Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
Antwort.»
«Na schön, und was ist mit den Drogen-Gesetzen? Was ist mit den Studenten, die Hasch rauchen?»
«Was soll die Frage?»
«Ich meine - stellen Sie ihnen nach? Finden Sie, daß man es ahnden sollte, wenn die Leute Hasch rauchen?»
«Solange das gegen ein Gesetz verstößt, ja. Wenn Sie aber wissen wollen, ob ich mit allen Gesetzen dieses Landes einverstanden bin, heißt die Antwort nein. Aber wir haben durchaus einen gewissen Spielraum bei der Strafverfolgung und handhaben diese Dinge recht diskret, verstehen Sie? Hinter irgendwelchen haschrauchenden Studenten sind wir heute nicht mehr sehr eifrig her, dafür interessieren wir uns mehr für die Herrschaften, die das Heroin überall verbreiten.»
«Warum sollte jemand nicht Heroin nehmen dürfen, wenn er das so will. Damit tut er doch sonst niemandem weh.»
«Mit dem gleichen Recht könnte ich Sie fragen, warum sollte ein Mann nicht herumlaufen und die Frauen beim Ausziehen beobachten dürfen? Das tut ja auch keinem weh.»
«Sie wissen ganz genau, daß das nicht dasselbe ist. Außerdem tut es der Frau sehr wohl weh. Sie hat einen Schock und fühlt sich erniedrigt.»
«Nur, wenn sie davon weiß.»
«Wie?»
«Sie müssen das so sehen: Bisher sind vier dieser Vorfälle registriert worden - aber wie viele wurden möglicherweise gar nicht bemerkt? Wie oft hat er sich wohl ungesehen davonstehlen können, was meinen Sie?»
«Darüber habe ich noch nicht nachgedacht», räumte Jenny ein. «Übrigens mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich keineswegs vergessen habe, worüber wir vorhin sprachen, bevor Sie mich so geschickt abgelenkt und zur Arbeit gerufen haben.» Sie lächelte ihm spöttisch nach, während er zur Bar ging, um frische Drinks zu besorgen.
«Ich nehme an», fuhr sie fort, als Banks zurück war, «daß er theoretisch jede Nacht unterwegs gewesen sein kann - aber ich bezweifle, daß er es tatsächlich getan hat.»
«Warum?»
«Die meisten sexuellen Aktivitäten - die normalen wie die pervertierten - bedürfen einer Art Reifeperiode zwischen den jeweiligen Taten. Die Dauer variiert und hängt davon ab, wann sich wieder ein gewisser Druck aufgebaut hat, der nur auf diese Weise abgelassen werden kann.»
«Verstehe. Etwa ein- oder zweimal pro Woche - oder wäre das zu viel?»
«Für wen? Für Sie oder für mich?»
«Lenken Sie nicht ab. Für unseren Mann natürlich.»
«Nein, ich würde sagen, einmal pro Woche - allerhöchstens zweimal müßten ihm reichen.» Unvermittelt brach sie in lautes Gelächter aus und hielt sich die Hand vor den Mund. «Tut mir leid, ich bin manchmal ein bißchen albern. Sie machen mich wahrscheinlich nervös.»
«Scheint an meinem Beruf zu liegen. Obwohl ich mich manchmal frage: Was war eher - die Henne oder das Ei? Mache ich die Leute nervös, weil mir das unbewußt in Fleisch und Blut übergegangen ist durch meinen ständigen Umgang mit Kriminellen - oder war ich schon vorher so und habe mich deshalb für den Job entschieden?»
«Und?»
«Ich hab nur gesagt, daß ich mir gelegentlich diese Frage stelle, nicht, daß ich eine Antwort weiß. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie mich erst besser kennen, wird es Ihnen nichts mehr ausmachen.»
«Versprochen?»
«Kommen wir zurück aufs Geschäft.»
«In Ordnung.» Jenny wischte sich die Lachtränen aus den Augen, setzte sich gerade hin und brach erneut in einen Lachkrampf aus. Banks betrachtete sie lächelnd, und bald schaute auch der Rest der Gäste zu ihnen herüber. Jenny wurde feuerrot, passend zu ihrem Haar, das hin und her züngelte wie die Flammen hinter dem Kamingitter.
«Oh, es tut mir leid, wirklich, ich bin untröstlich», sagte sie schließlich. «Wenn ich einmal in diesem Zustand bin, kann ich mich kaum noch bremsen. Sie müssen mich für eine komplette Idiotin halten.»
«Keineswegs», bemerkte Banks trocken. «Ich schätze Leute mit Humor.»
«Ich glaube, es geht mir schon besser», meinte sie und nippte vorsichtig an ihrem Glas Bitter. «Schuld daran sind nur diese ständigen Zweideutigkeiten, hick!» Sie legte die Hand auf ihre Brust. «Jetzt bekomm' ich auch noch einen Schluckauf!»
«Sie müssen einfach ein Glas Wasser trinken, in umgekehrter Position», erklärte Banks, «das ist das beste Mittel gegen Schluckauf, das ich kenne.»
Jenny sah ihn stirnrunzelnd an. «Sie meinen, ich soll auf dem Kopf
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