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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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heraus, Brian verkündete, er langweile sich zu Tode bei seinen Lifeboys und wolle nie wieder hingehen. Banks half den beiden, sich zum Schlafengehen zu rüsten, verfrachtete sie nach oben in ihre Zimmer und steckte sie ins Bett. Gähnend vor Müdigkeit, kam er wieder nach unten.
      «Ich muß noch mal los», sagte er. «Es ist noch einiges zu klären.»
      Sandra nickte nur. Es war nichts Neues für sie.
      «Es wird wohl spät werden», fügte Banks hinzu, «wartet also nicht auf mich.»
      Einigermaßen verwirrt, sich von zwei Frauen verabschieden zu müssen, bückte er sich zu Sandra, um sie auf die Wange zu küssen, nickte dann Jenny kurz zu und eilte zur Tür. Obwohl er seine Prioritäten längst gesetzt hatte, war es doch ein seltsames Gefühl, beide zusammen zu erleben. Während er sich zu Fuß auf den Weg machte - ohne Walkman, aber dankbar, die klare Nachtluft atmen zu können -, stellte er fest, daß dieses höchst beunruhigende Gefühl nichts mit Sexualität zu tun hatte. Nichts mit der Schönheit und der körperlichen Anziehungskraft beider Frauen, nur mit der sehr bestimmten Ahnung, daß es ein starkes Band gab zwischen ihnen, eine Nähe, die ihn ausschloß, die keiner Worte bedurfte und ihm den Eindruck vermittelt hatte, als sei er ein plumper, gefühlloser Klotz in Gegenwart zweier unbegreiflicher Wesen von einem anderen Stern.
     
    * 2
     
    Auf dem Revier herrschte Hochbetrieb. Die Zivilfahnder waren bereits von ihren Beobachtungsposten in den Pubs abgezogen worden und drängten sich um den neuen Dienstplan, um festzustellen, wer nach Hause durfte und wer im Einsatz blieb. Dazu klingelte pausenlos das Telefon, weil nahezu jeder Bewohner der Siedlung East Side das Bedürfnis verspürte, von der Schießerei Meldung zu machen.
      Im ersten Stock war es deutlich ruhiger. Die Sharps waren in einen Vernehmungsraum verfrachtet worden, und die Tür zu Gristhorpes Büro stand offen. Kaum war Banks um den Treppenabsatz gebogen, steckte der Superintendent auch schon seinen Kopf aus der Tür und rief Banks zu sich herein. Der Raum war abgedunkelt bis auf eine einzelne Tischlampe, die ihren matten Schein über die Bücherregale und die gemütlichen Ledersessel warf, doch das einzige, was Banks im Moment wirklich brauchte, war eine weitere Zigarette. Als habe er seine Gedanken gelesen, zog Gristhorpe die unterste Schublade seines Schreibtischs auf, nahm einen Aschenbecher aus dem Queen 's Arms heraus und schob ihn Banks zu.
      «Nur diese eine, Alan, ich sehe ein, daß Sie's nötig haben. Weiß der Himmel, warum die Leute so fanatisch sind auf Sachen, die erwiesenermaßen zu Krebs führen.»
      «Es gibt keinen schlimmeren Fanatiker als einen ehemaligen Raucher», scherzte Banks, der wie alle anderen wußte, daß Gristhorpes Antiraucherkampagne erst recht jungen Datums war.
      «Wie stehen die Dinge, Alan?»
      «Recht gut, alles in allem. Angenehm, sich einmal für einen Augenblick entspannen zu können. Ich bin bisher noch gar nicht dazu gekommen, mir bewußt zu machen, was überhaupt passiert ist.»
      «Das hat ja auch noch reichlich Zeit. Es genügt, wenn Sie morgen Ihren Bericht machen. Mit Sandra alles in Ordnung?»
      «Ja. Sie ist entweder zäher als ich oder eine begnadete Schauspielerin.»
      «Ich glaube, sie hat einfach nur gewisse versteckte Tiefen, Alan, und starke Reserven. Sie wären erstaunt, wie viele Frauen das haben. Meine eigene zum Beispiel - Gott hab' sie selig - war sicher die sanfteste, freundlichste Frau auf Erden. Und so zartbesaitet, daß Sie gedacht hätten, sie würde beim geringsten Schimpfwort in Ohnmacht fallen. Trotzdem hat sie im Krieg als Lazarettschwester gearbeitet, wie Alice Madock, und ihre halbe Familie zu Grabe tragen müssen. Aber sie hat nie mit der Wimper gezuckt oder sich beklagt - nicht einmal als dieser verdammte Krebs sie erwischt hat. Allerdings war sie auch aus Yorkshire, versteht sich.»
      Banks lächelte. «Versteht sich.»
      «Die meisten anderen in Ihrer Lage wären sicher sofort zu ihren Frauen gelaufen, aber Sie haben es richtig gemacht. Sie haben beides abgewogen und sich für den Platz entschieden, wo man Sie am nötigsten gebraucht hat.»
      «Es war weniger eine logische Entscheidung, aber bei einiger Überlegung gab es nur einen Platz, wo ich wirklich sein mußte.»
      «Das wußten Sie, und ich weiß es auch. Jemand mit weniger Verantwortung hätte sich allerdings wahrscheinlich von seinen Emotionen mitreißen

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