oder Verbot, das da mit hineinspielt, verleiht diesem Akt in seinen Augen nur eine besondere Intensität. Masturbiert dieser Mann eigentlich, während er den Frauen zusieht?» «Ich weiß nicht. Wir haben jedenfalls keine Samenspuren gefunden.» «Haben Sie genau nachgesehen?» «Die Jungs aus dem Labor waren jedesmal vor Ort. Wenn da etwas zu entdecken gewesen wäre, hätten sie es ganz bestimmt gefunden.» «Okay, das spielt ohnehin keine große Rolle. Wahrscheinlich reichen die Hosen als Schutz - oder er speichert den Anblick in seiner Phantasie und masturbiert später.» «Über welche Art Mensch reden wir hier eigentlich?» «Sie fragen nach seiner Persönlichkeit?» «Ja.» «Da muß ich wieder ein wenig vage bleiben. Er kann ein introvertierter Typ sein oder das Gegenteil, extrovertiert. Er kann groß oder klein sein, dünn oder dick ...» «Das ist wirklich sehr vage.» Jenny lachte. «Ja, da haben Sie recht. Tut mir leid, aber es gibt leider keinen bestimmten Typ. In gewisser Weise ist es weitaus einfacher, einen echten Psychopathen zu beschreiben, einen Sexualmörder zum Beispiel. Der Voyeur - der wissenschaftliche Ausdruck für dieses Phänomen ist übrigens Skopophilie - ist nicht einfach irgendein Fiesling, der als heimtückischer Einzelgänger durch die Welt läuft. Die Handlungen unseres Mannes sind im wesentlichen bestimmt von Frustration, tiefer Frustration über das Leben im allgemeinen und menschliche Beziehungen im besonderen. Möglicherweise ist seine erste wichtige sexuelle Erfahrung durch Voyeurismus zustande gekommen, indem er etwas beobachtet hat, das er nicht sehen durfte - die Eltern beim Liebesakt zum Beispiel -, und seitdem empfindet er alles als große Enttäuschung, vor allem den Sex. Sicher hat er auch beträchtliche Schwierigkeiten, den eigentlichen Sexualakt zu vollziehen. Was nun den Voyeurismus - oder die Skopophilie - zu dem macht, was wir mit bezeichnen, ist die simple Tatsache, daß der Skopophile seinen Lustgewinn einzig und allein aus dem Zusehen bezieht. Natürlich wird niemand bestreiten wollen, daß das Anschauen des anderen ein integraler Bestandteil des Sexualakts ist. Viele Männer mögen es und finden es erregend, ihren Partnerinnen beim Ausziehen zuzusehen. Andere gehen gern in Stripteaselokale, und was immer man auch in der Frauenbewegung von diesen Dingen halten mag - niemand würde diese Männer ernsthaft als abnorm im klinischen Sinne bezeichnen. Der Skopophile hingegen bleibt in der prägenitalen Phase verhaftet, seine sexuelle Entwicklung hat eine Art Kurzschluß erlitten, und wie immer seine Lebensumstände sein mögen - ob er allein lebt, in einer Ehe, mit den Eltern oder einem dominierenden Elternteil -, er wird sie im wesentlichen als frustrierend empfinden. Er wird sich unter Druck fühlen und infolgedessen das intensive Bedürfnis haben, sich davon zu befreien, sich ein Ventil zu suchen. Daß er verheiratet ist, ist eher unwahrscheinlich, wenn doch, wird er ernsthafte Probleme haben. In der Regel jedoch lebt er allein, da er in seiner sexuellen Entwicklung nicht reif genug ist, um den Ansprüchen einer normalen Frau aus Fleisch und Blut gewachsen zu sein - es sei denn, sie ist selbst eine besonders ungewöhnliche Person.» «Ich verstehe», sagte Banks und zündete sich eine Zigarette an. «Sieht also nicht danach aus, als würden wir's leicht haben mit ihm, wie?» «Richtig, aber man hat es nie leicht, wenn's um Menschen geht. Wir sind schon unglaublich komplexe Wesen.» «Ach, und ich dachte immer, ich wäre ein ganz einfacher und unkomplizierter Mensch.» «Alan Banks - Sie sind wahrscheinlich der komplizierteste in dem ganzen Verein. Wo wir gerade dabei sind - was hat eigentlich ein netter Mann wie Sie bei der Polizei verloren?» «Er verdient sich seinen Lebensunterhalt und versucht, das Gesetz zu hüten. So einfach ist das.» «Würden Sie auch ein Gesetz hüten, das Ihnen nicht richtig erscheint?» «Ich weiß nicht.» «Angenommen, das Gesetz würde bestimmen, daß jemandem die Hand abgehackt wird, wenn er ein Stück Brot stiehlt? Würden Sie dann herumgehen und nach Brotdieben Ausschau halten?» «Ich vermute, daß ich wohl nicht bei der Polizei wäre in einer derartigen Gesellschaft.» «Eine sehr vage Antwort.» «Was soll ich Ihnen sagen?» meinte Banks achselzuckend. «Zumindest ist es eine ehrliche