir ihn am Haken.»
      Hatchley nickte und machte sich auf den Weg nach unten in die Kantine.
      Als man ihm den Kaffee brachte, wurde Banks einmal mehr bewußt, warum er es vorzog, seine Pausen im Golden Grill zu verbringen. Er schwenkte seinen Schreibtischstuhl in Richtung Fenster, steckte sich eine Zigarette an, schaute mit leerem Blick über den Marktplatz und beobachtete das frühmorgendliche Treiben. Vor den Geschäften hielten die Lieferwagen, abgestellt in der zweiten Reihe; der Pfarrer warf einen Blick auf seine Armbanduhr und hastete in die Kirche; eine Hausfrau mit einem karierten Kopftuch rüttelte an der Ladentür von Bradwell's Grocery, der offenbar noch geschlossen hatte.
      Banks nahm diese Aktivitäten nur am Rande seines Bewußtseins wahr. Er stand kurz vor der Lösung der Hauseinbrüche und des Überfalls auf Thelma Pitt - er wußte es, fühlte es in seinen Knochen -, aber er konnte nichts tun, um die Dinge zu beschleunigen. Wie so oft in diesem Beruf, mußte er sich in Geduld üben; diesmal mußte er sogar der Natur ihren Lauf lassen, im wahrsten Sinne des Wortes.
      Während er eine weitere Zigarette rauchte, erwachte der Markplatz allmählich zum Leben. Als die ersten Touristen in die normannische Kirche strebten, hatte auch Bradwell's Grocery endlich die Türen geöffnet, um aus einem orangefarbenen Lieferwagen mit aufgemaltem Sombrero die Paletten mit frischen Früchten entgegenzunehmen. Die Frau mit dem karierten Kopftuch war nicht mehr zu sehen.
      Als der Morgen schon halb vorbei war, hatte Banks genug von der Enge seines Büros. Er teilte Sergeant Rowe mit, daß er das Haus für eine halbe Stunde oder etwas mehr verlassen würde, und begab sich auf einen Fußmarsch, um einen Teil seiner Rastlosigkeit loszuwerden.
      Mit schnellen Schritten überquerte er den Marktplatz, knöpfte sich im Gehen seinen Mantel zu und eilte auf direktem Weg durch die sich anschließenden engen Gassen und blühenden Gärten hinunter zum Fluß.
      Die langsam dichter werdenden Wolken hatten die Sonne noch nicht ganz verdeckt, aber einen dünnen Schleier über ihre Strahlen gezogen, der das grelle Licht dämpfte und die ganze Landschaft wie ein sanftes Aquarell erscheinen ließ, mit zarten Tönen von Grün, Gelb, Orange, Braun und Rot. Ein Geruch von herannahendem Regen lag in der auffrischenden Brise, die aus Nordwesten zu kommen schien, über die Tiefen des Swainsdale. Der Wind trieb den Fluß vor sich her durch sein terrassenförmiges Bett, so daß das konstante gurgelnde Rauschen der Stromschnellen bis hinauf zu den Bäumen entlang des Ufers ertönte. Die ersten Blätter fielen, wehten über den Boden und endeten überwiegend in den Fluten des Flusses.
      Jenseits des Swain verlief ein weiterer Fußweg mit Bäumen und Blumenbeeten. Durch die schwankenden Äste konnte man die Front der dahinterliegenden Häuser erkennen, die durch den angrenzenden Grüngürtel von der Siedlung East Side getrennt waren. Banks wußte, daß Jenny in einem dieser Häuser

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